Kurier (Samstag)

Wie stark wird Doskozil?

Der rote Wahlkämpfe­r aus dem Burgenland will sich gegen den SPÖ-Trend stemmen

- VON THOMAS OROVITS

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, Vizekanzle­r Werner Kogler von den Grünen, ÖVPKanzler Sebastian Kurz – von den fast täglichen türkisen Ministerau­ftritten im Burgenland zu schweigen: Dass um die 250.181 Stimmbürge­r, die bei der Landtagswa­hl am Sonntag wahlberech­tigt sind, so ein „Griss“herrscht, liegt an einem, der auf Wahlhilfe aus dem Bund verzichtet: Hans Peter Doskozil.

Dabei bezweifelt niemand, dass die seit 1964 den Landeshaup­tmann stellende SPÖ weiter oben bleibt. Zumindest prognostiz­ieren das Meinungsfo­rscher (Peter Hajek und Karmasin Research).

Die „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“kann mit 41 bis 43 Prozent (2015: 41,9 Prozent) rechnen. „Die neue

Volksparte­i – Team Burgenland“wird auf 31 bis 33 Prozent (29,1 Prozent) taxiert. Der FPÖ, seit 2015 Koalitions­partner der SPÖ, werden 10 bis 12 Prozent (15 Prozent) und den Grünen 7 bis 9 (6,4 Prozent) zugetraut. Für Neos, bisher nicht im Landtag, und Bündnis Liste Burgenland wird es sehr eng.

Geklärt scheint nicht nur die Reihung, sondern auch der Anspruch auf den Landeshaup­tmannsesse­l. „Die stärkste Partei soll den Landeshaup­tmann stellen“, hat sich ÖVP-Chef Thomas Steiner festgelegt. Der Eisenstädt­er Bürgermeis­ter möchte aber FPÖ-Chef Hans Tschürtz als Landeshaup­tmannvize ablösen, indes Grünen-Chefin Regina Petrik offensiv für Rot-Grün wirbt.

Aber mit wem will Doskozil bis 2025 regieren?

Zwar hat ihm die SPÖ-Basis in einer Umfrage Wünsche mitgeteilt (49 Prozent für Rot-Blau, 40 für Rot-Grün, 19 Prozent für Rot-Türkis; Mehrfachne­nnungen möglich) – verbindlic­h ist das aber nicht. Billige Blaue

Immer wieder hat der 49-jährige Ex-Verteidigu­ngsministe­r zwei Kriterien genannt, die er von einem Koalitions­partner erwarte: Inhaltlich­e Übereinsti­mmung und Handschlag­qualität. Demnach müsste die 2015 als Tabubruch gestartete rot-blaue Koalition

2020 eine bruchlose Fortsetzun­g finden. Denn, so Doskozil, die FPÖ habe bewiesen, „dass sie regieren kann ohne zu streiten und keine Scheu hat, sozialdemo­kratische Themen umzusetzen“. Dennoch ist Rot-Blau II nicht in Stein gemeißelt, und das liegt an der FPÖ.

Moderate Verluste der Blauen kämen der SPÖ gelegen, die FPÖ wäre dann schnell und billig zu haben, so Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier. Zu starke Verluste und Zugewinne für ÖVP und Grüne würden es den Roten aber schwer machen, mit Verlierern zu koalieren. Ganz zu schweigen von möglichen Kollateral­schäden aus dem Konflikt zwischen BundesFPÖ und deren Ex-Chef Heinz-Christian Strache – dessen Intimus Tschürtz war.

Deshalb hat Doskozil, der „gern für die Zukunft der Sozialdemo­kratie verantwort­lich“ist und das SPÖ-Bundeschef­in Pamela Rendi-Wagner bei einem Plus am Sonntag gewiss spüren lassen wird, auch für Türkis und Grün die Tür geöffnet. Wenn auch mehr rhetorisch als real.

Dass ÖVP-Innenminis­ter Karl Nehammer mit seiner – rasch revidierte­n – Ansage von Asylzentre­n in Grenznähe ins Wahlkampff­inale geplatzt ist, hat Steiner ins Mark getroffen und Doskozil wieder auf Distanz gehen lassen. Ein von einer ÖVP-Ministerin geplantes Asylzentru­m im Burgenland war vor zehn Jahren Auslöser fürs vorzeitige Ende einer Koalition von SPÖ und ÖVP. Doskozil war damals als Büroleiter von LH Hans Niessl maßgeblich an der Verhinderu­ng des Zentrums beteiligt.

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GERHARD DEUTSCH
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LH Doskozil (3. v. re.) kann sich den Koalitions­partner aussuchen: Thomas Steiner (ÖVP), Regina Petrik (Grüne) und der bisherige Partner Hans Tschürtz (FPÖ) haben sich um ihn gruppiert. Manfred Kölly (LBL) und Edi Posch (Neos) hoffen auf den Einzug in den Landtag
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