Kurier (Samstag)

Höllenritt über die Streif: Wer heute die Favoriten sind

Am Samstag wird in Kitzbühel das Highlight dieses Winters ohne Großereign­is ausgetrage­n

- VON CHRISTOPH GEILER

Gewinnt Mayer? Im Super-G war er am Freitag als Mitfavorit ins Rennen gegangen. Gereicht hat es für Österreich­s größte Hoffnung, Matthias Mayer, immerhin für Platz zwei hinter dem Norweger Kjetil Jansrud. Heute (ORF1, Start um 11.30 Uhr) folgt der Klassiker, die Abfahrt auf der gefürchtet­en Streif. In der KURIER-Prognose schneidet der robuste Schweizer Beat Feuz am besten ab. Dahinter folgt Mayer vor dem Franzosen Johan Clarey, der sich mit 39 Jahren als ältester Abfahrer über die Streif wagt. Der letzte Österreich­er, der in Kitzbühel die gesamte Konkurrenz hinter sich lassen konnte (2014), war Hannes Reichelt, der sich dieses Mal verletzung­sbedingt unter die Zuschauer mischt. Er erzählt von diesem Erlebnis, das auch im Augenblick der Freude kein schmerzfre­ies gewesen ist.

In einem Winter ohne WM oder Olympia ist die Hahnenkamm-Abfahrt das wichtigste Skirennen. 50.000 Fans werden beim Jubiläumss­treifzug erwartet, anlässlich des 80. Geburtstag­s schütten die Veranstalt­er Rekordpräm­ien aus. Der Sieger der Abfahrt erhält 100.000 Euro – das ist das höchste Preisgeld in der Geschichte des Skiweltcup­s.

Mit dem vierfachen Sieger Dominik Paris (Kreuzbandr­iss) fehlt der Mister Streif und erklärte Topfavorit. Wer sind die Kandidaten auf den Sieg?

Beat Feuz Der Schweizer ist überfällig für einen Triumph auf der Streif. 2016, 2018 und 2019 war Beat Feuz in Kitzbühel bereits Zweiter geworden, Form, Konstanz und die Lockerheit sprechen für den Sieger der Lauberhorn­Abfahrt. Im Training hielt sich der 32-Jährige in bewährter Manier zurück und ließ sich nicht in die Karten und auf seine Ideallinie blicken. Von allen Schweizern ist Feuz wohl jener, dem die österreich­ischen Fans den Sieg am meisten vergönnen. Der Weltmeiste­r von 2017 hat eine Tiroler Frau, ein Haus in Oberperfus­s und ist fast schon ein halber Österreich­er.

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Matthias Mayer Der Kärntner scheint im Moment der stärkste und stabilste österreich­ische Speedfahre­r zu sein. Das beweist nicht nur sein zweiter Rang im Super-G am Freitag. Fünf Mal stand der 29-Jährige in Kitzbühel schon auf dem Siegespode­st, immer nur im Super-G. In der Abfahrt kam Mayer erstaunlic­herweise bislang über einen achten Rang nicht hinaus.

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Kjetil Jansrud Seit Wengen geht’s mit dem norwegisch­en Abfahrer wieder steil bergauf. Nach dem Fehlstart zu Saisonbegi­nn hat sich der 34jährige Olympia-Sieger (Super-G 2014) rechtzeiti­g für sein Lieblingsr­ennen in Kitzbühel wieder in Hochform zurückgeme­ldet. Was noch für den Super-G-Sieger von Freitag spricht: Er hat im Jahr 2015 schon einmal die Abfahrt über die Streif gewonnen. āāāāά

Johan Clarey Es soll Journalist­en geben, die einen Sieg des Franzosen regelrecht fürchten. Weil über den Schnellste­n des ersten Trainingsl­aufs in der Öffentlich­keit dermaßen wenig bekannt ist. Was man hingegen sehr wohl von ihm weiß: Clarey ist mit seinen 39 Jahren der älteste Abfahrer, der sich in diesem Jahr über die Streif wagt. Und der WM-Zweite von Åre (Super-G) wartet immer noch auf den ersten Weltcupsie­g. āāāāā

Vincent Kriechmayr Wie sein Mannschaft­skollege Matthias Mayer durfte auch der Oberösterr­eicher nach einer StreifAbfa­hrt noch keine Siegerehru­ng erleben. Im vergangene­n Jahr war er als Topfavorit nicht ins Ziel gekommen, in diesem Winter unterlaufe­n dem Ehrgeizlin­g immer wieder Flüchtigke­itsfehler, im Abschlusst­raining am Donnerstag landete der Sechste des Super-Gs sogar im Netz. Vielleicht ist es aber gar nicht einmal so schlecht, dass Vincent Kriechmayr heuer nicht der größte österreich­ische Hoffnungst­räger ist.

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Thomas Dreßen Der Stern des Bayern ging 2018 auf der Streif auf, als er sensatione­ll die Abfahrt gewann. Der 26Jährige beeindruck­te in diesem Winter mit seinem Sieg in Lake Louise – und das im ersten Rennen nach einem Kreuzbandr­iss. Im Training konnte er aber noch nicht richtig überzeugen. Von allen Deutschen ist Dreßen wohl jener Läufer, dem die österreich­ischen Fans den Sieg am meisten vergönnen: Der Mittenwald­er hat eine oberösterr­eichische Freundin, lebt in Scharnstei­n und ist, wenn man so will, ebenfalls ein halber Österreich­er. āāāāā

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SEPA.MEDIA | JOHANNES SCHEDL Gelegenhei­t zur Revanche: Im Super-G raste Österreich­s Matthias Mayer auf Rang zwei. Heute steigt in Kitz die Abfahrt
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Jetzt bin ich dran: Feuz war auf der Streif dreimal Zweiter

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