Wien wird Zentrum des Vinylgeschäfts
Schallplattenmarkt. Ein auf österreichische Initiative gegründeter Verband will für weiteres Wachstum sorgen
2019 könnten weltweit das erste Mal seit 30 Jahren wieder mehr Schallplatten als CDs verkauft worden sein. Detaillierte Zahlen stehen noch aus. Schallplattenverkäufe sind aber auch im vergangenen Jahr stark gewachsen. Am US-Markt betrug das Plus 15 Prozent. In Österreich pendelte sich der VinylMarktanteil in den vergangenen Jahren bei knapp 8 Prozent ein. „Vinyl ist kein kurzfristiger Trend, der Markt wächst seit 13 Jahren kontinuierlich“, sagt Günter Loibl. Ende vergangenen Jahres rief der Tullner Unternehmer die Vinyl Alliance ins Leben. Die Brancheninitiative will das Vinylgeschäft nachhaltig ausbauen und auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen.
Mit dabei sind nicht nur große Labels wie Sony und Universal, sondern auch Gerätehersteller, Presswerke und Tonstudios. „Es ist uns gelungen, einen Verband auf die Beine zu stellen, bei dem maßgebliche Player dabei sind“, erzählt Loibl von einem Treffen in New York, das vergangene Woche stattfand. HD Vinyl
Dass sich Branchengrößen auf Initiative einer kleinen österreichischen Firma an einen Tisch setzen, hat einen weiteren Grund: HD Vinyl. Das von Loibls Firma Rebeat 2016 gemeinsam mit dem Forschungszentrum Joanneum entwickelte High-DefinitionVinyl-Verfahren erhöht Frequenzumfang, Tonqualität und Spielzeit von Schallplatten und senkt die Produktionskosten. Möglich ist das durch den Einsatz von Lasertechnik anstatt mechanischer Schneidstichel in der Herstellung. HD Vinyl funktioniert mit herkömmlichen Plattenspielern.
Erste Scheiben sollten 2019 auf den Markt kommen. Probleme bei der Fertigung sorgten für Verzögerungen. Im Herbst könnte es so weit sein, sagt Loibl. HD-Vinyl werde dem boomenden Geschäft einen weiteren Schub verleihen. „Die Beatles auf HD Vinyl werden die Leute auch dann kaufen, wenn sie die Musik in anderen Formaten schon zu Hause haben.“Neue Geschäftsmodelle Die von ihm gegründete Vinyl Alliance, die ihren Sitz in Wien hat, bringe erstmals nicht nur die Inhaltsanbieter zusammen, sondern auch Gerätehersteller und Ton-Ingenieure. Daraus könnten neue Geschäftsmodelle rund um die Schallplatte entstehen, sagt Loibl. So könnten etwa Sonder-Edition angeboten werden. Der österreichische Hersteller Pro-Ject Audio Systems, der ebenfalls bei der Allianz dabei ist, brachte etwa vor Kurzem einen BeatlesPlattenspieler auf den Markt. Künftig könnte ein solches Gerät gemeinsam mit spezieller HD-Vinyl-Pressung verkauft werden: „Wenn alle an einem Tisch sitzen, ist es für Hersteller einfacher, Lizenzen zu erhalten.“
Wie lange wird der Markt noch wachsen? Es gebe Leute die sagen, dass der VinylMarkt zwischen 10 und 15 Prozent des gesamten Musikmarktes erreichen könne. Prognose traue er sich keine zu, sagt Loibl, aber: „Wenn man Musik verschenken will, schenkt man Vinyl.“Daran, dass die Schallplatte langfristig überleben wird, zweifelt er nicht. Die Schallplatte sei das Format für Musikliebhaber: „Spotify und Co. sind Fast Food. Die Schallplatte ist das Menü vom 3-HaubenKoch. Man muss sie auflegen, umdrehen. Man muss sich mit ihr beschäftigen. Das macht sie aus.“