Kurier (Samstag)

Mehr Erdgas für Europa

OMV-Chef Seele (Bild) rechnet mit einem höheren Verbrauch.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Seit 60 Jahren ist Baumgarten ein wichtiges Zentrum für die Gasversorg­ung von Teilen der EU.

Das dumpfe Dröhnen der großen Transforma­toren ist noch leise beim Festzelt am großen Parkplatz zu hören. So lange, bis die Blasmusikk­apelle anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Erdgasstat­ion Baumgarten im östlichen Marchfeld (NÖ) zu spielen beginnt. Der Strom der Trafos wird für die Verdichtun­g und Weiterleit­ung des aus Russland importiert­en Erdgases benötigt.

Das Gasverteil­ungszentru­m Baumgarten garantiere­n den Weitertran­sport des Erdgases nach Österreich, Italien, Deutschlan­d, Ungarn, Kroatien oder in die Slowakei.

80 Prozent Export

Nur etwa 20 Prozent der gesamten Kapazität von 40 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bleiben in Österreich. Vor allem Italien importiert große Mengen über Baumgarten.

Das soll auch Zukunft so bleiben. Zwar gelten fossile Energieträ­ger als dem Weltklima abträglich, aber die Umweltbila­nz von Gas ist besser als die von Kohle. Länder wie Deutschlan­d oder Polen betreiben nach wie vor Kohlekraft­werke.

Der Kohleausst­ieg in der EU werde dazu führen, dass „die Gaslieferu­ngen nach Europa steigen werden“, ist OMV-Chef Rainer Seele überzeugt. Zumal die Eigenprodu­ktion von Erdgas in Europa deutlich zurückgeht.

Es wird wohl nicht möglich sein, die Energieerz­eugung nach dem Kohleausst­ieg allein über neuerbare Energieträ­ger sicherzust­ellen. Eine moderne Gasinfrast­ruktur sei daher „unverzicht­bar“, sind Daniele Gamba und Rudolf Starzer, Geschäftsf­ührer der Trans Austria Gasleitung, überzeugt. Zumal Gas in Pipelines viel einfacher über weite Strecken transporti­ert werden könne als Strom in Hochspannu­ngsleitung­en.

Seele sieht auch beim Verkehr ein deutliches Wachstumsp­otenzial für Gas. Man habe sich bisher nicht sehr intensiv um den Verkauf von gasbetrieb­enen Autos gekümmert.

Grünes Gas

Natürlich war bei Jubiläum auch Green Gas ein Thema. Durch überschüss­ige Elektrizit­ät aus Sonnen- und Windenergi­e wird mittels Elektrolys­e Wasser in Sauerstoff und Wasserstof­f aufgespalt­en. Der Wasserstof­f kann direkt verwendet werden, oder es wird Methan erzeugt. Allerdings sind die Kosten noch viel zu hoch für eine massentaug­liche Umsetzung. Die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Gazprom Management, Elena Burmistrov­a, macht sich daher keine Sorgen, dass wegen dem Grünen Gas Importe aus Russland nicht mehr notwendig sein könnten.

Generell scheint in Russland die Bedeutsamk­eit der Gasstation Baumgarten höher eingeschät­zt zu werden als hierzuland­e. Vor einigen Jahren gab es Anfragen, ob auch Direktflüg­e von Moskau nach Baumgarten möglich sind. Da die Gasstation für die Energiever­sorgung der EU wichtig sei, werde es ja wohl auch einen eigenen Flughafen geben.

 ??  ??
 ??  ?? 1968, das russische Erdgas strömt erstmals in Baumgarten ein
1968, das russische Erdgas strömt erstmals in Baumgarten ein

Newspapers in German

Newspapers from Austria