Kurier (Samstag)

Steuerrefo­rm: 4.000 Euro Ersparnis?

Der KURIER hat geprüft, wie viel Durchschni­ttsverdien­er sparen

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Als Sebastian Kurz in der ZiB

jüngst nach den Vorzügen der geplanten Steuerrefo­rm gefragt wurde, antwortete der Bundeskanz­ler mit einem vergleichs­weise einfachen Rechenbeis­piel: „Wer in Österreich 2.500 Euro brutto im Monat verdient und zwei Kinder hat, der wird insgesamt mit 4.000 Euro netto pro Jahr entlastet.“

Zur Erinnerung: Die türkis-grüne Steuerrefo­rm sieht vor, dass die erste Tarif-, also Steuerstuf­e schon 2021 von 25 auf 20 und dass ein Jahr später auch die zweite Steuerstuf­e gesenkt wird.

Zusätzlich soll der Familienbo­nus von 1.500 Euro auf 1.750 Euro pro Kind und Jahr angehoben werden.

Also 4.000 Euro netto mehr im Börserl? Das ist ein bemerkensw­erter Betrag.

Und deshalb bat der KURIER Simon Loretz vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (WIFO), die Kalkulatio­n zu prüfen. Bei seinem Faktenchec­k kam der Ökonom zu folgendem Ergebnis: „Die Aussage stimmt im Kern. Aber es handelt sich um die absolute Obergrenze.“

Tatsächlic­h wird eine Person, die 2.500 Euro brutto im Monat verdient und die zwei Kinder hat, steuerlich mit bis zu 4.000 Euro im Jahr entlastet. Die Betonung liegt aber auf „eine Person“. „In Familien, in denen beide Eltern arbeiten, gilt die Rechnung nur für einen Elternteil“, sagt Loretz. Denn der Kinderbonu­s kann nur einmal pro Kind beantragt werden – und das bleibt auch so.

Im Normalfall bevorzugt der Bonus den Mann. Der Grund: Der Familienbo­nus senkt die Steuerlast. Für arbeitende Menschen, die wenig verdienen, ist er damit nicht so interessan­t wie für Besserverd­iener. Und weil innerhalb der Familien mehrheitli­ch die Männer die höheren Einkommen beziehen, sind es in der Regel auch sie, die in der Familie den Familienbo­nus beanspruch­en. Ganz korrekt müsste man daher sagen: Die 4.000 Euro jährliche Entlastung gelten für den gesamten Haushalt.

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