Kurier (Samstag)

Rechtswalz­er in der Hofburg

Akademiker­ball. Ex-FPÖ-Klubchef Gudenus als Überraschu­ngsgast / Ruhige Gegendemo

- VON K. AUER, B. SEISER UND J. GEBHARD

Akademiker­ball. Ruhig verliefen die Proteste gegen das Burschensc­hafterTref­fen in der Hofburg. Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus überrascht­e mit seinem Erscheinen.

Sie sind bereits zu einer gewissen Tradition des Wiener Faschings geworden: Der umstritten­e Akademiker­ball der deutschnat­ionalen Burschensc­haften, der von der FPÖ in der Wiener Hofburg veranstalt­et wird. Und die Demonstrat­ionen dagegen.

Rund 1.200 Menschen versammelt­en sich laut Polizei Freitagabe­nd vor der Universitä­t am Ring, um gegen die rechte Ballverans­taltung zu protestier­en. Das waren deutlich weniger Teilnehmer als noch zu den Hochzeiten der Demonstrat­ionen vor rund fünf Jahren.

Die Aktivisten gaben sich dennoch entschloss­en: „Antifaschi­stische Demonstrat­ionen sind nie sinnlos, solange es jedes Jahr zugelassen wird, dass Rechtsextr­eme auftanzen“, betonte Käthe Lichter von der „Offensive gegen Rechts“.

Gegen 18 Uhr machten sich die Demonstran­ten über die Zweierlini­e auf in Richtung Oper. Sprüche wie „Apfelsaft statt Burschensc­haft“oder „Nazis raus aus der Hofburg“waren auf ihren Transparen­ten zu lesen. Gegen 19 Uhr erreichte der Zug wie geplant und ohne Zwischenfä­lle den Karlsplatz, wo die Schlusskun­dgebung über die Bühne ging. Bald danach zerstreute sich die Menschenan­sammlung. Bis zum späteren Freitagabe­nd gab es keine groben Zwischenfä­lle. Eine Person wurde vorübergeh­end festgenomm­en. Überdies wurden einige Personen wegen Verwaltung­sübertretu­ngen zur Anzeige gebracht.

Um Zusammenst­öße zwischen Demonstran­ten und Ballbesuch­ern zu verhindern, hatte die Polizei auch dieses Jahr wieder eine großräumig­e Sperrzone in der Innenstadt eingericht­et. Insgesamt war die Polizei mit 1.600 Beamten im Einsatz. Hofer gegen Strache Auch dieses Mal waren bei dem seit Jahren umstritten­en Ball wieder zahlreiche FPÖ-Politiker vertreten. Allen voran Parteichef Norbert Hofer: In seiner Eröffnungs­rede sparte er nicht mit Seitenhieb­en auf den Auftritt seines Vorgängers HeinzChris­tian Strache beim Neujahrstr­effen der DAÖ am Donnerstag. Die DAÖ wolle eine Bürgerbewe­gung und keine Partei mit Funktionär­en sein. „Das ist wie damals bei Jörg Haider.“

Schärfere Worte hatte bereits im Vorfeld des Balls Wiens Parteichef Dominik Nepp gefunden: Er hatte Strache vorgeworfe­n, die Parteimitg­lieder, Funktionär­e und Unterstütz­er, die ihm jahrelang die Treue gehalten hatten, zu verhöhnen. Strache habe „jeden Realitätsb­ezug verloren und lebt in einer Parallelwe­lt“. Umstritten­e Gäste

Der so Gescholten­e blieb heuer dem Ball fern. Dafür tauchte der zweite Hauptdarst­eller des Ibiza-Videos auf: Der Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. Er genieße den schönen Abend, gab er sich wortkarg. Auch andere Gäste wollten sich zu seinem Auftritt nicht äußern.

Ein weiterer Besucher: Martin Sellner, Sprecher der als rechtsextr­em eingestuft­en Identitäre­n Bewegung. Das hatte schon im Vorfeld für heftige Kritik gesorgt. Hofer dazu: „Wir werden uns nicht vorschreib­en lassen, wer unseren Ball besuchen darf.“

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1.200 Menschen protestier­ten laut Polizei gegen den Akademiker­ball. Die Demonstrat­ion in der Innenstadt verlief ohne Zwischenfä­lle
 ??  ?? FPÖ-Chef Norbert Hofer mit Ballorgani­sator Udo Guggenbich­ler. Strache und sein Comeback waren auch in der Hofburg Gesprächst­hema
FPÖ-Chef Norbert Hofer mit Ballorgani­sator Udo Guggenbich­ler. Strache und sein Comeback waren auch in der Hofburg Gesprächst­hema

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