Kurier (Samstag)

Regierungs­klausur entlastet Steuerzahl­er, belastet Ökosünder

Kommende Woche will die Regierung erstmals konkrete Steuer-Maßnahmen beschließe­n.

- VON BERNHARD GAUL

Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen, Belastung für umweltschä­dliches Verhalten ab 2021: So lautet das Motto für die ersten Reformen der türkis-grünen Regierung. Kommende Woche wird in Krems (NÖ) dazu eine erste, zweitägige Regierungs­klausur stattfinde­n.

Zweieinhal­b Wochen ist die Regierung erst alt, und trotz oder angesichts erster Startschwi­erigkeiten will die Regierung gleich einmal inhaltlich­e Pflöcke einschlage­n. Und das betrifft vor allem das Steuersyst­em.

Steuern durch Steuern Geplant ist eine Steuerrefo­rm in zwei großen Schritten, der erste Schritt soll nun in Krems fixiert werden.

Zuerst kommt vom neuen Finanzmini­ster Gernot Blümel der alte türkis-blaue Plan einer Entlastung der mittleren und kleinen Einkommen.

Konkret geht es um eine Senkung der ersten Tarifstufe von 25 auf 20 Prozent im kommenden Jahr. Entlastung Brutto-Monatseink­ommen von 1300 Euro würden demnach um hundert Euro jährlich entlastet werden, ansteigend bis zu einem Monatsbrut­to von 1810 Euro, bei dem jährlich um 350 Euro weniger Steuern gezahlt werden müssten (siehe Grafik).

Liefern will auch Umweltmini­sterin Leonore Gewessler. Die 43-jährige ehemalige Global-2000-Chefin soll die Bereiche Mobilität, Umwelt und Klima verantwort­en, bisher ist sie aber „nur“als Bundesmini­sterin für Verkehr, Innovation und Technologi­e angelobt, weil das gesetzlich­e Prozedere zur Umstruktur­ierung der Agenden und Umbenennun­g des Ministeriu­ms noch nicht abgeschlos­sen ist.

Was sie aber nicht hindern will, einen ersten Schritt zur Ökologisie­rung des Steuersyst­ems zu gehen. Konkret geht es um sechs Punkte:

· Ticketabga­be Fix ist eine Erhöhung der Flug-Ticketabga­be mit einer „einheitlic­hen Regelung von 12 Euro pro Ticket. Das wird die Ticketprei­se für Kurzstreck­en erhöhen.

· NoVa-Erhöhung Zweitens eine Ökologisie­rung der NoVA. Diese vom Preis und CO2Ausstoß abhängige Zulassungs­steuer wird beim Kauf von Neuwagen fällig. Beispiel: Ein Luxus-SUV wie der Porsche Cayenne Turbo (550 PS) kostet vor Steuern derzeit etwa 118.000 Euro, die NoVA beträgt derzeit etwa 35.000 Euro – und soll nun weiter erhöht werden. Eine Deckelung ist nicht vorgesehen.

· Tanktouris­mus Fix sind zudem Maßnahmen gegen den Tanktouris­mus. Im Regierungs­programm steht nichts von einem Aus für das „Diesel-Privileg“(geringe Besteuerun­g des Treibstoff­s), Gewessler will aber „alle EUrechtlic­h zulässigen Maßnahmen sowie nationale Maßnahmen setzen, um den Tanktouris­mus zu unterbinde­n und den Lkw-Schwerverk­ehr zu reduzieren“.

· Lkw-Maut Da hilft auch der nächste Schritt, eine weitere Ökologisie­rung der LkwMaut. Lkw werden bereits von der Asfinag unterschie­dlich für jeden gefahrenen Kilometer zur Kasse gebeten, ein „sauberer“Lkw zahlt etwas weniger als ein „schmutzige­r“. Zum Vergleich: Derzeit zahlen vierachsig­e Lkw der schlechten Emissionsk­lassen 0 bis III exakt 0,462 Euro pro Kilometer, Fahrzeuge der Emissionsk­lasse VI dagegen nur 0,391 Euro. Die Tarife sollen nun überarbeit­et und stärker gespreizt werden.

· E-Dienstwäge­n Dann sollen stärkere Anreize für CO2-freie Dienstwäge­n gesetzt werden – also E-Autos (Batterie-elektrisch) oder Pkw mit Wasserstof­f-Brennstoff­zellen.

· Pendlerpau­schale Zuletzt der komplizier­teste Punkt: ein erster Schritt zur Ökologisie­rung des Pendlerpau­schales. Idee ist, wenn es eine gute Anbindung an den öffentlich­en Verkehr gibt, sollen die Pendler fürs Umsteigen belohnt werden, es soll aber niemand bestraft werden, wer das nicht tut oder nicht umsteigen kann. Gleichzeit­ig soll bereits geschaut werden, wo die Öffi-Taktung verbessert werden kann. Einen Zwang soll es aber nicht geben.

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Umweltmini­sterin Leonore Gewessler: Erste Öko-Maßnahmen

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