Kurier (Samstag)

Irrende im Reich der bösen Traumdeutu­ng

Antonín Dvoráks „Rusalka“an der Wien

- PETER JAROLIN

Diese Produktion gehe ihm richtig unter die Haut, meint Günther Groissböck im großen KURIER-Interview. Eine Meinung, die der Großteil des Premieren publikums jedoch eher nicht teilen dürfte. Zwar gab es für Regisseuri­n Amélie Niermeyer nur ein schwaches Buh; der Applaus für das Leading Team fiel aber fast noch schwächer aus. Und dies aus gutem Grund.

Ja, diese Geschichte rund um die titelgeben­de Nixe, die aus Liebe zu einem Prinzen zur Frau werden möchte, dafür ihre Stimme opfert und bitter enttäuscht wird, ist sicher nicht nur ein Märchen. Und ja, man kann in dieser Oper – an der Wien wird selbstvers­tändlich in tschechisc­her Sprache gesungen– viele Aspekte der Tiefen psychologi­e, der Traum deutung herauslese­n. Nur wenn man das macht, sollte dies auch erkenntlic­h sein, irgendeine­n Sinn ergeben.

In der Klinik

Genau das passiert in Niermeyers Deutung aber nur in Ansätzen. Christian Schmidt hat dafür ein steriles Aller welte in heits bühnenbild( Kostüme: Kirsten Dephoff) ersonnen, das irgendwo zwischen psychiatri­scher Klinik, mondänem Loft, Wassertümp­el (Vorsicht: wirklich nass!), Tiefgarage und Treppen landschaft angesiedel­t ist. Quasi ein braches Niemandsla­nd.

Und in diesem spielt es sich ab. Da gibt es eine Zombiegese­llschaft, eine auf Diva getrimmte Hexe, einen bebrillten Wassermann im Professore­n-Look, einen auch nackt über die Bühne schlurfend­en Prinzen und eine anfangs als Teeniegirl gezeichnet­e Rusalka. Dazu kommen viel Blut, viel Video und viele Grausamkei­ten. Das ist zwar nett anzusehen, bleibt letztlich aber nur ein buntes, wirres Stückwerk. Schade!

In der Beliebigke­it Ähnliches gilt für Dirigent David Afkham, der am Pult des wackeren ORF Radio-Symphonie orchester oft mit der Balance zwischen Bühne und Graben kämpft und einen spannungsa­rmen Dvorák anbietet. Bleiben also die Sänger. Und hier wissen vor allem Günther Groissböck und Maria Bengtsson zu brillieren. Einen vokal wie darsteller­isch besseren Wassermann wie Groissböck wird man weltweit kaum finden; auch Bengtsson singt ihre Rusalka mit betörender Schönheit. Da kann Ladislav Elgr als Prinz nicht ganz mithalten.

Tadellos: Kate Aldrich, Natascha Petrinsky, Markus Butter und Johannes Bamberger. Ein Freude: Juliette Mars, Ilona Revolskaya, Mirella Hagen, Tatiana Kuryatniko­va sowie der gute Arnold Schoenberg Chor.

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