RETHINKING PLASTICS: So wird Österreich zur Recycling-Vorzeigeregion
Die Kunststoffindustrie schnürte ein Paket zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die Pläne im Überblick
Um Kunststoffe nachhaltig nutzen zu können, ist die Etablierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft von zentraler Bedeutung. Neben der Wiederaufbereitung sind dabei die Sammlung und Sortierung das zentrale Thema. Hier gibt es in Österreich großen Handlungsbedarf. Aber auch in anderen Punkten setzt die Kunststoffindustrie Maßnahmen, um die von der Europäischen Union vorgegebenen Recyclingquoten zu erfüllen. Helmut Schwarzl, Obmann der Berufsgruppe der Kunststoffverarbeiter im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) über die aktuellen Pläne.
KURIER: Wie wichtig ist eine funktionierende KunststoffKreislaufwirtschaft? Schwarzl: Kunststoff ist zu wertvoll um ihn wegzuwerfen. Er hat hervorragende Eigenschaften, ist leicht formbar und kann zielgenau für spezifische Produkte angepasst werden. Ohne Kunststoff ist ein Leben, wie wir es heute führen eigentlich nicht vorstellbar. Die zentrale Frage lautet also: Wie schaffen wir es, dass so wertvolle Materialien nicht mehr als Müll in der Umwelt landen? Die Antwort: Recycling. Wir müssen Kunststoff als wertvollen Rohstoff verstehen, den wir sammeln und nicht wegwerfen. Wir müssen die Rezyklierbarkeit des Werkstoffes ausnützen und ihn so oft wie möglich im Kreislauf führen. Durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft können wir dabei nicht nur Abfälle vermeiden, sondern auch viel Energie und Rohstoffe einsparen.
Wie können Recycling-Maßnahmen besser unterstützt werden?
Der Ausbau der bestehenden Sammel- und Sortiersysteme ist für die Erhöhung der Recyclingkapazitäten von zentraler Bedeutung. Ausreichend hochwertiges Rezyklat für die Kunststoff-Produktion ist Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dafür müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Von der Politik über die beteiligten Wirtschaftskreise bis hin zum Konsumenten.
Was muss in diesem Bereich auch auf EU-Ebene umgesetzt werden?
Eine entscheidende Maßnahme wäre ein europaweites Deponie-Verbot für Kunststoffabfälle, wie wir es in Österreich bereits haben. Auf der anderen Seite müssen Hemmnisse zum Einsatz von Rezyklat abgebaut und dieses als eigenes Produkt anerkannt werden. Dafür sind EU-weit einheitliche Regelungen nötig. Auch der Ausbau des chemischen Recyclings für Ströme, bei denen eine stoffliche Wiederaufbereitung nicht möglich ist, wäre ein Anliegen.
Welche Rolle spielen neue Technologien in Zukunft? Österreichs Unternehmen sind Weltmarktführer im Recycling-Maschinenbau für Kunststoff-Abfälle. Forschungsund Innovationsförderung steht hier genauso im Mittelpunkt wie Anreize zur
Entwicklung neuer Technologien. Wichtig wäre außerdem eine Exportoffensive für Recycling- und Sortierungstechnologien sowie eine verstärkte Entwicklungszusammenarbeit beim Abfallmanagement.