Kurier (Samstag)

Zum Riesentöte­r in nur sieben Jahren

Präsident Riegler wollte den Klub in die Bundesliga bringen und jubelt nun über die Euro-Sensation

- VON GÜNTHER PAVLOVICS UND NIKOLAUS TUSCHAR

Feiern oder nicht feiern – das war am Donnerstag keine Frage für Spieler und Betreuer des WAC. Nur: Wie viel Feier verträgt sich nach dem historisch­en 4:0 in Mönchengla­dbach mit dem nächsten Meistersch­aftsspiel am Sonntag in Hartberg? „Natürlich muss so ein Sieg gefeiert werden“, sagt Trainer Gerhard Struber. Mit dem Nachsatz: „Aber ich habe ja Profis, die wissen, was sie tun.“Um Mitternach­t brachen die Wolfsberge­r auf, um im nahen Düsseldorf noch zu feiern.

Am Freitagvor­mittag stiegen dann doch Teile der Delegation in recht ordentlich­em Zustand in den Bus zum Flughafen. Um 13.30 Uhr landete der Flieger mit den Euro-Helden in Klagenfurt.

Ankunft in Klagenfurt Eine Handvoll Fans wartete vor dem Eingang auf die Mannschaft und forderte Autogramme. Groß hingegen war das Medieninte­resse. Als einer der Ersten kam Lukas Schmitz durch den Ausgang. Für ihn als Deutschen war es ein ganz besonderes Erlebnis. Seiner Ansicht nach hatten die Gladbacher den WAC zumindest „ein wenig“unterschät­zt. Daheim in Wolfsberg war man ebenfalls stolz auf den engagierte­n Auftritt. Bürgermeis­ter Hans-Peter Schlagholz sagte: „Einfach nur gewaltig. Man muss sich tief vor der exzellente­n und akribische­n Arbeit von Präsident Riegler verbeugen.“

Gewohnt leger, aber sichtlich stolz kam der als Letzter durchs Gate. „Meine Vision war es eigentlich, profession­ellen Fußball ins Lavanttal zu holen – sprich zweite Liga. Was jetzt passiert, ist schon gewaltig, hat aber viel mit

unserer kontinuier­lichen Arbeitswei­se zu tun.“

Seit 2006 ist der Unternehme­r Klubchef des Wolfsberge­r AC. Sechs Jahre später stieg der Verein sogar ins Oberhaus auf. Es folgte auf den Abstiegska­mpf die erstmalige Tabellenfü­hrung im Herbst 2014 und die erstmalige Teilnahme am Europacup 2015. Sportlich litten danach aufgrund des engen Kaders die Leistungen in der Meistersch­aft. Nach 16 Runden war der WAC sogar Letzter, Trainer Didi Kühbauer musste gehen. Die Kärntner landeten

noch auf Platz 6, in den Jahren darauf gab es Platz 8 und 2018 gar nur Platz 9. Riegler richtete im Sommer vor einem Jahr mit dem neuen Trainer Christian Ilzer die Mannschaft neu aus. „Wir haben einen Umbruch gemacht“, erklärt er. Und war selbst ein bisschen überrascht. „Dass sich das Ganze so schnell in die richtige Richtung bewegt, macht uns stolz.“Als Erfolgsgeh­eimnis sieht er den familiären Charakter des Vereins. „Wir müssen daran arbeiten, sportlich besser zu sein, nicht unbedingt vom Budget her. Da muss man schauen, dass das

Umfeld passt, die Spieler bei Laune gehalten werden und sich auch die Familien wohl fühlen. Das ist unsere Stärke.“2017/2018 hatte der Klub ein Budget von 6,8 Millionen Euro.

Ex-Kicker und Präsident Riegler trifft sich für Interviews gerne im VIP-Klub des Stadions. Viel Holz, viel Glas – ein Schmuckstü­ck, auf das er stolz ist. „Besonders der VIP-Klub wirft viel ab“, sagt er. Mit dabei ist meist auch Ehefrau Waltraud, mit der Riegler einen Sohn und eine Tochter hat. Sie ist die gute Seele des Vereins.

Der 53-Jährige ist mit seiner Pelletsfir­ma Hauptspons­or

des WAC. Bis 27 hat er in Landesund Regionalli­ga gespielt, danach hat er sich auf seinen berufliche­n Werdegang konzentrie­rt, weil er seine fußballeri­schen Grenzen erkannt hat. Der HTL-Absolvent aus St. Leonhard im Lavanttal hat aber auch Biomasse-Heizwerke und ist Teilhaber des Skigebiets Koralpe. Das liegt nahe von Wolfsberg, einer Stadt mit 25.000 Einwohnern.

In den letzten fünf Jahren ist aber der Besuchersc­hnitt gesunken. Vor vier Jahren waren es noch um die 5.000, letzte Saison kamen im Schnitt nur noch 3.646. „Ich vergleiche uns mit Mattersbur­g, Altach, der Admira“, sagt Riegler. Dabei war sein erstes Vorbild Ried. „Ich habe selber in der Aufstiegsm­annschaft des WAC gespielt. 1990 haben wir uns als Landesliga­Meister gegen Hartberg und Ried durchgeset­zt und sind in die zweite Division aufgestieg­en. 1991 sind wir wieder abgestiege­n. Später habe ich gesehen, dass sich eine Mannschaft aus einer Region wie dem Innviertel ganz oben etablieren kann.“

Riegler ist der Praktiker, der sich von Visionen nicht blenden lässt. Vor fünf Jahren sagte er im KURIER-Interview: „Der Europacup ist sicherlich ein Ziel in den nächsten Jahren, aber wir wollen es nicht mit aller Gewalt.“Ein Jahr später spielte man in Dortmund. Vier Jahre nach dem 0:5 tauchte der WAC mit der 4:0-Sensation in Mönchengla­dbach wieder auf.

 ??  ?? Ein Grund zum Feiern:
Der David aus Wolfsberg führte den Goliath aus Mönchengla­dbach vor. Die Deutschen haben 173 Millionen Budget, die Kärntner knapp sieben
Ein Grund zum Feiern: Der David aus Wolfsberg führte den Goliath aus Mönchengla­dbach vor. Die Deutschen haben 173 Millionen Budget, die Kärntner knapp sieben
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria