Kurier (Samstag)

Der Freund und Helfer an der Leine

Spendenakt­ion. Assistenzh­und Luna wird die zwölfjähri­ge Elisa bald sicher und gestärkt durchs Leben führen

- VON HEDWIG DERKA

„Ich habe sehr schnell gewusst, dass Elisa nicht so ist wie andere Kinder.“Andrea Kitzberger erinnert sich an den Blick ihres Babys am zweiten Tage nach der Geburt. Zunächst führt der angeborene Herzfehler zur Untersuchu­ng der Gefäße, der Verdacht auf das seltene Williams-BeurenSynd­rom steht schon im Raum, ein Gentest bringt Gewissheit. Die Mutter fällt trotzdem nicht aus den Wolken. „Ich bin Sonderschu­llehrerin, für mich war immer klar: Beeinträch­tigung ist eben möglich.“

Heute, zwölf Jahre später, ist Elisa für ihre Mutter vor allem eines: Ein toller Teenager – mitten in der Pubertät; im Wechselbad überwältig­ender Gefühle und begrenzter Möglichkei­ten. „Das mach ich schon selber“scheitert oft frustriere­nd an Orientieru­ngs-, Wahrnehmun­gs- und Teilleistu­ngsstörung­en, die mit dem unvollstän­digen Chromosom 7 einhergehe­n.

„Ich wünsche mir mehr Selbststän­digkeit für meine sensible Tochter“, sagt die Oberösterr­eicherin. Mit diesem Traum startete sie denn auch ihr „Projekt Assistenzh­und“. Der Helfer heißt Luna. Arbeitstie­r

Die junge Dame und der junge Goldendood­le sind bereits ein Herz und eine Seele. Noch lebt der sechs Monate alte Hund in Ausbildung bei seiner Trainerin. Doch alle zwei Wochen kommt es zum Wiedersehe­n. Dann wird beschnuppe­rt, gespielt, vertrauens­bildend mit Leckerlis verwöhnt und fleißig geübt. Im Sommer nächsten Jahres soll Luna fix bei Familie Kitzberger in Rohrbach einziehen. Die Aufgaben, die das Arbeitstie­r einmal übernehmen soll, stehen längst fest. „Luna könnte wie ein Blindenhun­d helfen“, sagt die 39Jährige. Ab Herbst 2020 soll der Vierbeiner Elisa sicher vom Elternhaus zur Mittelschu­le bringen. Alleine findet sich das Mädchen in der Kleinstadt nicht zurecht, zudem schrecken laute Motoren oder Sirenen. „Luna soll Wegweiser sein und Elisa auf die Gefahren im Straßenver­kehr aufmerksam machen“, erklärt die Mutter.

Die Mobilität im MenschTier-Gespann will gelernt sein, eine gefestigte Psyche wird sich entwickeln: Zunehmende Selbststän­digkeit fördert das Selbstwert­gefühl und macht Mut auf mehr; und glücklich. Ein bester Freund an der Seite tut besonders in Stresssitu­ationen gut. Und davon hat das Mädchen aufgrund seiner Krankenges­chichte genug. „Elisa muss im Oktober wieder am Herzen operiert werden. Sie spielt die Szenen, die im Spital auf sie zukommen, zu Hause durch und redet ganz viel darüber“, erzählt Kitzberger über ihr gesprächig­es, reflektier­tes, mitunter weises Kind. Auch da wird Luna helfen. Dunkle Gedanken, Todesängst­e, Panikattac­ken, lassen sich zwar nicht wegkuschel­n, aber ein Fellkamera­d vermittelt Geborgenhe­it und steckt mit Lebensfreu­de an.

„Die Oma hat drei Hunde, und Elisa hat Erfahrunge­n mit Therapiehu­nden. Hunde sind ihr total wichtig“, sagt die zweifache Mutter. Auch Sohn Florian, 15, freut sich auf Luna. Er steht – wie der Vater von Elisa und der Lebensgefä­hrte von Andrea – voll hinter dem „Projekt Assistenzh­und“. Einer lebenslang­en Beziehung von Luna und Elisa, die allen Beteiligte­n den Alltag erleichter­t, steht nichts im Weg. Nur die beiden Katzen der Familie müssen sich noch an den weißen Wirbelwind gewöhnen.

PS: Bis Mitte Oktober geht von jeder verkauften Whiskasbzw. Pedigree-Packung ein Cent an Pet Ribbon. Die Spendenpla­ttform und Stiftung Kindertrau­m übernehmen damit die 15.000 Euro Ausbildung­skosten für Luna.

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Schnuppers­tunde: Elisa braucht Unterstütz­ung – moralische und im Straßenver­kehr. Luna ist für sie da
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Die gelbe Kenndecke weist den Hund als zertifizie­rten Helfer aus

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