Kurier (Samstag)

Abschied einer Nummer eins

Caroline Wozniacki beendete bei den Australian Open ihre Karriere.

- VON HARALD OTTAWA

Wehmut herrschte in der Melbourne Arena, es war ein Spiel der Gefühle. Tränen flossen, wie am Ende von „Titanic“. In der Melbourne Arena stand am Donnerstag­nachmittag große Sentimenta­lität auf dem Programm, als „Sweet Caroline“gespielt wurde. Ein letztes Mal, eine große Karriere ging bittersüß zu Ende.

Caroline Wozniacki hat nach einer Niederlage wohl noch nie so gefeiert und wurde noch nie so von Gefühlen übermannt. Nachdem sie gegen die Tunesierin Ons Jabeur in der dritten Runde ihre letzte Vorhand verschlage­n und ihrer Gegnerin zum 7:5-3:6-7:5-Sieg gratuliert hatte, ging’s so richtig rund.

Die Dänin ließ ihren Tränen freien Lauf, danach ein Familienfo­to schießen – und schnappte sich eine dänische Flagge. „Ich hoffe, ich konnte Menschen aus kleinen Ländern Mut machen, dass auch sie die Nummer eins werden und einen Grand Slam gewinnen können“, sagte sie unter großem Beifall, auch von großen Stars. „Dass sie alle da sind, das bedeutet mir sehr viel“, sagte die ehemalige Nummer eins.

Und es waren viele da, um Wozniacki groß zu feiern. Serena Williams war dabei auch Ashleigh Barty und Karolina Pliskova erwiesen der 29-Jährigen die Ehre. Und jene, die nicht anwesend waren, wurden per Video eingespiel­t.

Erinnerung­en wurden wach an viele Schlachten und an ihren größten Triumph, den Sieg bei den Australian Open vor zwei Jahren. „Eine lange Reise ist zu Ende gegangen, und jetzt freue ich mich auf das, was dann kommt.“Besagte lange Reise wurde mit vielen Umarmungen abgeschlos­sen. Die erste galt ihrem Trainer und Vater, dem ehemaligen Profi-Kicker Piotr. Der Rest der Familie folgte. „Es sind so viele Emotionen in mir“, sagte sie im Rahmen der Abschiedsz­eremonie.

Feind im Körper Wozniacki beendet also schon mit 29 Jahren ihre Karriere. Einer der Gründe: ihre Krankheit. Sie leidet unter einer Rheumatoid­en Arthritis, einer Gelenksent­zündung im ganzen Körper. Sie braucht allen Mut der Welt, um mit dieser unheilbare­n Krankheit zu leben.

Eine Krankheit, die 2018 diagnostiz­iert wurde. „Eines Morgens bin ich aufgewacht und habe meine Arme nicht mehr über meinen Kopf heben können“, berichtete sie, als sie ihre Diagnose öffentlich machte. Für Wozniacki, die auf dem Tennisplat­z vor allem von Schnelligk­eit und Explosivit­ät lebte, war das ein echter Schock. Im darauffolg­enden Jahr rutschte sie in der Weltrangli­ste auf Rang 39 ab, ihre schlechtes­te Platzierun­g seit 2007.

Nebensächl­ich.

Von dieser heimtückis­chen Krankheit will sie sich dennoch nicht ihr Leben diktieren lassen. „Ich freue mich auf die neue Reise“, betonte sie immer wieder. „Auf neue spannende Abenteuer.“

Einmal kehrt sie noch zurück, gegen Serena Williams wird sie am 18. Mai in ihrer Heimat Kopenhagen ein inoffiziel­les Abschiedss­piel bestreiten. Die Amerikaner­in sagte mit einem Taschentuc­h an der Hand: „Stellt mir keine Caroline-Fragen, da werde ich emotional. Ich vermisse sie jetzt schon auf der Tour.“Favoriten-Abschiede Kurz darauf verabschie­dete sich Serena Williams selbst. Zumindest vorläufig: Die 38Jährige unterlag der Chinesin Wang Qiang 6:4, 6:7, 5:7 und muss weiter auf ihren 24. Grand-Slam-Titel warten. Williams war gestern in guter Gesellscha­ft. Denn Titelverte­idigerin Naomi Osaka scheiterte ebenso in Runde drei, die Japanerin unterlag dem 15-jährigen USWunderki­nd Cori Gauff.

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 ??  ?? Vater des Erfolges: Caroline und Piotr Wozniacki, ein Ex-Kicker
Vater des Erfolges: Caroline und Piotr Wozniacki, ein Ex-Kicker
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Tag der Tränen: Serena Williams verlor gegen Wang Qiang, zuvor weinte sie wegen Wozniacki

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