Jobs, bei denen die Chemie stimmt
Ob Lehre, FH oder Studium: Wer eine Karriere in der Chemiebranche startet, hat nicht nur einen klaren Startvorteil am Arbeitsmarkt, sondern auch besonders gute Verdienstmöglichkeiten
Dass die „Chemie“stimmt, wünscht sich beim Job wohl jeder: ein Arbeitsplatz mit interessanter Tätigkeit, gute Bezahlung und die Möglichkeit auf weitere berufliche Perspektiven: Eine Branche, die diese Kriterien mit Leichtigkeit erfüllt, ist die chemische Industrie. Über 45.000 Menschen arbeiten hierzulande in diesem Bereich, mehr als 1.600 Jugendliche durchlaufen gerade die Ausbildung für die unterschiedlichen Zweige – von naturwissenschaftlich über kaufmännisch bis hin zu technisch – in etwa 170 Lehrbetrieben. Und: Die Nachfrage nach Fachkräften ist in einer der bedeutendsten und größten Industriebranchen des Landes weiterhin ungebrochen, schildert der Obmann des Fachverbands der chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Hubert Culik: „Auch die Löhne sind signifikant höher als in anderen Branchen. Das Einstiegsgehalt von Berufsanfängern mit fachspezifischer Matura liegt etwa bei 2600 Euro, das eines Lehrlings im dritten Lehrjahr bei 1430 Euro.“Einige der zahlreichen Jobmöglichkeiten und Tätigkeitsbereiche in der chemischen Industrie im Überblick:
· Von der Labortechniker Kunststoffindustrie über die Biochemie, Farben-, Lack-, Bauchemie- oder Faserindustrie bis hin zur pharmazeutischen Industrie: Labortechniker werden in unzähligen Sparten der Chemiebranche gebraucht. Zu ihren Aufgaben zählen Versuche und Untersuchungen an verschiedenen Stoffen. Was sie genau erforschen und welche Methoden sie dabei anwenden, hängt vom jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkt ab. Für diesen Beruf muss eine 3,5-jährige Lehre abgeschlossen werden.
· Bei der Pharmatechnologe Herstellung von Kapseln, Granulaten, Tabletten und
Co. spielen Pharmatechnologen eine wichtige Rolle. Sie sind es nämlich, die alle notwendigen Roh- und Hilfsstoffe nach Rezepturen auswählen, dann den vollautomatisierten Produktionsprozess der Medikamente überwachen und gegebenenfalls verbessern. In Labors und Produktionshallen haben sie außerdem neben den Produktionsanlagen auch Abfüll- und Verpackungsanlagen sowie die Einhaltung der Produktions- und Personalhygiene im Blick. Der Lehrberuf erfordert eine Ausbildungszeit von 3,5 Jahren.
· Das für Chemieingenieur den Beruf notwendige Know-how lernen Chemieingenieure meist an berufsbildenden Schulen wie etwa einer spezifischen HTL. Zu ihrer täglichen Arbeit gehört die Analyse und Überwachung der Produktionsabläufe bei chemischen Verfahren. Zu finden sind sie in den verschiedensten Branchen,
beispielsweise in der Kunststoff- oder Düngemittelproduktion, Reinigungs- und Waschmittelproduktion, Weiterverarbeitung von Produkten aus Erdgas und Erdöl oder angewandten chemischen Reaktionstechnik.
· Als Technischer Chemiker Experten überprüft diese Berufsgruppe, ob neue Produktionsverfahren angewendet werden können und wie gut sich verschiedene Rohstoffe für Produkte eignen. Dafür entwickeln sie Analysemethoden, arbeiten mit neuen Geräten, beurteilen die Ergebnisse und erstellen Gutachten. Bevor es in diesen
Bereich der angewandten Forschung geht, muss in der Regel zuerst ein Universitäts- oder Fachhochschulstudium abgeschlossen werden.
· Die Verfahrenstechniker Verfahrenstechnik ist Teil der Produktionstechnik. In dieser Disziplin verschmelzen sozusagen der Maschinenbau und die technische Chemie. Im Fokus stehen die Verfahrensaspekte unter Anwendung der dafür nötigen Maschinen. In der täglichen Arbeit eines Verfahrenstechnikers geht es darum, mit chemischen oder physikalischen Stoffumwandlungen von Rohstoffen neue Produkte herzustellen. Nach dem Studium sind diese Fachleute beispielsweise in der Forschung und Entwicklung, in der Produktion, dem Innovationsmanagement aber zunehmend auch in der Umwelt- und Sicherheitstechnik zu finden.
· Biotechnologe Als Spezialisten stellen Biotechnologen
Produkte her, die sonst nur in der Natur entstehen, d. h. sie setzen Erkenntnisse auSs Biologie oder Chemie in technische Lösungen um. Sie isolieren lebende Zellen, zum Beispiel Zellen von Mikroorganismen, pflanzliche, tierische Zellen und führen mit Hilfe von Messgeräten, Mikroskopen, chemischen Lösungen etc. verschiedene Versuche durch. In wissenschaftlichen Laboratorien arbeiten Biotechnologen mit Spezialisten aus verschiedenen Disziplinen zusammen, etwa aus der Chemie, der Medizin, der Pharmazie oder der Werkstofftechnik.
Material der Zukunft
Ein wichtiger Teil der chemischen Industrie ist die Kunststoff branche. „Gerade in diesem Sektor werden in Zukunft viele neue Jobs geschaffen. Kunststoff ist etwa für Maßnahmen gegen den Klimanwandel von zentraler Bedeutung. Kein Werkstoff lässt sich so vielseitig verarbeiten und hat so vorteil
hafte Eigenschaften“, schildert Hubert Culik. Angesichts des großen Potenzials – auch in Zusammenhang mit Kunststoffen aus biogenen Rohstoffen – gibt es gerade im Bereich Kunststofferzeugung und -verarbeitung spannende Jobprofile:
· Kunststoffformgeber Diese Experten sind in Labors, Werkshallen oder Werkstätten zu finden und sägen, bohren, schneiden, härten, löten und kleben: Kunststoffformgeber stellen mithilfe computergesteuerter Bearbeitungsmaschinen Artikel wie etwa Folien, Rohre, Verpackungen, Haushalts- und Küchengeräte und vieles mehr her. Davor gilt es, eine 3-jährige Lehre zu absolvieren.
· Das Materialwissenschafter Universitätsstudium beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung von Materialien und Werkstoffen. Es ist eine Kombination aus Themen der Ingenieurwissenschaften sowie den Naturwissenschaften (Physik, Chemie und Mathematik). Schwerpunkte sind beispielsweise Thermodynamik, Kinetik und Materialcharakterisierung .
· Kunststofftechniker Der 4jährige Lehrberuf befähigt, Kunststoffartikel, Halbfabrikate und Bauteile herzustellen. Die Palette der Produkte reicht dabei von Rohren, Folien, Schläuchen und diversen Kunststoffverpackungen über Kunststoffteile für Bauzwecke, Geräte- und Maschinenteil, Einrichtungsgegenstände (z. B. Sanitärartikel) bis hin zu Bauteilen für Fahrzeuge und Flugzeuge. Sie bedienen, steuern und programmieren verschiedene häufig computergesteuerte Produktionsanlagen (z. B. Spritzgussanlagen).
Weiterführende Berufsinformationen online unter: http://www.fcio.at/ chemische-industrie/ ausbildung/ www.academics.at/ratgeber/ chemie-berufe
„Das Einstiegsgehalt von Berufsanfängern mit fachspezifischer Matura liegt bei 2.600 Euro. Das eines Lehrlings im dritten Lehrjahr bei 1.430 €“
Hubert Culik
Fachverbandsobmann FCIO