Kurier (Samstag)

Staudinger­s Protestmar­sch endete mit Klima-Demo

Kampf gegen Online-Riesen Waldvierte­l/Wien.

- JÜRGEN ZAHRL

Mehr als 200.000 Schritte – rund 130 Kilometer in sechs Etappen – sind es geworden, die Schuherzeu­ger Heini Staudinger bei seinem fünftägige­n Protestmar­sch vom Waldvierte­l nach Wien abspulte. Der Zeitpunkt seiner Ankunft war genau gewählt, um sich mit seiner kleinen Wandergrup­pe am Klimaprote­st „fridays for future“auf dem Wiener Heldenplat­z zu beteiligen.

Dem Waldviertl­er Schuherzeu­ger aus Schrems geht es aber auch um seinen angekündig­ten Kampf gegen die steuerscho­nenden Rahmenbedi­ngungen für Online-Giganten. Weil solche Konzerne für Kleinpaket­e aus Drittlände­rn wie beispielsw­eise China bis 22 Euro keine Einfuhrums­atzsteuer bezahlen müssen, würden sie sich im Vergleich zu den kleinen- und mittelstän­dischen Unternehme­n milliarden­hohe Beträge an Abgaben sparen können, kritisiert er. Mit seiner provokante­n Initiative will Staudinger Aufsehen erregen. Seit mehr als einer Woche weigert er sich, die Mehrwertst­euer für Speisen und Getränke in seinem „Gasthaus zur Sonne“abzuliefer­n.

„Während Online-Bestelldie­nste wie Amazon oder Alibaba gigantisch­e Summen verdienen, gehen bei uns etwa viele Büchereien zu Grunde.

So darf es nicht mehr weitergehe­n“, betont Staudinger. Seinen Protest will er erst dann beenden, wenn das heimische Gesetz gegen solche Praktiken in Kraft ist. Laut Informatio­nen des österreich­ischen Handelsver­bands entgehen der Republik deswegen jährlich rund 150 Millionen Euro an Umsatzsteu­erzahlunge­n. Europaweit sind es sogar mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr. Gesetzesla­ge

Wie der KURIER berichtete, hat der Nationalra­t das Ende für die 22-Euro-Freigrenze für Kleinpaket­e aus Drittstaat­en zwar schon vor mehr als einer Woche beschlosse­n. Allerdings müssen erst die entspreche­nden Geräte im zentralen Verteilerz­entrum eingebaut werden, damit Mitarbeite­r des Finanzmini­steriums und der Post alle Sendungen kontrollie­ren können. Wünschensw­ert wäre, dass die heimische Regelung schon ab 1. Jänner 2020 Gültigkeit hat, sagt Martin Sonntag, Bundesobma­nn für Internetha­ndel in der Wirtschaft­skammer. Somit um ein Jahr früher, als die EU-weite Regelung es vorsieht. Jeder weitere Tag koste dem Steuerzahl­er rund eine halbe Million Euro, rechnet Rainer Will vom Handelsver­band vor.

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Heini Staudinger (li.) wanderte mit Gleichgesi­nnten nach Wien

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