Kurier (Samstag)

„Wir können das“: Kogler bringt die Grünen auf Regierungs­kurs

Sondierung mit Türkis. VP-Chef Kurz erhält am Montag wieder den Auftrag zur Regierungs­bildung

- Lothar Lockl ist Strategieb­erater, auch des Bundespräs­identen. Dieses Interview gab er ausdrückli­ch nicht als Präsidente­nberater. DANIELA KITTNER

KURIER: Herr Lockl, Sie kritisiere­n, dass es in der politische­n Debatte über die künftige Regierung nur um politische Taktik, um Fallstrick­e für die Parteien, um Gefahren – schlicht um Negatives gehe. Sie fordern, auch Chancen und das Positive zu sehen. Was sind denn die Chancen einer türkis-grünen Regierung, über die Sie gern diskutiert hätten? Lothar Lockl: Klimaschut­z ist als Thema überall präsent, in den Staatskanz­leien, in den Vorstandse­tagen, in Industrie, Handel, sogar in der Finanzwirt­schaft. Es gibt ein steigendes Bewusstsei­n, das lautet: Raus aus Kohle und Öl! Ein Viertel des weltweit angelegten Finanzvolu­mens orientiert sich bereits an nachhaltig­en Investment­kriterien, an Ökologie und Sozialem. Bei der UN-Generalver­sammlung in New York haben 66 Staats- und Regierungs­chefs über eine Trendwende gesprochen. Überall ist klar, dass der Klimaschut­z die Jahrhunder­taufgabe für die Menschheit ist.

Sie beraten Unternehme­n und Führungskr­äfte. Wie reagieren die auf grüne Wirtschaft­spolitik?

Für Österreich ist das eine Wettbewerb­sfrage, Österreich hat einen Wettbewerb­svorteil. Wir haben eine Tradition von guter Wasserqual­ität, haben unsere Flüsse und Seen gereinigt, haben den sauren Regen mit Filtern bekämpft. Wir haben einen Bio-Boom erlebt mit weltweit einem der höchsten Anteile an biologisch­er Landwirtsc­haft. Österreich hat hier einen Ruf, es kommt uns beim Export zugute, wenn wir beim Klimaschut­z eine Vorreiterr­olle einnehmen. Da gibt es riesige Chancen, zum Beispiel in China. Und dann kommt noch etwas hinzu. Viele Betriebe suchen händeringe­nd nach Fachkräfte­n. Bei den jungen Leuten kommt es aber nicht mehr nur auf das Gehalt an wie früher, heute ist mehr Sinnstifte­ndes gefragt. Unternehme­n, die das bieten können, sind attraktive­r für junge Fachkräfte.

Und was ist, wenn manche Betriebe mit dem Umstieg zu nachhaltig­er Kreislaufw­irtschaft nicht mitkönnen? Zeit nicht nicht und Denen daher geben vorgehen. das anzustreng­en, Österreich Weltklima brauche muss und Aber mit man man das Augenmaß spricht retten, könne mehr sich Argument, Österreich gegen jeden Erfinderge­ist. nicht unternehme­rischen vorn Wenn dabei ist, liegen. lässt Wien es riesige ist die Chancen Welthaupts­tadt für Konferenze­n, viele Leute erleben hier die Kombinatio­n aus schöner Landschaft, Kultur und Innovation­spotenzial. Österreich hat sich in den letzten Jahren zu sehr auf seinen Erfolgen ausgeruht, die neue Regierung hat die Chance, wieder Schwung hinein zu bringen. Sebastian Kurz legt großes Augenmerk auf ländliche Regionen. Was haben die von Klimaschut­zpolitik?

Das Thema ist auch in den Regionen voll angekommen: in den Schulen, beim Wohnen, bei regionalen Verkehrslö­sungen. Auch für die Bauern ist Klimaschut­z ein Thema. Wetterextr­eme, Fichtenste­rben und Borkenkäfe­rplage. Der Klimawande­l ist nicht nur ein urbanes Thema, sondern auch ein ländliches.

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Lothar Lockl: Sogar Finanzströ­me folgen schon nachhaltig­en Zielen

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