Der Bildungsforscher und die Reformen
Zur Person
Der in Göttingen geborene Stefan Hopmann ist Professor für Bildungswissenschaft an der Universität Wien. Er forscht seit fast vierzig Jahren zu Schulentwicklung und Bildungspolitik.
Zu den Reformen
Im Interview spricht Hopmann drei große Reformen an, die in den vergangenen Jahren von rotschwarzen Regierungen beschlossen wurden. Konkret geht es um die Senkung der Klassenschüler-Höchstzahl von 30 auf 25 Schüler, das verpflichtende letzte Kindergartenjahr und einen Ausbau der ganztägigen Schulformen. Alle diese Reformen seien teuer gewesen, hätten aber zu keiner Verbesserung geführt. mit demselben Geld Wunder wirken können. Jetzt ist es dort versickert, wo man es nicht gebraucht hat. Das passiert, wenn man die Gießkanne nimmt.
Es werden immer mehr Tests eingeführt, bald soll die IKPM (Individuelle Kompetenzund Potenzialmessung) kommen, die entscheidet, ob ein Kind in eine AHS darf.
Das wird sicher scheitern, wie internationale Beispiel zeigen. Mein Problem ist, dass bei diesem chronischen Leistungswettlauf eine wesentliche Dimension der Schule kaputt geht: das Kultivieren. Also, wie verhält man sich vernünftig zueinander, wie macht man etwas gemeinsam? Der Witz von Schule ist: Ich kann nicht individuell kultivieren. Wie erzeuge ich Gemeinschaftsund Demokratiefähigkeit? Wie sorge ich dafür, dass die Kinder auch stolz auf ihre Schule sind? Das kommt