Kurier (Samstag)

Was an Thüringen so undemokrat­isch ist

- VON EVELYN PETERNEL

Kann man jemanden zum Ministerpr­äsidenten machen, dessen Partei gerade mal fünf Prozent hat?

Ja. Das ist Demokratie, wenn auch nicht üblich. Was an den Vorgängen in Thüringen so undemokrat­isch ist, ist etwas anderes: Dass sich jemand von einer rechtsextr­emen Partei wählen lässt, der zuvor jegliches Anstreifen an ihr kategorisc­h ausgeschlo­ssen hat. Und mehr: Thomas Kemmerich und seine FDP haben mit dieser Haltung sogar Wahlkampf gemacht. Sie affichiert­en Plakate mit dessen Glatze – Stichwort Neonazi. Slogan: „Endlich eine Glatze, die in Geschichte aufgepasst hat.“

Das mit der Geschichte fällt der FDP und Christian Lindner jetzt auf den Kopf. Denn nicht bedacht haben sie in ihrer Machtbesof­fenheit – nichts anderes war diese Volte –, wer die Thüringer AfD verkörpert: Björn Höcke, offiziell Faschist, der demokratis­che Grundwerte allzu gerne untergräbt.

Thomas Kemmerich hätte diese Wahl nicht annehmen dürfen, er hätte gleich nein sagen müssen. Denn die FDP hat gewusst, dass Regieren nur mit Höcke möglich ist – eine andere Mehrheit im Landtag hätte sie nicht zustande gebracht. FDP und CDU haben sich komplett von dem wohl rechtesten Rechten Deutschlan­ds abhängig gemacht. Sehenden Auges.

Die andere Möglichkei­t – Stillstand wegen nicht vorhandene­r Mehrheiten – wäre ebenso undemokrat­isch gewesen. Und noch mehr: absoluter Betrug am Wähler. evelyn.peternel@kurier.at / Twitter: @EvelynPete­rnel

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria