Blick ins Schlafzimmer
Obwohl Weiß, Beige und Grau nach wie vor hoch im Kurs liegen, ziehen intensive Farbtöne ins Schlafzimmer. Außerdem: der Kleiderkasten muss weichen und das Himmelbett kehrt zurück – in bisher unbekannter Form.
» Der Wäscheständer. Das ist die Antwort von Interieur Expertin Anke Stern auf die Frage, was nichts im Schlafzimmer verloren hat. „Und der Fernseher“, fügt sie hinzu. Aber das sei Geschmackssache. Tatsächlich geht der Trend in Richtung Ruhe und Entspannung im Schlafzimmer – und herumhängende oder -liegende Kleider zerstören diese Idylle. Während die Garderobe also in die – optimalerweise begehbare – Ankleide wandert, entsteht Platz für Neues. „Das Schlafzimmer ist nämlich nicht mehr nur Schlafstätte, es bekommt wohnlichen Charakter“, weiß Stern. Mit
Schminktischen, Lese-Ecken oder stummen Dienern kreieren Bewohner und Innenarchitekten einen Ort zum Relaxen. Stern: „Hier soll es ästhetisch schön, entspannend und gleichzeitig so simpel wie möglich gestaltet sein.“
Farben haben auf die Stimmung im Schlafzimmer großen Einfluss. Innenarchitektin Lilia Maier von Vienna Interiors sieht den Trend zu bunteren Tönen im Schlafzimmer. „Während Weiß, Beige und Grau immer beliebt sind, sind auch Pudertöne stark im Kommen.“Konkret: Rosa, Apricot, Petrol und Mintgrün. Innenarchitektin Ulrike Nachbargauer von „Una plant“, sieht außerdem dunkle Töne im Vormarsch: „Sie verstärken den Höhlencharakter. Dadurch wird der Raum heimeliger und wärmer.“Besonders beliebt: Blau in vielen Varianten. Ein matter Ton beruhigt, Nachtblau schafft Gemütlichkeit.
Wer neben Kissen, Bettwäsche und Tagesdecken auch Wände mit Farben und Tapeten gestalten möchte, hat zwei Möglichkeiten: Direkt am Kopfhaupt oder gegenüber. Die Expertinnen empfehlen poppige Motive am Kopfstück zu planen und gedämpfte Töne in Blickrichtung aufzutragen. Pep verleihen zudem grafische Muster, Blumen- und Dschungel
„Das Schlafzimmer ist kein Wäschelager, sondern ein Ort zum Entspannen. Es soll schön, entspannt und so simpel wie möglich gestaltet sein.“
Anke Stern, Interieur Expertin
motive. Sie sind laut Expertinnen weiterhin sehr gefragt. Lilia Maier: „Blätter sind am Höhepunkt der Beliebtheit.“Wenn auch nur als Muster, echte Pflanzen haben im Schlafzimmer nichts verloren.
Neben Farbe und Tapeten erobert derzeit ein Material aus früheren Zeiten die Wände zurück. Lilia Maier: „Sehr im Trend liegen mit Stoff überzogene Kopfhäupter. Teilweise werden auch ganze Wände mit Stoff zum Kopfhaupt bezogen.“Für wohnliche Atmosphäre setzen Interieur Experten Stoff aber auch an anderer Stelle ein:Vorhängesindunverzicht- »
bar. Anke Stern: „Samtstoffe und grobes Leinen schaffen eine gemütliche Welt.“Sie sollten von der Decke bis zum Boden reichen und keinesfalls über der Heizung enden. Apropos gemütliche Atmosphäre: Um dem Schlafzimmer Haptik zu verleihen, darf auch ein Teppich nicht fehlen. Laut Stern sind Läufer, die links und rechts neben dem Bett liegen, out. Stattdessen nehmen großflächige, hochflorige Teppiche einen Bereich unter dem Bett und im Raum ein. Gewebt sind sie meist aus Bambus- sowie Seidenvelours oder Wolle.
Wichtig ist den Menschen auch, auf Nachhaltigkeit zu achten. Laut Lilia Maier ist das ohnehin das Thema der Stunde. „Naturmaterialien sind oft gewünscht.“Zirbe stehe beispielsweise hoch im Kurs. Das geruchsintensive Holz wird als Wandverkleidung, aber auch in Schranktüren und -griffen sowie in
Sitzbänken verarbeitet. „Es soll nicht zu viel sein, damit der Geruch seine beruhigende Wirkung entfalten kann“, sagt Maier.
Die größte Trendentwicklung im Schlafzimmer betrifft allerdings sein wichtigstes Möbelstück. „Das Bett rückt ins Zentrum und steht frei im Raum“, weiß Stern. Das hänge aber auch stark mit dem Charakter der Bewohner zusammen. „Menschen mit starkem Freiheitsdrang platzieren das Bett mitten im Raum. Introvertierte wollen einen Rahmen“, sagt Stern. Dadurch gewinnen die derzeit beliebten Himmelbetten an Bedeutung. Ihre Form ist eine leichte, fast aufgelöste Konstruktion: Ein Rahmen aus Metall oder Holz, der über dem Bett schwebt – meist ohne Stoff. Die Expertin: „Damit das Himmelbett wirken kann, ist eine Raumhöhe von 2,6 Metern nötig.“Boxspringbetten seien eher weniger nachgefragt, wobei Bettge
stelle mit Stoff bezogen, nach wie vor sehr im Trend liegen.
Atmosphärisches Licht ist ein zeitloser Klassiker und für Raumgestalter das um und auf der Schlafzimmerplanung. Architektin Lisi Wieser. „Ein Arbeitslicht ist nicht nötig. Ein kleiner Spot, der zum Lesen auf ein Buch gerichtet werden kann, reicht“, erklärt sie. Hängelampen sollten außerdem nicht über dem Bett platziert sein. „Niemand liegt gern direkt unter einer Leuchte.“Stattdessen rät Wieser zu indirektem Licht und auch dazu, jede Lampe im Schlafzimmer mit einem Dimmer auszustatten. Denn helles Licht über 3.000 Kelvin regt zum Wachbleiben an. Neben warmen Lichtquellen, beruhigenden Farben und gemütlichen Materialien ist auch das Abschalten für einen gesunden Schlaf wichtig. In diesem Sinne: Licht aus und gute Nacht. «