Kurier (Samstag)

Badeschlus­s im Traditions­bad

Ob die Wiener Institutio­n i ne ine mJ ahr noc ha ls Schwimmbad geführt wird ,i st ungewiss

- VON STEFANIE RACHBAUER

Für das alteingese­ssene Dianabad hat die voraussich­tlich letzte Wintersais­on begonnen. Wie sich das Haus vom Konzertsaa­l zum Erlebnisba­d wandelte.

Der Badewasche­l sieht alles. Immer und überall. Auch im Dianabad . Ei ns chriller Pfiff tönt von seine mP osten – einer strohgedec­kten Hütte inmitten eines Dschungels aus Plastikpal­men –z u mB ecken hinunter .D er blonde Bub, der gerade vo mR and ins Wasser geköpfelt ist, schaut kur zz u mB ademeister .D ann grinst er und taucht i nd ie nächste Welle.

Solche Spielchen werden dieser Tag e au ch wieder in anderen Hallenbäde­rn ausgetrage­n : Di e Freibäder haben sei te ine mM onat geschlosse­n –Sc hwimmer und Planscher zieht es nun nac hdr innen .I ns Dianabad i n der L ilienbrunn­gasse im zweiten Bezi rka ber voraussich­tlich nur noc hd iesen Winter . Fü r das traditions­reiche B ad d ürf te d ie letzte Hallenbads­aison begonnen haben.

Aktue lli stn ämlic hun gewiss, ob das Haus künftig als Bad weitergefü­hrt wird oder eine andere Verwendun gfi ndet . Bi s Oktober 2020 sei jedenfalls geöffnet, heiß t es von Raiffeisen .Di e Bank besitzt und betreibt das Dianabad gemeinsa mmi t der Versicheru­n gU niqa .D efinitiv noch fü re in Jahr :Di e Stadt Wien förderte den Umbau des Bads im J ahr 2000 mit 14,5 Millionen Euro – unter der Bedingung, dass es mindestens 20 J ahre in Betrieb ist .Wi ees weitergeht, soll bis Frühling 2020 entschiede­n sein.

Erst imJ uli sperrte übrigens ei nh istorische­s Bad in Währin gz u: Die Bundesimmo­biliengese­llschaft hat das Tröpferlba­d in der Klostergas­se gekauft, um das angrenzend­e Gymnasiu mz uer weitern.

Dass das auc hde mDi anabad passieren könnte, will einer der älteren Gäste im Wellenbeck­en nicht glauben. „M anh ö rts chon seit Jahren, dass es zusperrt“, sag ter .D er Pensioni st schwimmt hier täglic h se ine Runden .M orgens ,w enn es noch ruh igi st, geht das . Ab er :„AmN achmittag und a mW ochenende ist mehr los .D a wird es laut. Besonders ,w enn di e da an ist“, sagt er und deutet nach oben.

Dort verläuf td ie Hauptattra­ktion: der „Master Blaster“. Die Rutsche ist 125 Meter lang – und respektein­flößend .„I hnen passiert nichts“, steht vorsorglic hau f eine mSc hild .G erutscht wird in gelben Reifen – durch Tunnel, stückweise sogar bergauf. „Schon ein bisschen arg“, sag te ine Frau, die aus de mA uslaufbeck­en steigt. Sie rutscht trotzdem noc he inma l– kreischend.

Walzer im Pool

Ausgelasse­n geht es im Dianabad seit jeher zu –z umindest ,w asd ie Becken betrifft. 1810 als Badehaus mit rund 150 Kabinen und Wannen eröffnet ,wi rd das Gebäude in den 1840ern zum ersten Mal umgebaut – unter anderem von Otto Wagner . Im I nnenhof entsteht eine Sommerschw­immhalle.

Weil sich der Badebetrie­b im Winter nicht rechnet ,wi rd sie i nd ieser Zeit zu mB all- und Konzertsaa­l umfunktion­iert. Und erleb ta l sso lcher die Uraufführu­ng des berühmtest­en Walzers der Welt .Am15.F ebruar 1867 ertönt im „Dianasaa l“z um ersten Mal der Donauwalze­r – aber noch mi tandere mT ext .Z u mW elterfolg avanciert er erst, als Johann Strau ß mi t de mS tück unter de m Ti tel „Di es chöne blaue Donau“auf der Pariser Weltausste­llung auftritt.

1913 wird das Dianabad abgerissen und später neu aufgebaut –w ass ich in den 1970ern wiederhol t. 1995 zerstö rte in Brand das Gebäude .I ne ine mN eubau eröffnet schließlic­h das Diana-Erlebnisba­d –i nklusive Saunawelt.

Pro Jahr zählt es rund 130.000 Besucher .Ei n potenziell­er Retter für „ihr “B ad hat berei ts a bgesagt: die Stadt Wien .M an werde das Dianab adn icht übernehmen ,w eil teure Investitio­n anstünden, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der Wiener Bäder .U nd: „Das Dianabad i ste i nre ines Spaßbad .E s hat kein Sportbecke­n und eignet sic hn icht für Vereine und Schulen. Zu mPl anschen gib tes Thermen .“S oll heißen :Di e Stadt will v ora llem das sportliche Schwimmen fördern.

Im Vorjahr verzeichne­ten die 12 städtische­n Hallenbäde­r 1,3 Millionen Gäste – das sind 300.000 mehr, al sno ch vor zehn Jahren .W as n icht bedeutet, dass sie beliebter werden: „Wien wächst“, sagt Kotinsk y. I nsgesamt besuchten im Vorjahr rund 4,6 Mio. Menschen eines der 38 öffentlich­en Bäder .D azu zählt auch das Brausebad in Ottakrin g,w o man für 2,60 Euro duschen kann .U nd vier Saunen . Mi t ihnen versuc ht d ie Stadt, be im Wellnesstr­end mitzumisch­en.

Eine andere Folg ed ieses Trends könnte di et ägliche Schwimmrun­de des Herren im Dianab ad s ichern . „S ollte es wirklic hs chließen ,f ahre ich einfach i nd ie Therme Wien.“

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Nach dem ersten Umbau in den 1840ern (o.) wurde der Donauwalze­r im Dianabad uraufgefüh­rt. 1926 trugen Schwimmeri­nnen einen Wettkampf aus (u.). 2000 eröffnete das Haus als Erlebnisba­d (li.)
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