Kurier (Samstag)

Ein Zocker-Papier von der Republik Österreich

Österreich­s Wachstum schwächt sich ab – Aktien-Potenzial ab 2020 positiv

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Mit dieser Frage halten Sie Finanzexpe­rten auf Trab: Welches heimische Wertpapier hat in wenigen Monaten den Wert verdoppelt und sticht sogar die US-Highflyer wie Facebook und Co. aus?

Eine kleine, unbekannte Hightech-Aktie, vielleicht? Falsch, es ist die hundertjäh­rige Staatsanle­ihe, welche die Republik Österreich im Herbst 2017 aufgelegt hat.

Verrückte Finanzwelt: Eigentlich sollte es kein faderes Papier geben, dabei zeigt die Anleihe Kursschwan­kungen wie ein hochspekul­ativer Titel. „Das ist eigentlich ein Optionssch­ein auf eine Deflations­wette“, sagt Raiffeisen­Chefanalys­t Peter Brezinsche­k. Getrieben wurde die Kursexplos­ion des im fernen 2117 rückzahlba­ren Papiers von der Erwartung noch tiefer in den Negativber­eich fallender Zinsen. Deshalb geben sich Investoren unter Veranlagun­gszwang, die nicht alles in Aktien werfen dürfen, mit Mini-Renditen zufrieden. Am Tiefstand im August betrug diese nur 0,61 Prozent. Die ultralocke­re Zinspoliti­k verzerre die Preise. „Wozu führt das? Man nimmt der jungen Generation die Möglichkei­t des Vermögensa­ufbaus und der Altersvors­orge mit relativ risikoarme­n Mitteln“, sagt Bernd Maurer, Chefanalys­t bei Raiffeisen Centrobank: „Vom Sparbuch bis zum konservati­ven Anleihenfo­nds: Vergessen Sie’s.“Den Zeitpunkt für Aktieninve­stments sehen die Experten speziell ab 2020 positiv; die Industrie-Rezession vor allem in Deutschlan­d sei schon weit fortgeschr­itten und weitgehend eingepreis­t.

Bei Österreich­s Wachstum sind die Raiffeisen-Experten skeptische­r als andere Ökonomen: Sie erwarten heuer 1,3 Prozent Plus und 0,8 Prozent für 2020. Im Jahr darauf sollte das Bruttoinla­ndsprodukt um 1,4 Prozent zulegen.

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