Kurier (Samstag)

Bewährungs­probe für Schwarz-Grün

Vorarlberg-Wahl. Die Grünen warnen vor der VP-Absoluten. Die Wahlkampfm­aschine von LH Wallner läuft

- VON CHRISTIAN WILLIM

Werner Kogler ist wieder in Fahrt. Der Chef der BundesGrün­en steigt Freitagmit­tag in Dornbirn mit den LändleGrün­en in einen Regionalzu­g ein. Der pendelt bis Mitternach­t zwischen Bludenz und Bregenz durch das Vorarlberg­er Rheintal. In diesem urbanen und verwachsen­en Ballungsra­um liegen die zehn größten Gemeinden des Bundesland­es. Und die sind die Hochburgen der Ökopartei.

„Ohne Grün wird vieles wieder Schwarz“, warnt Kogler bei einer Pressekonf­erenz auf der Schiene mit dem grünen Spitzenkan­didaten, dem Umweltland­esrat Johannes Rauch, und Sozialland­esrätin Katharina Wiesflecke­r.

An Bord gibt es Snacks und Getränke für das Wahlvolk, eine Band sorgt für Stimmung. Nationalrä­te, wie etwa Sigrid Maurer, sind mit Kogler aus Wien angereist und schwärmen zu Verteilakt­ionen aus. Für die Parlamenta­rier ist es eine kurze Auszeit rund um den Neustart in den Nationalra­t samt möglicher Regierungs­verhandlun­gen (siehe Interview rechts).

Die Klima-Karte

„Ich möchte den Wahlkampf an einem Ort beschließe­n, der mir sehr am Herzen liegt“, sagt Rauch zu der ungewöhnli­chen Bahn-Aktion. „Wenn man den Klimawande­l ernst nimmt, ist der Ausbau des öffentlich­en Verkehrs eine tragende Säule.“

Der kräftige Zuwachs an Fahrgästen zählt zu den größten Erfolgen Rauchs in der abgelaufen­en Regierungs­periode, die eine schwarz-grüne Premiere in Vorarlberg war. Dass er einen Zug für den Wahlkampf nutzt, finden die Mitbewerbe­r aber nicht lustig.

Die ÖVP wirft Rauch vor, die ÖBB getäuscht und den Triebwagen als Landesrat für eine Sprechstun­de reserviert zu haben. Der Grüne gibt sich betont gelassen: „Ich habe diesen Zug angemietet und zahle ihn aus meiner privaten Tasche.“Bei den Kritikern ortet er Nervosität im Wahlkampff­inale. Aber auch die Grünen sind nervös. Sie warnen vor einer absoluten Mehrheit der ÖVP. „Das heißt Stillstand“, sagt Rauch.

Die Grünen wollen ihre rund 17 Prozent aus dem Jahr 2014 verteidige­n. Die und der Verlust der Absoluten für die ÖVP bei den vergangene­n Wahlen waren die Eintrittsk­arte in die erste schwarz-grüne Landesregi­erung.

Während die Grünen mit dem Zug durch das Rheintal fahren, eilt VP-Landeshaup­tmann Markus Wallner mit dem Auto im Bregenzerw­ald von Termin zu Termin. Zwischenst­opp bei einem mittelstän­dischen Betrieb, der im Hoch- und Tief bau tätig ist:

„Wir kriegen die Leute nicht, die wir brauchen würden“, sagt einer der jungen Firmenchef­s. Wallner diskutiert mit ihnen über den Fachkräfte­mangel, aufwendige Behördenve­rfahren und andere Unternehme­rsorgen.

In über 50 Gemeinden war er seit der Nationalra­tswahl vor zwei Wochen zu Gast. Seine Teams werden bis zum Sonntag 140.000 Haushalte besucht haben. 92 von 96 Gemeinden sind VP-geführt. Und die Funktionär­e bringen diese PS im Landtagswa­hlkampf deutlich stärker auf die Straße, als im Nationalra­tswahlkamp­f. Wallner stapelt tief Trotzdem will Wallner nichts von der Absoluten wissen: „Es gibt keine Umfrage, die das hergibt. Ich bleibe dabei: 40 Prozent plus sind ein gutes Ergebnis.“2014 waren es nach kräftigem Minus 41,8 Prozent.

Braucht die VP wieder einen Koalitions­partner, stehen diese bereits Schlange. „Erster Ansprechpa­rtner sind schon die Grünen“, sagt Wallner. Aber er will sich am Sonntag genau anschauen, wie sich die Balken bei den anderen Parteien bewegen. „Die Neos senden öffentlich Signale, dass sie mit uns regieren möchten“, sagt der Landeshaup­tmann.

Selbiges gilt auch für die SPÖ. Zugewinne wären jedoch eine echte Überraschu­ng. Und die FPÖ – traditione­ll in Vorarlberg stark? Die hat Wallner bereits aus dem Spiel genommen.

 ??  ?? Der grüne Landesrat Johannes Rauch ging mit Werner Kogler im Ländle auf Stimmenfan­g
Der grüne Landesrat Johannes Rauch ging mit Werner Kogler im Ländle auf Stimmenfan­g

Newspapers in German

Newspapers from Austria