Kurier (Samstag)

Blick ins Schlafzimm­er

Obwohl Weiß, Beige und Grau nach wie vor hoch im Kurs liegen, ziehen intensive Farbtöne ins Schlafzimm­er. Außerdem: der Kleiderkas­ten muss weichen und das Himmelbett kehrt zurück – in bisher unbekannte­r Form.

- VON JULIA BEIRER

» Der Wäschestän­der. Das ist die Antwort von Interieur Expertin Anke Stern auf die Frage, was nichts im Schlafzimm­er verloren hat. „Und der Fernseher“, fügt sie hinzu. Aber das sei Geschmacks­sache. Tatsächlic­h geht der Trend in Richtung Ruhe und Entspannun­g im Schlafzimm­er – und herumhänge­nde oder -liegende Kleider zerstören diese Idylle. Während die Garderobe also in die – optimalerw­eise begehbare – Ankleide wandert, entsteht Platz für Neues. „Das Schlafzimm­er ist nämlich nicht mehr nur Schlafstät­te, es bekommt wohnlichen Charakter“, weiß Stern. Mit

Schminktis­chen, Lese-Ecken oder stummen Dienern kreieren Bewohner und Innenarchi­tekten einen Ort zum Relaxen. Stern: „Hier soll es ästhetisch schön, entspannen­d und gleichzeit­ig so simpel wie möglich gestaltet sein.“

Farben haben auf die Stimmung im Schlafzimm­er großen Einfluss. Innenarchi­tektin Lilia Maier von Vienna Interiors sieht den Trend zu bunteren Tönen im Schlafzimm­er. „Während Weiß, Beige und Grau immer beliebt sind, sind auch Pudertöne stark im Kommen.“Konkret: Rosa, Apricot, Petrol und Mintgrün. Innenarchi­tektin Ulrike Nachbargau­er von „Una plant“, sieht außerdem dunkle Töne im Vormarsch: „Sie verstärken den Höhlenchar­akter. Dadurch wird der Raum heimeliger und wärmer.“Besonders beliebt: Blau in vielen Varianten. Ein matter Ton beruhigt, Nachtblau schafft Gemütlichk­eit.

Wer neben Kissen, Bettwäsche und Tagesdecke­n auch Wände mit Farben und Tapeten gestalten möchte, hat zwei Möglichkei­ten: Direkt am Kopfhaupt oder gegenüber. Die Expertinne­n empfehlen poppige Motive am Kopfstück zu planen und gedämpfte Töne in Blickricht­ung aufzutrage­n. Pep verleihen zudem grafische Muster, Blumen- und Dschungel

„Das Schlafzimm­er ist kein Wäschelage­r, sondern ein Ort zum Entspannen. Es soll schön, entspannt und so simpel wie möglich gestaltet sein.“

Anke Stern, Interieur Expertin

motive. Sie sind laut Expertinne­n weiterhin sehr gefragt. Lilia Maier: „Blätter sind am Höhepunkt der Beliebthei­t.“Wenn auch nur als Muster, echte Pflanzen haben im Schlafzimm­er nichts verloren.

Neben Farbe und Tapeten erobert derzeit ein Material aus früheren Zeiten die Wände zurück. Lilia Maier: „Sehr im Trend liegen mit Stoff überzogene Kopfhäupte­r. Teilweise werden auch ganze Wände mit Stoff zum Kopfhaupt bezogen.“Für wohnliche Atmosphäre setzen Interieur Experten Stoff aber auch an anderer Stelle ein:Vorhängesi­ndunverzic­ht- »

bar. Anke Stern: „Samtstoffe und grobes Leinen schaffen eine gemütliche Welt.“Sie sollten von der Decke bis zum Boden reichen und keinesfall­s über der Heizung enden. Apropos gemütliche Atmosphäre: Um dem Schlafzimm­er Haptik zu verleihen, darf auch ein Teppich nicht fehlen. Laut Stern sind Läufer, die links und rechts neben dem Bett liegen, out. Stattdesse­n nehmen großflächi­ge, hochflorig­e Teppiche einen Bereich unter dem Bett und im Raum ein. Gewebt sind sie meist aus Bambus- sowie Seidenvelo­urs oder Wolle.

Wichtig ist den Menschen auch, auf Nachhaltig­keit zu achten. Laut Lilia Maier ist das ohnehin das Thema der Stunde. „Naturmater­ialien sind oft gewünscht.“Zirbe stehe beispielsw­eise hoch im Kurs. Das geruchsint­ensive Holz wird als Wandverkle­idung, aber auch in Schranktür­en und -griffen sowie in

Sitzbänken verarbeite­t. „Es soll nicht zu viel sein, damit der Geruch seine beruhigend­e Wirkung entfalten kann“, sagt Maier.

Die größte Trendentwi­cklung im Schlafzimm­er betrifft allerdings sein wichtigste­s Möbelstück. „Das Bett rückt ins Zentrum und steht frei im Raum“, weiß Stern. Das hänge aber auch stark mit dem Charakter der Bewohner zusammen. „Menschen mit starkem Freiheitsd­rang platzieren das Bett mitten im Raum. Introverti­erte wollen einen Rahmen“, sagt Stern. Dadurch gewinnen die derzeit beliebten Himmelbett­en an Bedeutung. Ihre Form ist eine leichte, fast aufgelöste Konstrukti­on: Ein Rahmen aus Metall oder Holz, der über dem Bett schwebt – meist ohne Stoff. Die Expertin: „Damit das Himmelbett wirken kann, ist eine Raumhöhe von 2,6 Metern nötig.“Boxspringb­etten seien eher weniger nachgefrag­t, wobei Bettge

stelle mit Stoff bezogen, nach wie vor sehr im Trend liegen.

Atmosphäri­sches Licht ist ein zeitloser Klassiker und für Raumgestal­ter das um und auf der Schlafzimm­erplanung. Architekti­n Lisi Wieser. „Ein Arbeitslic­ht ist nicht nötig. Ein kleiner Spot, der zum Lesen auf ein Buch gerichtet werden kann, reicht“, erklärt sie. Hängelampe­n sollten außerdem nicht über dem Bett platziert sein. „Niemand liegt gern direkt unter einer Leuchte.“Stattdesse­n rät Wieser zu indirektem Licht und auch dazu, jede Lampe im Schlafzimm­er mit einem Dimmer auszustatt­en. Denn helles Licht über 3.000 Kelvin regt zum Wachbleibe­n an. Neben warmen Lichtquell­en, beruhigend­en Farben und gemütliche­n Materialie­n ist auch das Abschalten für einen gesunden Schlaf wichtig. In diesem Sinne: Licht aus und gute Nacht. «

 ??  ?? Das Himmelbett feiert eine Rückkehr. Im Mittelpunk­t steht aber der Rahmen, nicht der Stoff
Das Himmelbett feiert eine Rückkehr. Im Mittelpunk­t steht aber der Rahmen, nicht der Stoff
 ??  ?? Ulrike Nachbargau­er: „Der hochflorig­e, weiche Teppich heb
Ulrike Nachbargau­er: „Der hochflorig­e, weiche Teppich heb
 ??  ?? Große Blätter sind nach wie vor sehr gefragt. Gedruckt auf Leinenstof­f schaffen sie eine kuschelige und frische Atmosphäre
Große Blätter sind nach wie vor sehr gefragt. Gedruckt auf Leinenstof­f schaffen sie eine kuschelige und frische Atmosphäre
 ??  ?? bt die Stimmung beim Aufstehen
bt die Stimmung beim Aufstehen
 ??  ?? Finger weg von kräftigem Blau mit Leuchtkraf­t, matte Blautöne beruhigen
Finger weg von kräftigem Blau mit Leuchtkraf­t, matte Blautöne beruhigen
 ??  ?? Ein Teppich aus Naturfaser unter dem Bett schafft gemütliche Atmosphäre
Ein Teppich aus Naturfaser unter dem Bett schafft gemütliche Atmosphäre
 ??  ?? Anregende Motive und Muster werden am besten am Kopfhaupt platziert
Anregende Motive und Muster werden am besten am Kopfhaupt platziert
 ??  ?? Architekti­n Lisi Wieser von Weissglut Architektu­r
Architekti­n Lisi Wieser von Weissglut Architektu­r
 ??  ?? Ulrike Nachbargau­er von Una plant ist Innenarchi­tektin
Ulrike Nachbargau­er von Una plant ist Innenarchi­tektin
 ??  ?? Anke Stern, Innenarchi­tektin und Interieur Expertin
Anke Stern, Innenarchi­tektin und Interieur Expertin
 ??  ?? Innenarchi­tektin Lilia Maier von Vienna Interiors
Innenarchi­tektin Lilia Maier von Vienna Interiors
 ??  ?? Der Kleiderkas­ten ist– wenn irgendwie möglich – nicht mehr im Schlafzimm­er, dadurch entsteht Platz für eine kleine Lounge und einen Schminktis­ch
Der Kleiderkas­ten ist– wenn irgendwie möglich – nicht mehr im Schlafzimm­er, dadurch entsteht Platz für eine kleine Lounge und einen Schminktis­ch

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