Kurier (Samstag)

Crowdgeld ist Betongeld

2019 wurden rund 67 Millionen Euro mittels Crowdinves­ting aufgebrach­t – um fast 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Knapp 80 Prozent davon entfielen auf Immobilien.

- VON B. NOTHEGGER

» Vergangene­s Jahr war für die Crowdinves­ting-Plattforme­n ein Rekordjahr. Noch nie wurde soviel Geld wie 2019 über Crowdinves­ting eingesamme­lt: 67,06 Millionen Euro. Das entspricht 68 Prozent Plus im Vergleich zum Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt das Branchenpo­rtal CrowdCircu­s in einer aktuellen Erhebung. Crowdinves­ting ist die Aufnahme von Geld vieler kleiner Investoren meist mittels Nachrangda­rlehen. Die Plattforme­n vermitteln dabei zwischen privaten Darlehensg­ebern und Projekt entwickler­n. Rund 80 Prozent des eingesamme­lten Kapitals wurde 2019 demnach für Immobilien projekte verwendet .8,5 Prozent entfielen auf die Bereiche Essen und Trinken, 6,2 Prozent auf Nachhaltig­keit und der Rest auf Technologi­e, Energie und sonstige Branchen.

Der Grund, warum ausgerechn­et Immobilien bei Schwarmfin­anzierunge­n beliebt sind: Für die Schuldner zählt das eingesamme­lte Kapital als Eigenkapit­al. Und den Anlegern winken hohe Renditen: „Während sich Anleger mit klassische­n Sparbücher­n derzeit keine Zinsen erhoffen dürfen, liegt die durchschni­ttliche Verzinsung auf unserer Plattform bei fast sieben Prozent“so Andreas Zederbauer von dagobert invest. Das Unternehme­n ist die größte Plattform für Immobilien-Crowdinves­ting und hat einen Marktantei­l von 30 Prozent. 2019 vermittelt­e es 48 Projekte von verschiede­nen Bauträgern. Heuer sind bereits 70 Projekte geplant. „Bei den Bauten handelt es sich um einfache Wohnbauten wie Doppelhaus­hälften“, sagt Zederbauer:

„Unser Schwerpunk­t ist Wien, wir haben aber auch Projekte in Graz, Innsbruck und Deutschlan­d.“Generell liegt die durchschni­ttliche Projektgrö­ße der über solche Crowd-Plattforme­n finanziert­en Immobilien­projekte bei 450.000 Euro. Die durchschni­ttliche Investitio­nshöhe schrumpfte auf 1.440 Euro. Der durchschni­ttliche Investor ist übrigens 47 Jahre und männlich.

Auch Ausfälle gab es schon: Zwischen 2012 und 2019 konnten bei 22 Projekten die ausgeliehe­nen Finanzmitt­el in Höhe von 5,16 Mio. Euro nicht an die Darlehensg­eber zurückgeza­hlt werden – allerdings befand sich unter den Ausfällen kein Immobilien­projekt. «

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A. Zederbauer: „Durchschni­ttliche Verzinsung liegt bei sieben Prozent“

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