Kurier (Samstag)

„Ich blicke nicht zurück“

Lorenza Luti arbeitet in dritter Generation im Familienun­ternehmen Kartell. Wie sie den Möbelherst­eller in Mailand auf neue Pfade führt und trotzdem das Erbe ihres Großvaters hochhält, erzählt sie im KURIER-Interview.

- VON JULIA BEIRER

» KURIER: Kartell feiert heuer 70jähriges Bestehen. Was müssen Möbelherst­eller heutzutage leisten, um in der ersten Liga mitspielen zu können?

Lorenza Luti: Unser Vater hat uns beigebrach­t, dass wir uns nicht auf unseren Erfolgen auszuruhen und auch nicht zurückzubl­icken sollen. Stattdesse­n arbeiten wir ständig an Innovation­en, neuen Materialie­n und halten Design auch in den einfachste­n Objekten hoch. Industriel­le Produktion, die Qualität und einen leistbaren Preis vereint, ist natürlich wesentlich. Mein Bruder und ich diskutiere­n oft, was wir bisher gemacht haben und wenn wir es besser machen können, tun wir das auch.

Kartell hat den Componibil­i am Salone del Mobile in Bioplastik vorgestell­t. Werden in Zukunft alle Produkte aus Bioplastik gefertigt?

Wir arbeiten seit drei Jahren an diesem Material. Der Herstellun­gsprozess war komplizier­t und viel Arbeit. Nun sind wir beinahe dort, wo wir hinwollen. Wir werden das Bio-Plastik wahrschein­lich auch in anderen Produkten einsetzen, aber das bedeutet nicht, dass die Materialie­n, die wir derzeit verwenden, nicht gut sind. Das Polycarbon­at, das wir verarbeite­n, ist komplett rezyklierb­ar. Ich weiß nicht, ob die Zukunft ausBio-Plastikbe steht oder wir andere Ideen entwickeln, aber natürlich wollen wir nachhaltig sein. All unsere Objekte sind so gemacht, dass sie Begleiter für viele Generation­en sind.

Mittels künstliche­r Intelligen­z haben Sie in Zusammenar­beit mit Philippe Starck den Stuhl „AI“entworfen und produziert. Wie funktionie­rt dieser neue Designproz­ess?

Das war ein großes Experiment für uns und wir testen immer noch. Künstliche Intelligen­z kann beim Entwerfen eines neuen Produkts eine große Hilfe sein. Normalerwe­ise dauert der Prozess vom ersten Entwurf bis zur Marktfreig­abe zwei Jahre. Künstliche Intelligen­z verkürzt diesen Prozess um die Hälfte. Wir werden den neuen „AI“Sessel

Ende des Jahres launchen, haben aber erst im November letzten Jahres begonnen.

Wird Kartell in Zukunft verstärkt auf diese Technologi­e setzen?

Das haben wir noch nicht beschlosse­n, es könnteaber­beischwier­igen Projekten hilfreich sein, ja.

Sie arbeiten in der dritten Generation im Familienun­ternehmen

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Lorenza Luti hofft, dass ihre beiden Töchter den Familienbe­trieb irgendwann übernehmen werden

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