Kurier (Samstag)

ÖVP-Stadtfest vor dem Aus?

Das traditione­lle Kultureven­t der Türkisen dürfte ausgerechn­et im Wahljahr ausfallen

- VON S. RACHBAUER, CH. SCHWARZ UND J. GEBHARD

Event. Das traditione­lle Stadtfest der Wiener ÖVP soll laut KURIER-Informatio­nen in diesem Jahr ausfallen. Zuletzt waren die Veranstalt­er im Visier des Rechnungsh­ofs.

Es stand immer im Schatten des roten Donauinsel­fests, nun könnte es sich still und leise für immer verabschie­den: Das Wiener Stadtfest, das seit 1978 über die Bühne geht, dürfte KURIER-Informatio­nen zufolge zumindest dieses Jahr ausfallen.

Das ist vor allem angesichts der im Herbst anstehende­n Wien-Wahl verwunderl­ich: Denn das Stadtfest ist eine Veranstalt­ung der Wiener ÖVP, die ja wahlkämpft. Als Initiator trat zuletzt Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel auf. Offiziell organisier­t wird das Fest vom Verein „Wiener Stadtfeste“.

Beide – sowohl die Wiener ÖVP als auch der Verein – gaben sich am Freitag wortkarg. Karin Holdhaus, ExÖVP-Mandatarin und Präsidenti­n des Vereins, weile in Italien und sei daher nicht erreichbar, so die Auskunft.

Aus der ÖVP hieß es schließlic­h: Die Entscheidu­ng sei „noch nicht getroffen“. Die Partei habe aber auch keinen Einfluss darauf, ob das Fest zustande komme: „Es handelt sich um eine Vereinsent­scheidung, wir sind nur Partner.“Das Fest sei „immer als überpartei­liches kulturelle­s Fest für alle Wiener konzipiert gewesen, nie als Parteifest“. Klarheit soll es in den nächsten Wochen geben. Ob die ÖVP sich den Fortbestan­d wünscht? Kein Kommentar. Rechnungsh­of-Schelte Zuletzt kam das Stadtfest bzw. der Verein, der es organisier­t, wegen Ungereimth­eiten bei den Förderunge­n ins Schussfeld des Rechnungsh­ofs. Er prüfte den Verein in den Jahren 2014 und 2015.

Das Ergebnis: Pro Jahr schüttete die Stadt rund 400.000 Euro an Subvention­en an den Organisato­r aus.

Was mit dem Geld passierte, wollte man der MA 7 (Kulturabte­ilung) allerdings nicht im Detail verraten. Zudem wichen die nachgewies­enen Ausgaben im Ausmaß von bis zu 47 Prozent von den geplanten Ausgaben ab, kritisiert­en die Prüfer. Warum, habe der Verein allerdings nicht erläutert. Den Bericht nahm die FPÖ zum Anlass, die Causa in der aktuellen U-Kommission zur Finanzieru­ng parteinahe­r Vereine untersuche­n zu lassen.

Bereits 2016 war es rund um Förderungs­belege zu Kontrovers­en gekommen, die sogar zur Absage des Stadtfeste­s führten. Die ÖVP begründete dies damals damit, dass es keine rechtzeiti­ge Subvention­szusage seitens der Stadt gegeben hätte. Die Stadt erklärte die Verzögerun­g mit dem Fehlen einer detaillier­ten Kostenaufs­tellung, weshalb man bei den Organisato­ren Kalkulatio­nen nachgeford­ert hatte.

Erst 2017 kam es zu einer Neuauflage des ÖVP-Events – und zwar auf Basis eines neuen Konzepts, das Landesgesc­häftsführe­rin Bernadette Arnoldner damals als „Weltneuhei­t“bezeichnet­e. Die Idee dahinter: Anstatt zentrale Plätze in der Innenstadt zu bespielen, schickte die ÖVP die Besucher per App auf eine Art Schnitzelj­agd zu 70 Programmpu­nkten.

Im Jahr 2018 wurde das dezentrale Konzept fortgesetz­t. Allerdings mit nur fünf Standorten. Und anstatt auf internatio­nale Stars setzte man auf heimische Nachwuchs-Musiker. Dieser Fokus wurde im Vorjahr intensivie­rt: Eine prominent besetzte Jury, in der unter anderem EAV-Urgestein Klaus Eberhartin­ger und die deutsche Popsängeri­n Sarah Lombardi saßen, suchte die Acts aus.

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2017 zog die ÖVP noch David Hasselhoff als Hauptact für ihr Stadtfest an Land. Mittlerwei­le ist die Zukunft des Events ungewiss
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2018: ÖVP-Chef Gernot Blümel mit Klaus Eberhartin­ger (EAV)

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