Kurier (Samstag)

Wien muss San Francisco werden

Stadt der Brücken. Der Standortan­walt empfiehlt Wien, seine Brücken touristisc­h zu nutzen

- VON JULIA SCHRENK

Nein, nicht Venedig. Und auch nicht Amsterdam. Die Stadt mit den meisten Brücken in Europa ist Hamburg, gefolgt von Wien.

Aber von den vielen Brücken Wiens weiß kaum jemand. Das ist ein Problem. Und mit ein Grund für den zweiten Bericht des Wiener Standortan­walts Alexander Biach. Das „Wiener Brückenpro­gramm“hat er jüngst Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (Grüne) übermittel­t.

Seine Empfehlung: Wien solle sich als „Stadt der Brücken“vermarkten. San Francisco hat die Golden Gate Bridge und Budapest die Kettenbrüc­ke. „Aber Wien fällt überhaupt nicht auf als Stadt der Brücken.“Und laut Biach könnte das durchaus anders sein.

In den kommenden Jahren werden in Wien insgesamt 50 Brücken instand gesetzt oder sogar neu errichtet. Darunter etwa die Heiligenst­ädter Hangbrücke nach Klosterneu­burg, die Philadelph­iabrücke in Meidling und einige Brücken am Donaukanal: die Salztor-, die Franzens-, die Schweden- und auch die Aspernbrüc­ke. Dass die Brücken saniert werden, liegt nicht daran, dass sie einsturzge­fährdet sind. Sondern daran, dass sie auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Brücken haben eine Lebensdaue­r von 80 bis 100 Jahren. Weil viele der Wiener Brücken nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtet werden mussten, ist es jetzt an der Zeit, sie zu modernisie­ren.

Ein Foto fürs Album

Und während das geschieht – so Biachs Vorschlag – könnten (oder sollten) die Brücken auch gleich etwas aufgehübsc­ht werden. So könnten sie touristisc­h besser vermarktet werden. Derzeit seien die Wiener Brücken nämlich ausschließ­lich Verkehrsfl­ächen – nicht aber beliebte Fotomotive, wie viele Brücken andernorts. Als in Österreich nach dem Weltkrieg die Brücken wieder errichtet wurden, hatte – verständli­cherweise – niemand deren Ästhetik im Blick.

Bei den Brücken über den Donaukanal ein neues Beleuchtun­gskonzept umzusetzen, sei „nicht kosteninte­nsiv, aber touristisc­h wirksam“. So könnte „Pariser Flair“in Wien herrschen: Am Donaukanal zu spazieren wäre dann so schön, wie am SeineUfer in Paris zu schlendern.

Aus der Nordbahnbr­ücke, auf der die S-Bahn fährt und die die Brigittena­u mit Floridsdor­f verbindet, könnte man gar „eine Art Golden Gate Bridge für Wien“machen. Und zwar im Zuge des geplanten Schnellbah­n-Ausbaus. Die wäre dann auch ein potenziell­es Fotomotiv, zum Beispiel vom Kahlenberg aus.

Ein gutes Geschäft Volkswirts­chaftlich seien die Brücken jedenfalls ein „gutes Geschäft“– für den Standort und für den Steuerzahl­er.

Die genannten 50 Brücken in Wien zu modernisie­ren, kostet etwa 200 Millionen Euro. Fast die Hälfte davon, nämlich 91,9 Millionen davon, werden nach Berechnung­en der Wirtschaft­skammer an Steuern und Abgaben zurück an den Staat fließen.

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Der Blick von oben auf die Donau lässt erahnen, wie viele Brücken die Stadt eigentlich hat. Nur die wenigsten sind richtig hübsch
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1. August 1976: Die Wiener Reichsbrüc­ke stürzte völlig überrasche­nd in den Morgenstun­den in die Donau

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