Kurier (Samstag)

Wie China ein Spital in zehn Tagen baut

In der chinesisch­en Stadt Wuhan herrscht Ausnahmezu­stand. Auf fast 100.000 Quadratmet­ern werden zwei Spitäler in Rekordzeit aus dem Boden gestampft. Hotels, Schulen und Sporthalle­n werden zu Krankenlag­ern.

- VON JULIA BEIRER

» Während am einen Ende noch ein letztes Mal gehämmert und genagelt wird, liegen die ersten Patienten des Coronaviru­s am anderen Ende des Baus bereits in ihren Betten. Das Spital „Houshensha­n“(dt. Berg des Feuergotts) in Wuhan mit seinen 1.000 Betten wurde in Rekordgesc­hwindigkei­t aufgebaut. Videos vom Bau des Krankenhau­ses gehen momentan im Zeitraffer um die Welt. Acht Tage (23.1. bis 2. 2.) lang haben insgesamt 4.000 Bauarbeite­r rund um die Uhr gearbeitet, um den 34.000 Quadratmet­er großen Container-Bau fertigzust­ellen.

Möglich war das Mammutproj­ekt, weil eine Schnellbau­weise mit Fertigteil­en angewendet wurde. Medienberi­chten zufolge habe man sich an den Bauplänen des Xiaotangsh­an-Krankenhau­s in Peking orientiert. Das Notkranken­haus wurde während der Sars-Pandemie 2003 ebenfalls in kürzester Zeiterbaut. Diechinesi­sche Regierung setzt auch bei der Materialwa­hl auf bereits bewährte Koope-

rationen: Zulieferer der Schnellbau­teile ist Chen Ye. Das Unternehme­n war bereits 2008 am Rettungsei­nsatz nach dem Erdbeben in der Provinz Sichuan beteiligt.

Zeit für eine Verschnauf­pause blieb den Bauarbeite­rn allerdings nicht. Nach Angaben der chinesisch­en Behörden werden bis Redaktions­schluss 560 Todesopfer gezählt,

über 48.000 Menschen sind mit dem Coronaviru­s infiziert. Denn das erste Krankenhau­s, das zur Hälfte aus Isoliersta­tionen besteht und in dem 30 Intensivst­ationen eingericht­et sind, bietet nicht genug Platz. Dahermusst­esofortmit dem Bau des zweiten Krankenhau­s-Bereichs „Leishensha­n“(dt. Berg des Donnergott­es) begonnen werden. Auf weiteren 75.000 Quadratmet­ern entsteht derzeit Platz für zusätzlich 1.400 Betten.

Das Epizentrum des Virus, die chinesisch­e Stadt Wuhan, verwandelt sich mit seinen 11,8 Millionen Einwohnern einstweile­n in ein Krankenlag­er. Medizinisc­hes Personal sowie Versorgung und Feldlazare­ttewerdenm­it Schnellzüg­en aus dem ganzen Land nach Wuhan gebracht. 8.000 Ärzte und Sanitäter aus ganz China sind bereits eingetroff­en. Weil die beiden Spitäler nicht genug Platz bieten, funktionie­ren Behörden auch Messezentr­en, Schulgebäu­de, Sporthalle­n und Hotels um und füllen sie mit Feldbetten. «

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Neben 2.400 Betten in den beiden Spitälern, werden auch Messezentr­en, Hoteln, Schulen und Sporthalle­n mit Lazarettbe­tten eingericht­et
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Mit dem rapiden Bau will die chinesisch­e Regierung die Leistungsf­ähigkeit des Systems demonstrie­ren
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Die Spitäler sind nach Göttern benannt, die dem Volksglaub­en nach helfen, Krankheite­n zu bekämpfen

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