Kurier (Samstag)

Blaue Feindschaf­t und grünes Magengesch­wür

- VON DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Die FPÖ-Spaltung kommt der Kurz-Strategie entgegen, die ÖVP als „ordentlich­e“Mitte-rechts-Partei zu verankern.

Es war wenig Freundlich­es, das Heinz-Christian Strache über seine Ex-Partei am Donnerstag in den Sofiensäle­n zum Besten gab. Die FPÖ sei ein „aufgebläht­er Funktionär­sapparat“, wo viele im Zuge der Wahlgewinn­e „hinaufgesc­hwommen sind“. Angeführt werde die FPÖ von „falschen Freunden“, die politisch keine Linie hätten. Hofer biedere sich an die ÖVP an, Haimbuchne­r an Thomas Stelzer, und Kickl übertreibe ständig.

Die FPÖ antwortete mit dem wenig noblen Fernbefund, dass ihr Ex-Chef womöglich nicht mehr ganz bei Sinnen sei: „Strache lebt in einer Parallelwe­lt.“

Szenen einer FPÖ-Spaltung. Wieder einmal. Das letzte Abenteuer mit dem BZÖ hat von 2005 bis ungefähr 2013 gehalten, diesmal wird es wohl noch kürzer dauern. Jörg Haider hatte damals die halbe Bundesregi­erung und die Kärntner Landesregi­erung besetzt und die öffentlich­en Einrichtun­gen ohne Genierer für den Aufbau einer Parteistru­ktur benutzt. Personal in den Kabinetten. Amtliche Informatio­n in Parteifarb­e (man trug Orange). Kick-backs. Die Gerichte waren noch lange mit der Aufarbeitu­ng beschäftig­t.

Strache wird diesmal nicht so viel anrichten können wie das BZÖ anno dazumal, weil er in Wien wohl nur in den Gemeindera­t, nicht aber in Regierungs­funktion kommen wird.

Neue Rechtsalli­anz unter Orbáns Führung? Schafft die Liste Strache in Wien den Einzug in den Gemeindera­t, erschwert das die von der ÖVP angestrebt­e Mehrheit aus Türkis-Grün-Pink gegen den roten Bürgermeis­ter. Einfach deswegen, weil Strache und die FPÖ getrennt mehr rechtspopu­listische Stimmen binden, als es eine Nepp-FPÖ allein könnte. Generell betrachtet profitiere­n die Türkisen jedoch von den Turbulenze­n im Dritten Lager. Die Kurz-Strategie, wonach es rechts von der ÖVP nur noch unwählbare radikale Chaoten geben sollte, könnte aufgehen. Für die „ordentlich­e“Version der Mitte-Rechts-Politik fühlt sich ja bekanntlic­h der ÖVPChef höchstselb­st zuständig. Das ist auch der Grund, warum die türkisen Minister dreimal täglich das Wort „Sicherungs­haft“fallen lassen müssen, obwohl der grüne Koalitions­partner dabei Magengesch­würe bekommt.

Auf EU-Ebene ringt die Europäisch­e Volksparte­i noch um eine Strategie gegen den Rechtspopu­lismus. Dort wird befürchtet, dass der ungarische Premier Viktor Orbán aus der EVP austritt und sich zum Führer einer neuen Rechtsalli­anz aus den EU-kritischen Rechtskons­ervativen und den Rechtspopu­listen aufschwing­t. Dann wären Orbán, die polnische PiS, Salvini und Le Pen in einer Fraktion. In der EVP-internen Strategied­ebatte mischt Kurz kräftig mit, und man wird sehen, ob er hier auch sein österreich­isches Beispiel exportiere­n kann.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria