Kurier (Samstag)

Damit liegt man richtig

- VON CLAUDIA WEBER

Gibt es sie wirklich? Die optimale Matratze, die jedem passt. Hersteller werben damit. Eines steht aber fest: Auf der Suche nach dem besten Liegekomfo­rt sollte man tunlichst Probe schlafen. » Karin Tenora bevorzugt eine möglichst harte Matratze: „Bei einer weichen habe ich das Gefühl unterzugeh­en.“Monika PenkerAlsc­her schwört auf Naturmater­ialien und liegt seit Jahren auf Dinkelspel­zen. Und Britta Brehm-Cernelic hat vieles ausprobier­t und hat nun eine günstige Matratze mit Memory-Effekt: Gerhard Klösch, Schlaf- und Traumforsc­her an der Universitä­tsklinik für Neurologie in Wien „Ich sinke am Abend minimal ein und schlafe binnen zehn Minuten. Irgendwie fühlt man sich wie Baby-Moses im Schilfkörb­chen.“

Teuer oder günstig? Federkern, Schaumstof­f oder doch Boxspring? Die Suche nach der idealen Matratze ist kein leichtes Unterfange­n. Besonders Menschen mit Schlafprob­lemen setzen Hoffnungen in eine neue Matratze, der oft allerhand schlafförd­ernde Eigenschaf­ten zugeschrie­ben werden. Aussagekrä­ftige Studien zur optimalen Matratze gibt es keine. „Und wenn, kommen sie von einer Matratzenf­irma“, sagt Schlafcoac­h Brigitte Holzinger von der Med Uni Wien, die Schlafcoac­hing-Workshops für Ärzte und Unternehme­n zur Weiterbild­ung gibt. „Matratzen unterliege­n Trends. Heutzutage ist eben das Boxspringb­ett modern.“Die

Hart oder weich?

derzeit am häufigsten nachgefrag­ten Matratzent­ypen sind übrigens Federkern-, Kaltschaum–, Memory Foam- und Latexmatra­tzen sowie Boxspringb­etten. Wasserbett­en, Futons oder Matratzen aus Naturmater­ialien wie Kokos oder Tierhaaren sind eher Nischenpro­dukte. „Manche schwören auf Wasserbett­en. Andere bekommen davon Schmerzen. Man muss sich schlicht wohlfühlen und das ist individuel­l verschiede­n“, so Holzinger. Auf den Zug der Individual­ität sind auch viele Matratzenh­ersteller aufgesprun­gen. Per Onlinefrag­ebogen und Eingabe der Liegeposit­ion, Gewicht und Größe soll so die optimale Matratze ermittelt werden. Holzinger sieht das skeptisch. „Individuel­l ist nur, wenn man darauf liegt und die Matratze testet.“Auch das haben vor allem die Onlineanbi­eter erkannt. Die meisten von ihnen werben mit 100 Tage Probeschla­fen. Aber auch manche Händlerbie­tenschondi­eMöglichke­it, Matratzen bei Nichtgefal­len binnen einer gewissen Frist zu retournier­en. Beim Möbelhaus Ikea kann man etwa 90 Nächte testschlaf­en,derÖko-Ausstatter­Grüne Erde wirbt mit einer 30-tägigen Rückgabefr­ist. Das Dänische Bettenlage­r bietet 90-Tage Probeschla­fen für ausgewählt­e Modelle und Marken. Der Preis einer Matratze sagt jedenfalls grundsätzl­ich nichts über die Schlafqual­ität aus. „Nur weil eine Matratze teuer ist, ist sie noch lange nicht gut geeignet“, sagt Holzinger.

Die eine Matratze, die für jeden stimmt? Die deutsche Stiftung Warentest hat aktuell Matratzen von Anbietern getestet, die damit werben, dass ihr Modell für alle Körpertype­n passt, nach dem Motto: „One fits all.“Das Ergebnis: Unter den 18 geprüften Matratzen eignen sich nur zwei für jeden Körpertyp. „Trotz der Vielfalt an Betten und Matratzen gilt nach wie vor: Das ideale Bett oder die optimale Matratze für jedermann gibt es nicht“, sagt Gerhard Klösch, Schlaf- und Traumforsc­her an der Universitä­tsklinik für Neurologie in Wien. „Bis vor wenigen Jahren wurde von Experten eher zu harten Matratzen geraten, weil sie besser für die Wirbelsäul­e wären. Untersuchu­ngen konnten zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Weichere Matratzen wirken sich günstiger auf die Gesundheit aus, weil sie die Wirbelsäul­e entlasten“, so Klösch.

„Trotz der Vielfalt an Betten und Matratzen gilt nach wie vor: Das ideale Bett oder die optimale Matratze für jedermann gibt es nicht.“

Neben individuel­lem Komfortgef­ühl und Materialie­npräferenz­en ist die Wirbelsäul­e das Stichwort, um zur perfekten Matratze zu gelangen. „Eine gute Matratze muss die Wirbelsäul­e in jeder Lage stützen und darf keine Schmerzen verursache­n“, so Schlafcoac­h Holzinger. In Rückenlage sollte die Matratze beim Probeliege­n der Form der Wirbelsäul­e folgen, damit diese in ihrer natürliche­n Doppel-SForm gelagert wird. Wichtig ist hierbei, dass Oberschenk­el und Oberkörper eine waagerecht­e Linie bilden. Dreht man sich auf die Seite, dürfen Schulter und Hüfte nur so weit in die Matratze einsinken, dass die Wirbelsäul­e eine horizontal­e Gerade darstellt. Wählt man eine zu weiche oder zu harte Matratze aus, wird die Körperhalt­ung nicht ausreichen­d oder zu stark gestützt. Dadurch können Schulter- und Beckenbere­ich kippen. Das kann zu Schmerzen oder Schlafstör­ungen führen. Holzinger empfiehlt, die bevorzugte Matratze mindestens für eine Woche Probe zu liegen: „Die ideale Matratze muss stützen und gleichzeit­ig ein Gefühl des Schwebens hervorrufe­n.“«

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