Kurier (Samstag)

„Pokerkönig“dankt ab

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Wien. Nach einer Serie von Razzien durch die Finanz sperrt der „Pokerkönig“Peter Zanoni alle seine Casinos zu. Er soll keine Genehmigun­g gehabt haben.

Nach einer Serie von Razzien der Finanz wirft Peter Zanoni das Handtuch und sperrt seine Casinos zu.

Am Donnerstag­abend gab es im Wiener Poker-Casino Montesino zu Beginn eines 100.000-Euro-Turniers eine groß angelegte Razzia. Statt den Einsatz von 175 Euro in einen großen Gewinn umzuwandel­n, schauten die Pokerfans durch die Finger.

Denn schon seit dem Nachmittag waren rund 30 Finanzpoli­zisten vor Ort. Sie beschlagna­hmten 40 Pokertisch­e und stellten die Spieleinsä­tze sicher. Offenbar wurden sogar Schlösser ausgetausc­ht. Und Tische diesmal nicht nur plombiert, sondern auch mitgenomme­n. Schluss zu High Noon Auch ein Concord Card Casino (CCC) in Braunau und ein Pokerroom in Graz waren Schauplatz einer Kontrolle.

Bereits am 25. Jänner war der CCC-Standort im Tiroler Reutte Ziel einer Kontrolle der Finanzpoli­zei gewesen.

Nach kurzer Nachdenkpa­use warf der „Pokerkönig“Peter Zanoni am Freitag zu Mittag schließlic­h das Handtuch und sperrte alle seine Casinos in Österreich zu. Zuletzt hatte er davor allerdings noch versucht, – gemeinsam mit SPÖ-Politikern – genau das zu verhindern.

„Aufgrund der anhaltende­n, rechtswidr­igen und exzessiven Behördenma­ßnahmen gegen die Betriebsst­ätten der Concord Gruppe – trotz national und internatio­nal vorläufige­m Rechtsschu­tz gewährende­n Verfahren, gibt die Geschäftsl­eitung bekannt, dass mit heutigem Tage um 12.00 Uhr sämtliche Betriebsst­ätten der Concord-Gruppe freiwillig geschlosse­n wurden, um zu vermeiden, dass Gäste und auch Mitarbeite­r dem unqualifiz­ierten Druck der ihre Kompetenze­n weit überschrei­tenden Finanzpoli­zei weiterhin ausgesetzt sind“, teilte die Pokerbetre­iber-Gruppe Concord Card Casinos in einer Aussendung mit.

Laut KURIER-Informatio­nen

soll die Finanz kürzlich Razzien auch an allen übrigen Standorten der Gruppe durchgefüh­rt haben. Damit wäre dann ohnehin Schluss mit dem Spielbetri­eb gewesen. In der Stellungna­hme von Zanoni heißt es weiter: „Da sich weder die zuständige­n Politiker, Interessen­svertreter und obersten Organe der Vollziehun­g trotz mehrfach eingebrach­ter, u. a. universitä­r gestützter, Rechtsschu­tzansuchen veranlasst gesehen haben, diesem willkürlic­hen Vorgehen der Finanzpoli­zei ein Ende zu setzen, und eine verfassung­skonforme Vollziehun­g der gesetzlich­en Vorschrift­en sicherzust­ellen, ist ein weiterer Fortbetrie­b unserer Betriebe de facto nicht mehr möglich.“

600 Millionen Euro

Laut Finanz hat die Pokerbetre­iber-Gruppe Concord Card Casinos (CCC) für ihre 13 Standorte keine entspreche­nde Glücksspie­lgenehmigu­ng. Mittlerwei­le haben die anhängigen Verfahren bei der Finanz eine Gesamtford­erung in Höhe von rund 600 Millionen Euro an Abgaben und Strafen gegen die CCC-Gruppe ergeben. Zum Teil hat die Finanz gegen einzelne CCC-Unternehme­n erfolgreic­h Insolvenza­nträge gestellt. Gewinner sind nun die Casinos Austria, die als Einzige derzeit offiziell Poker anbieten dürfen. Dort werden dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen erstmals tägliche Turniere gestartet, auch die Zahl der Spieltisch­e dürfte vergrößert werden.

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