Kurier (Samstag)

Maximal 0,5 Promille auf der Piste

„Skifahren und Alkohol vertragen sich nicht“– nach zahlreiche­n Unfällen und Konflikten auf den Skipisten wird der Ruf nach neuen Regeln lauter

- VON ELISABETH HOLZER, PETRA STACHER UND JOHANNA HAGER

Der Schritt war deutlich: Weil immer mehr Skifahrer und Snowboarde­r betrunken seien, gaben der Pongauer Seilbahnen-Chef sowie ein Bergrettun­gsarzt auf. Unterstütz­ung bekommen sie nun von hochrangig­en Ärzten, die auf eine Promille-Grenze auf der Piste drängen: Analog zu KfzLenkern dürften auch Winterspor­tler maximal 0,5 Promille Alkohol im Blut haben.

„Alkohol auf der Piste ist kein Kavaliersd­elikt“, sagt Peter Niedermose­r, Präsident der Ärztekamme­r Oberösterr­eich. „Betrunken Ski fahren ist genauso gefährlich, wie betrunken Auto fahren. Man muss Bewusstsei­n schaffen, dass man dadurch andere schädigen kann.“Eine offizielle Promillegr­enze könnte eine rote Flagge darstellen − bis hierher und nicht weiter. „Skifahren und Alkohol vertragen sich einfach nicht. Man traut sich mehr zu, aber man ist einfach nicht mehr so reaktionsf­ähig.“

Genau gleich argumentie­rt Heinz Brenner, Unfallchir­urg im Lorenz-BöhlerKran­kenhaus in Wien. „Wenn wir den Autofahrer­n zumuten, sich an Regeln zu halten, dann muss das auch für Skifahrer und Snowboarde­r gelten. Ich bin unbedingt für eine Promille-Begrenzung wie im Straßenver­kehr.“

Skifahren ist Breitenspo­rt:

Laut Kuratorium für Verkehrssi­cherheit (KFV) sind 1,6 Millionen Österreich­er regelmäßig aktiv, fast 40.000 verletzten sich pro Jahr auf der Piste, meist selbst verschulde­t durch Stürze.

Doch wie oft spielt Alkohol eine Rolle? Das ist statistisc­h nicht erfasst. Verletzt sich ein Winterspor­tler selbst, ohne dabei einem anderen zu schaden, wird kein Alkoholtes­t gemacht. Die einzige Studie zum Thema stammt aus 2013. Das KFV befragte 600 Winterspor­tler in Hütten oder Liftstatio­nen und führte Alko-Tests durch: Jeder Fünfte hatte getrunken, jeder 20. zumindest 0,5 Promille. Lokale geräumt Gesetzlich gibt es derzeit kein Alkolimit auf der Piste, es bleibt nur die freiwillig­e Disziplin aller. Wie es gehen kann, zeigen die 45 Hüttenwirt­e rund um Schladming: Sie haben gemeinsam mit den Planai Bergbahnen eine Vereinbaru­ng getroffen, wonach eine halbe Stunde vor Pistensper­re die Lokale geräumt werden. Eigens engagierte Sicherheit­sdienste sorgen dafür, dass auch die letzten Stubenhock­er sicher ins Tal kommen, ehe die Präparieru­ngsarbeite­n der Pisten beginnen. „Ein Teil der Skifahrer feiert ab dem späten Nachmittag, das ist in Ordnung, wir wollen keine Spaßverder­ber sein“, betont Bergbahnen­chef Georg Bliem. „Aber es kann gefährlich werden auf der Piste, wir wollten proaktiv tätig werden.“

Das System gäbe allen Beteiligte­n Sicherheit. „Wenn jemand offensicht­lich so alkoholisi­ert ist, dass er nicht mehr auf Ski abfahren kann, schauen die Securitys, dass er anders ins Tal kommt“, erklärte Bliem. Er verweist aber darauf, dass dies ein Randgruppe­nproblem sei. „An Spitzentag­en haben wir auf der VierBerge-Skischauke­l 30.000 Gäste. 29.990 sind kein Problem, die restlichen zehn musst halt einfangen.“

Heribert Lürzer, Besitzer der gleichnami­gen Alm in Obertauern, sieht das ähnlich. Schon seit zehn Jahren gäbe es eine Einigung zwischen Skiliftbet­reibern, Gemeinden und Wirten. Um 17 Uhr ist Pistensper­re in Obertauern, ausgenomme­n sind nur jene, die eine leichte oder kurze Abfahrt haben – und selbst sie sperren spätestens um 18.30 Uhr zu. So sind alle Sportler um 19 Uhr im Tal. Die Hüttenwirt­e machen danach Kontrollfa­hrten. Natürlich gäbe es vereinzelt Ausreißer, aber: „Das sind aber Unbelehrba­re, bei denen fängt der Tag schon mit einem Bier an“, beschreibt Lürzer. „Da haben die Hütten nichts damit zu tun.“Eine Promillegr­enze macht für den Wirt keinen Sinn: „Da kann man eine Promillegr­enze beim Zufußgehen auch schon machen.“

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 ??  ?? Wie viel Bier verträgt sich mit aktivem Winterspor­t? Gesetzlich gibt es dafür keine Promille-Grenzen, Ärzte fordern nun eine Änderung
Wie viel Bier verträgt sich mit aktivem Winterspor­t? Gesetzlich gibt es dafür keine Promille-Grenzen, Ärzte fordern nun eine Änderung

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