Premiere gegen den Rekordchamp
Nervenstark: Thiem mit Tiebreak-Serie im Finale
Weltklasse. Dominic Thiem steht als erster Österreicher im Finale der Australian Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Der Lichtenwörther (NÖ) besiegte den Deutschen Alexander Zverev in vier hart umkämpften Sätzen und trifft Sonntagfrüh (9 Uhr) auf den in Topform spielenden Serben Novak Djokovic. Bisher hat Thiem zweimal ein Grand-Slam-Finale erreicht, ist aber beide Male in Paris an Rafael Nadal gescheitert. Bisher ist Thomas Muster Österreichs einziger GrandSlam-Sieger (Paris, 1995). Auffällig ist Thiems Nervenstärke. Nach drei gewonnen Tiebreaks gegen den WeltranglistenErsten Rafael Nadal, gewann er auch gegen Zverev das Spiel in zwei Tiebreaks. Thiems sechs Siege bis zum Finale (rechts) dauerten bisher 18 Stunden und 15 Minuten.
Tiebreak!
Womöglich das neue Lieblingswort von Dominic Thiem. Drei gewann Österreichs Topmann gegen Rafael Nadal, am Freitag führten ihn zwei Tiebreaks zu seinem größten Erfolg auf Hartplatz: Dominic Thiem schlug den Deutschen Alexander Zverev 3:6, 6:4, 7:6 (3), 7:6 (4) und steht in seinem dritten MajorFinale. Im ersten, das nicht auf Pariser Sand über die Bühne geht, im ersten, in dem nicht Rafael Nadal auf der anderen Seite steht.
Mit Novak Djokovic wartet jedoch am Sonntag im letzten Match der Australian Open ein anderer Weltstar (9.30 Uhr MEZ/live Servus TV, Eurosport). „Ich treffe immer auf die absolut Besten bei diesen Turnieren, das ist immer eine ganz besondere Herausforderung“, sagt Thiem. Das Spiel
Dabei hatte alles zunächst ein bisserl anders ausgesehen, Thiem verlor der ersten Satz. „Da habe ich etwas die vier Stunden gegen Nadal gespürt. Außerdem waren wir beide etwas nervös, die Atmosphäre hier ist beeindruckend, außerdem war es unser erstes Semifinale hier.“Der Niederösterreicher kam aber besser ins Spiel. „Es war ein enges Match, der Schlüssel war der dritte Satz. Dann entschieden oft Kleinigkeiten.“In diesem dritten Satz zeigte sich der faire Sportsmann Thiem, als er Zverev aufforderte, eine Challenge zu nehmen, als ein Ball des Deutschen Aus gegeben worden war. So „verschenkte“er ein mögliches Break.
Der Belag
Österreichs erster Melbourne-Finalist, den kurz der Magen plagte („Nichts Dramatisches“), zeigte erneut, dass er auf Hartplatz ebenfalls zu den Allerbesten zählt. Schon im Vorjahr lief es auf besagtem Untergrund famos: Da gewann er in Indian Wells im März sein erstes ATP1.000-Turnier, da stand er im Endspiel des ATP-Finales in London. Seine Leistungssteigerung ist vor allem auf Hartplatz spürbar, der Offensivdrang macht sich auf schnellerem Boden bezahlt. „Er geht viel besser nach vorn als früher, er sucht viel früher die Entscheidung“, erklärt Servus-TV-Kommentator Alexander Antonitsch. Ein weiterer Vorteil ist belagsunabhängig. „Er ist in engen Situationen viel abgebrühter.“
Das Umfeld
Dominic Thiem hat in Melbourne alles richtig gemacht. Auch nach dem gescheiterten Experiment mit Coach Thomas Muster, der zu viel wollte und nach zwei Spielen nicht mehr gewollt wurde. Thiem spielt lieber ohne großen Druck von außen, den macht sich Österreichs Bester selbst. Und Trainer Nicolás Massú sorgt als freundlicher Entertainer für die gute Laune, als Sachverständigen hat er Trainer-Vater Wolfgang Thiem an der Seite. Thiem fühlte sich in den vergangenen Tagen pudelwohl, Muster ist Vergangenheit, nun zählt Novak Djokovic. Der Serbe hat bei den Australian Open noch kein Finale verloren und ist mit sieben Titeln der Rekordchamp.
Und er spielt auch heuer meisterlich: Nur einen Satz hat er bislang abgegeben. Der 32-Jährige sieht in Thiem auch schon einen kommenden Nachfolger: „Dominic hat auf jeden Fall das Zeug zur Nummer eins. Von den Jüngeren ist er der Beste.“
Die Bilanz
Thiem lehrt die „Alten“das Fürchten, seit einem Jahr hat er gegen die großen drei eine famose Bilanz: 2:1 gegen Nadal, 3:0 gegen Federer und 2:1 gegen Djokovic.
In Madrid unterlag er zwar dem 16-fachen MajorSieger Djokovic, gewann aber eine Marathon-Partie bei den French Open und im November einen Krimi beim ATP-Finale in London. „Dominic schlägt seit Jahren regelmäßig die Großen, er ist von den Herausforderern der Beste“, sagt sein Ex-Trainer Günter Bresnik. Vielleicht ist er in ein paar Tagen kein Herausforderer der Big Three mehr: Mit seinem ersten Grand-Slam-Titel würde er Federer als Nummer drei ablösen. Favorit am Sonntag ist Djokovic, der mit einem Titel wieder Nummer eins wird. „Dominic stand bisher viel länger auf dem Platz, außerdem hat Djokovic einen Tag länger zur Regeneration“, sagt Boris Becker, der 1991 und 1996 die Australian Open gewinnen konnte.
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