Kurier (Samstag)

ÖGB-Chef springt für Pfleger in die Bresche

Katzian wirbt für Arbeitszei­tverkürzun­g auf 35 Stunden, sie dürfte in Etappen kommen

- MIBA

Vorbild für Spitäler? Im Streit um einen neuen Kollektivv­ertrag für die 125.000 Beschäftig­ten der Gesundheit­s-, Sozialund Pflegeberu­fe macht sich jetzt auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian für die Arbeitszei­tverkürzun­g von 38 auf 35 Stunden pro Woche stark. Katzian sagte vor der entscheide­nden Verhandlun­gsrunde am Montag zum KURIER: „Die Pflege ist ein extrem belastende­r Beruf, nicht nur körperlich, auch mental. Wir wollen klar in Richtung Arbeitszei­tverkürzun­g gehen. Für die Teilzeitbe­schäftigte­n wäre das ein kräftiges Lohnplus jenseits der acht Prozent und für die Vollzeitbe­schäftigte­n eine echte zeitliche Entlastung.“

Auch Katzian weiß, dass es nahezu unmöglich sein dürfte, in einem Schritt eine Reduktion um drei Stunden umzusetzen. Die Rede ist branchenin­tern von einem mehrjährig­en Etappenpla­n.

Auch Sozialmini­ster Rudolf Anschober findet diesen Ansatz gut, wie er zum KURIER sagte. Sein Modell wäre, über die nächsten „vier Jahre um zwei Stunden weniger“zu arbeiten. Ob dem die Arbeitgebe­r am Montag zustimmen werden, ist fraglich. Wenn nicht, will die Gewerkscha­ft von Dienstag bis Donnerstag Warnstreik­s abhalten.

Die Situation ist deshalb so verfahren, weil sich die Arbeitgebe­r nicht einig sind.

Organisati­onen wie die Volkshilfe können sich die gestaffelt­e Arbeitszei­tverkürzun­g vorstellen, große und profitorie­ntierte Anbieter wie die SeneCura-Gruppe sagen wegen des Fachkräfte­mangels in der Pflege strikt nein.

Streiken die Pfleger, streiken dann bald auch die Beschäftig­ten in den Spitälern? Katzian sagt: „Die anderen Branchen werden sich den Sozialbere­ich bestimmt ganz genau ansehen.“

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