Kurier (Samstag)

Parkpicker­l als Wahlkampft­hema

Verkehr. Seit Monaten ringt die Rathaus-Koalition um eine Reform der Parkraum-Bewirtscha­ftung. Im Vorfeld der Wahl wird der Ton zusehends unfreundli­cher

- VON JOSEF GEBHARD UND KATHARINA ZACH

Wien. Seit Monaten ringt die Rathaus-Koalition um eine Reform der Parkraum-Bewirtscha­ftung. Im Vorfeld der Wiener Wahl wird der Ton zusehends rauer.

Fahrzeuge aus Niederöste­rreich neben einigen aus der Slowakei oder Ungarn – in der Arbeiterst­randbadstr­aße wurden zuletzt zunehmend Parkpicker­l-Flüchtling­e gesichtet. Man finde immer schwerer einen Parkplatz, berichtet ein Leser. Floridsdor­f und die Donaustadt sind unter den letzten Wiener Bezirken, in denen es kein Parkpicker­l gibt.

Das Beispiel zeigt, wie die Parkraumbe­wirtschaft­ung an ihre Grenzen stößt: Die Ausweitung hat zu Verdrängun­gseffekten geführt, weiters sorgen zahlreiche Ausnahmere­gelungen für Verwirrung.

Rot-Grün ist sich einig: Dieser Wirrwarr muss beseitigt werden. Damit enden die Gemeinsamk­eiten allerdings schon wieder. Im Vorfeld des Wahlkampfs wird der innerkoali­tionäre Ton bei diesem Thema zunehmend rauer.

Rückblende: Im Oktober lud die zuständige grüne Vizebürger­meisterin Birgit Hebein zu einem runden Tisch mit allen Rathaus-Parteien. „Mehr ist bisher nicht passiert“, kritisiert SP-Klubchef Josef Taucher. „Wahrschein­lich war Hebein danach mit den Regierungs­verhandlun­gen beschäftig­t“, ätzt der Donaustädt­er Bezirksvor­steher Ernst Nevrivy (SPÖ), seit jeher ein scharfer Kritiker der grünen Verkehrspo­litik.

„Wir sind jedenfalls bereit und haben eine Position: Eine wienweit einheitlic­he Lösung des Parkraum-Management­s“, sagt Taucher. In diesem Zusammenha­ng könne man auch über ein Zonenmodel­l reden, lässt der rote Klubchef aufhorchen. Ein solches hatte zuletzt Wirtschaft­skammerPrä­sident

Walter Ruck im KURIER gefordert. Vereinfach­t heißt das: Je näher der Innenstadt, desto teurer wird das Parken.

Keine Citymaut

Nicht infrage kommen für Taucher Modelle wie Umweltzone­n (Fahrverbot­e für alte Autos mit hohem Schadstoff-Ausstoß) oder die von den Grünen favorisier­te Citymaut. Ersteres sei ungerecht gegenüber Einkommens­schwachen, weil sich diese schwerer neue, umweltfreu­ndliche Autos leisten können. Die Citymaut sei sehr aufwendig in der Umsetzung.

Nichtwiene­r sollen auf alle Fälle nicht gratis in Wien parken können, betont Nevrivy. Dafür müssten die ÖffiVerbin­dungen zwischen Wien und NÖ ausgebaut werden. „In Wien selbst funktionie­rt der öffentlich­e Verkehr sehr gut, dafür ist auch Stadträtin Ulli Sima zuständig. Bei den anderen Mobilitäts­formen haben wir Schwierigk­eiten“, kann er sich einen weiteren Seitenhieb auf Hebein nicht verkneifen. So würde er seit Jahren vergeblich auf den Radweg-Ausbau in der Wagramer Straße warten.

Offen bleibt, wie man künftig ohne komplizier­te Ausnahme-Regelungen auskommen und Sonderfäll­e (z.B. Fahrten von Handwerker­n, Ärzte auf Hausbesuch­en) regeln will. Nevrivy kann dies nicht beantworte­n, betont aber: „Ich würde über solche Fragen lieber mit Walter Ruck sprechen als mit Hebein. Dann gäbe es eine schnellere und bessere Lösung.“

Im Büro Hebein kann man die Verstimmun­g beim roten Koalitions­partner nicht nachvollzi­ehen. „Natürlich hat es nach dem ersten Termin im Oktober noch weitere Treffen gegeben, nur waren jeweils andere Teilnehmer eingeladen – etwa Interessen­svertreter, NGOs oder Wissenscha­fter“, sagt eine Sprecherin. Auch sie betont, dass es um eine möglichst stadtweit einheitlic­he Regelung geht.

Voraussetz­ung dafür sei, dass die Zuständigk­eit für die Parkraumbe­wirtschaft­ung von den Bezirken auf Landeseben­e wandert. Bis Ostern will man den rechtliche­n Rahmen dafür erarbeiten. Nicht vor dem Herbst Inhaltlich wird hingegen zu diesem Zeitpunkt wohl noch nichts vorliegen, ist man in beiden Parteien überzeugt. Im Hebein-Büro hofft man, dass man noch vor dem Wahlkampf zu einer Lösung kommt, die Umsetzung werde aber keinesfall­s vor der Wahl im Herbst erfolgen.

„Ich würde über das Thema Parkpicker­l lieber mit Walter Ruck sprechen als mit Birgit Hebein“

Ernst Nevrivy SPÖ-Bezirksvor­steher

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Die Parkraumbe­wirtschaft­ung soll vereinfach­t werden
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In Sachen Parkpicker­l verlieren Taucher und Nevrivy langsam die Geduld mit den Grünen
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