Mehr als 150.000 Demonstranten beim Klimastreik in Österreich
Greta Thunbergs Aufruf stieß weltweit auf enormes Echo
Sternmarsch. Dass der Protest so stark ausfallen würde, damit war nicht gerechnet worden. Mehr als 150.000 Demonstranten (nach Angaben der Veranstalter) beteiligten sich österreichweit am Protestzug für Klima-Maßnahmen. Allein in Wien waren es rund 70.000 – meist Schüler –, die mit Transparenten durch die Stadt zogen. Mit der Parole: „Wir sind hier, und wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut.“Die Abschlusskundgebung fand auf dem Heldenplatz statt.
Weltweit 6.383 Aktionen
Diese „Earth-Strike“-Demos fanden weltweit statt und waren das große Finale der internationalen Klimaschutzwoche, in deren Mittelpunkt wieder die 16-jährige Greta Thunberg gestanden war. Insgesamt fanden 6.383 Aktionen in 170 Ländern statt. In Thunbergs Heimatstadt Stockholm hatten sich laut „Fridays for Future“-Bewegung rund 60.000 Menschen zum Protest versammelt. In Mailand wurde mit dem Spruch „Wir wollen heiße Pizza, aber keinen heißen Planeten“demonstriert.
„Wir sind hier, und wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“– diese Parole hallte am Freitag ab 11.55 Uhr durch Österreichs Städte. Die Startzeit der Demos war ein Statement, denn für die Aktivisten ist es in Sachen Klimaschutz fünf vor zwölf.
Es waren vor allem Schüler, die dem Beispiel der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg folgten und anstatt in die Klasse lieber auf die Straße gingen. Wobei diesmal keine Debatte wegen unerlaubten Schulschwänzens ausbrechen dürfte: Die Klassen kamen einfach gleich samt Lehrpersonal. Schilder wie „Lehrer für das Klima“säumten das Meer aus Plakaten mit teils frechen, teils provokanten Sprüchen.
Gerichtet waren die Nachrichten an die Politik, die nun endlich handeln solle, um die Klimaziele zu erreichen. Man werde erst aufhören zu demonstrieren, wenn das 1,5-Grad-Ziel erreicht wird, „unabhängig davon, wie die Wahl ausgeht. Wir messen die Politik an den Taten, nicht an ihren Wahlplakaten“, hieß es seitens der Veranstalter, „Fridays for Future“. Geschichte geschrieben Der Protest war ein Zeichen in Richtung der Verantwortlichen, das man in der Geschichte Österreichs so noch nie gesehen hat. Mit 150.000 Teilnehmer war es auch der bisher größte Klimaprotest. „Wir sind überwältigt“, sagte Aktivistin Veronika Winter, von „Fridays for Future“. Allein in Wien legten an die 70.000 Menschen die Stadt lahm. Für den Verkehr hieß es in großen Teilen der Stadt: Stillstand. Dass dadurch deutlich mehr CO2 ausgestoßen wurde, kümmerte heute ausnahmsweise niemanden.
Die Wiener Demos starteten gleichzeitig vom Praterstern mit etwa 25.000 Teilnehmern, dem Hauptbahnhof mit etwa 10.000 Teilnehmern und dem Westbahnhof mit rund 30.000 Teilnehmern. Um 14 Uhr trafen sich alle Demonstranten am Karlsplatz, wo es ob der Menschenmassen eng wurde. Später ging es dann gemeinsam zum Heldenplatz. Beim Zug Richtung Innenstadt kamen noch mehr Aktivisten dazu. Darunter war zwei Tage vor der Wahl auch die Politik.
Mit so einem großen Andrang hatte man auch in Linz nicht gerechnet. Eigentlich hätte die Schlusskundgebung in Oberösterreich am Linzer Pfarrplatz stattfinden sollen. Schnell wurde aber klar, dass anstatt der 1.500 angekündigten 9.000 Demonstranten gekommen waren. Deshalb wurde spontan auf die Donaulände ausgewichen. „Wir trauen uns das ehrlich gesagt gar nicht schätzen, so viele waren hier“, gestand Dominik Haidenthaler von Fridays for Future Linz.
Auch in Graz kamen mit 8.000 Demonstranten fast doppelt so viele wie ursprünglich erwartet. In Innsbruck waren an die 20.000 Teilnehmer dabei und ließen die Verantwortlichen wissen: „Mander, s’isch Zeit“– Männer, es ist Zeit.