Kurier (Samstag)

„Wir werden für Sicherheit im Internet bezahlen“ Interview

- AUS HELSINKI PATRICK DAX

Sicherheit­sexperte Mikko Hyppönen über vernetzte Geräte und Cyberangri­ffe der Zukunft.

„Jedes Gerät, das Elektrizit­ät nutzt, wird früher oder später online sein“, sagt Mikko Hyppönen. Der Leiter der Forschungs­abteilung der finnischen Sicherheit­sfirma FSecure ist in der IT-Welt kein Unbekannte­r. Nach ihm ist das „Hyppönen-Gesetz“benannt, das besagt, dass Geräte, die als „smart“bezeichnet werden, auch gehackt werden können. Sorgen bereiten ihm aber weniger smarte Uhren oder Smartphone­s, sondern „dumme Dinge“, wie Kühlschrän­ke oder Toaster, die ebenfalls ins Netz drängen. „Es geht um Daten“, sagt Hyppönen im Gespräch mit dem KURIER. „Für Unternehme­n sind Daten wichtig, weil sie Auskunft über die Nutzung der Geräte geben. Für die Nutzer ist das gefährlich. Das Gros der Geräte wird nicht mit Updates versorgt.“

KURIER: Sollen Nutzer davon absehen, solche Geräte zu verwenden?

Mikko Hyppönen: Viele Nutzer wissen nicht einmal, dass ihre Geräte mit dem Internet verbunden sind. Sie können das nicht blockieren. Sie sollten die Hersteller in die Pflicht nehmen. Für Nutzer ist beim Kauf meist nur der Preis entscheide­nd. Sicherheit ist kein Kriterium. Solange das so bleibt, werden Firmen nicht in Sicherheit investiere­n.

Braucht es auch gesetzlich­e Regelungen?

Es gibt Vorschrift­en, die sicherstel­len, dass Geräte nicht Feuer fangen oder Nutzer keinen elektrisch­en Schlag bekommen, wenn sie eine Waschmasch­ine einschalte­n. Für die Softwaresi­cherheit gibt es das nicht.

Das Problem stellt sich auch für Firmen, die ihre Maschinen vernetzen.

Automatisi­erung gibt es schon lange. Die Maschinen waren aber nicht mit dem Internet verbunden. Das hat sich geändert. Maschinen haben eine Lebensdaue­r von bis zu 50 Jahren. Sicherheit­supdates für einen so langen Zeitraum gibt es nicht. Auch Autos werden vernetzt. Meines ist 20 Jahre alt. Wie man so lange für Sicherheit sorgen kann, ist ein Problem. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Wir werden für Sicherheit bezahlen. Man erwartet von Hersteller­n nicht, dass Sie kostenlos Ersatzteil­e bereitstel­len. Aber sie müssen verfügbar sein. Dasselbe sollte für die Sicherheit gelten.

Wie sieht es mit der Sicherheit von Smartphone­s aus? Smartphone­s waren in puncto Sicherheit das Beste, was seit Langem passiert ist. Sie sind sicherer als jedes andere Gerät. Das liegt daran, dass sie nicht von jedem programmie­rt werden können.

Was ist sicherer, Apples iOS oder Googles Android? iOS, in jeder Hinsicht. Apple sammelt keine Daten. Google lebt davon.

Welche Rolle spielen menschlich­e Fehler?

Sie sind ein ziemliches Problem. Technische Probleme können gelöst werden. Für Menschen gibt es keine Updates. Die einzige Möglichkei­t ist die Bildung und die versagt fast immer.

Welchen Einfluss wird künstliche Intelligen­z auf Cybersiche­rheit haben?

Wir haben noch keine Angriffe gesehen, die künstliche Intelligen­z nutzen. Das liegt daran, dass es eine Qualifikat­ionslücke gibt. Wenn Sie heute Experte sind, bekommen sie einen gut bezahlten Job und müssen nicht kriminell werden. Solche Attacken sind aber machbar, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie passieren.

Wie könnten solche Angriffe aussehen?

Schadsoftw­are könnte sich der jeweiligen Situation anpassen und ihren Code ändern. Es gibt noch eine Menge anderer Dinge, über die ich aber nicht sprechen werde. Ich will niemanden auf Ideen bringen.

Die Reise nach Helsinki erfolgte auf Einladung von F-Secure und Business Finland.

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Hält nicht viel von vernetzten Toastern: Mikko Hyppönen

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