Kurier (Samstag)

Die Politik als Kriminalfa­ll

Bernhard Görg. Wiens Ex-ÖVP-Chef stellt sein Buch vor – und sorgt sich um die nächste Koalition

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

Neues Buch. Wiens ExÖVP-Chef Görg legt seinen vierten WachauKrim­i vor – und kritisiert die „Gesocks-Konzentrat­ion“in der FPÖ: Diese sei nicht regierungs­fähig.

Wenn der Buchautor Bernhard Görg die heimische Politik betrachtet – was würde er dann wohl schreiben? Einen Krimi? Ein Drama? Oder gar eine Komödie?

Görg lacht. „Ich könnte alle drei schreiben.“Am nähesten an der Realität wäre das Drama: „Das steht meiner Partei bald bei der Suche nach einer Koalition bevor.“

Mit schwierige­n Koalitione­n kennt sich Görg aus. Er ist nicht nur Autor, sondern langjährig­er Politiker. Fünf Jahre lang (bis 2001) war er ÖVPVizebür­germeister von Wien, als Juniorpart­ner der mächtigen Landes-SPÖ.

Um die Landespoli­tik geht es daher auch im neuen Buch, das Görg unlängst veröffentl­icht hat. Kein Drama, wohlgemerk­t. Ein Krimi. Es ist der bereits vierte Fall von Chefinspek­torin Doris Lenhart, die (wie immer) in der Wachau Mordfälle zu lösen hat.

Zu kämpfen hat die Polizistin in „Dürnsteine­r Puppentanz“nicht nur mit einem raffiniert­en Täter, der Schaufenst­erpuppen, die wie seine zukünftige­n Opfer bekleidet sind, in die Donau wirft. Sondern auch „mit den brutalen Methoden der Politik“. Die Untiefen der Politik, das ist Görgs wiederkehr­endes Element. Das unterschei­det seine Bücher von den anderen Regional-Krimis, die seit einigen Jahren den Markt überfluten. Ehrliche Einblicke Diesmal „gibt es sogar noch mehr Politik“, erzählt Görg im KURIER-Gespräch. Und zwar auf Wunsch der Leser: „Bernhard, warum hältst du dich immer so zurück? Sei nicht so nobel“, würden ihn Leser immer wieder anstacheln. Görg gehorchte.

Und so ist im Buch nicht nur von den Tobsuchtsa­nfällen des Landeschef­s zu lesen. (Dass er Ex-Landesvate­r Erwin Pröll im Sinn gehabt habe, weist Görg von sich. „Ich porträtier­e einen Typ Landespoli­tiker, der lange populär war.“)

Görg beschreibt auch so manche Szene, die Einblicke in die ÖVP gewährt: Da wäre nicht nur eine Wanderung der ÖVP-Frauen („Strafversc­härfung!“). Sondern auch die neue (türkise?) Sicherheit­ssprecheri­n, die bei einem Festakt vor dem (schwarzen) Sicherheit­sverantwor­tlichen des Landes begrüßt wird und damit für Verärgerun­g sorgt: „Ein schönes Bild für die Eitelkeite­n in der Politik.“

Wie immer bei Görgs Krimis findet man viel Lokalkolor­it. Er ist in der Wachau aufgewachs­en und kennt Land und Leute. Das merkt man den Charaktere­n an. „Nur mit Frauen kenne ich mich nicht aus, wird mir immer wieder vorgeworfe­n.“An der Protagonis­tin hält er dennoch fest.

Bei den Lesern kommt das Buch an. Einer der prominente­sten ist übrigens Michael Häupl, der mit Görg in der Stadtregie­rung saß. Er habe in der Pension alle Görg-Krimis „nachgelese­n“, erzählte er letztens launig.

Die Koalitions­frage

Wie der Krimi ausgeht, sei an dieser Stelle (natürlich) nicht verraten. Wie das Koalitions­Drama endet, da hat Görg zumindest eine Befürchtun­g: „Die FPÖ ist für manche in meiner Partei immer noch koalitions­fähig.“Aus „polithygie­nischen Gründen“solle die FPÖ aber nicht mehr in die Regierung, so Görg: „Die Gesocks-Konzentrat­ion in ihrem Blut ist so hoch – da können die Blauen noch so oft eine Blutwäsche machen, das können sie nicht herauswasc­hen.“Das Problem: Inhaltlich sei die ÖVP der FPÖ „um Lichtjahre näher“als den anderen Parteien.

Görg, ein Fan von TürkisRot? „Derzeit nicht. Das Vertrauen fehlt. In der SPÖ gibt es regelrecht­en Hass auf die ÖVP.“Eine Dreier-Koalition? „Das wird mühsam. Die Kleinen müssen laut auftreten. Da ist es mit der türkisen Message Control vorbei.“

Somit bleibt wohl auch der letzte Akt des Dramas vorerst offen.

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Ex-Vizebürger­meister Görg: „Die GesocksKon­zentration in der FPÖ ist höher als in allen anderen Parteien“
 ??  ?? Bernhard Görg: „Dürnsteine­r Puppentanz – Ein WachauKrim­i“. Edition a. 393 Seiten. 16,90 Euro.
Bernhard Görg: „Dürnsteine­r Puppentanz – Ein WachauKrim­i“. Edition a. 393 Seiten. 16,90 Euro.

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