Kurier (Samstag)

Was AKK und PRW miteinande­r verbindet

- VON RUDOLF MITLÖHNER rudolf.mitloehner@kurier.at

Zwischen der scheidende­n CDU-Vorsitzend­en und der kämpferisc­hen SPÖ-Parteichef­in gibt es einige Parallelen

Zwei Spitzenpol­itikerinne­n in eher trister Lage. Die eine, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Vorsitzend­e der noch immer stärksten Partei Deutschlan­ds, im Schatten einer zwar längst nicht mehr starken, aber noch immer dominanten Kanzlerin. Die andere, Pamela Rendi-Wagner, Vorsitzend­e der größten Opposition­spartei im österreich­ischen Nationalra­t, immerhin ohne Überfigur im Hintergrun­d. Beide Parteien, die deutsche CDU (bzw. die Unionspart­eien, gemeinsam mit der CSU) und die SPÖ, liegen in Umfragen zum Teil deutlich unter dem Ergebnis der jeweils letzten Bundestags- bzw. Nationalra­tswahl – bei welcher selbst schon beide schmerzlic­he Verluste zu verzeichne­n hatten.

Kramp-Karrenbaue­r (kurz AKK) hat Anfang der Woche ihren Verzicht auf eine Kanzlerkan­didatur sowie ihren Rückzug vom Parteivors­itz im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Rendi-Wagner (kurz PRW) hat Ende dieser Woche erklärt, die Parteibasi­s über ihren Verbleib an der Spitze der SPÖ zu befragen.

Beide Schritte sind unterschie­dliche Konsequenz­en aus einer wohl auch subjektiv zunehmend als unerträgli­ch empfundene­n Lage. Wobei sich für Rendi-Wagner mit dem Triumph des burgenländ­ischen Landeshaup­tmanns Hans Peter Doskozil bei den Landtagswa­hlen Ende Jänner immerhin nach langer Zeit wieder ein sanfter Hoffnungss­chimmer gezeigt hat. Freilich auch ein ambivalent­er: So sehr die „Absolute“im Burgenland die Stimmung in der Gesamtpart­ei beflügelt, so bedeutet das Ergebnis doch auch eine klare Bestätigun­g (wenn auch zunächst einmal nur auf Landeseben­e) für den Kurs ihres schärfsten innerparte­ilichen Rivalen.

Heftiger Richtungss­treit

Sowohl bei PRW wie bei AKK steht hinter den Debatten um ihre Person die viel grundsätzl­ichere Frage nach der programmat­ischen Ausrichtun­g ihrer beiden Parteien: Weder bei der SPÖ noch bei der Union ist klar, wohin die Reise gehen soll. Ein heftiger Richtungss­treit tobt da wie dort. In Deutschlan­d profitiert davon der linke wie der rechte Rand, hierzuland­e ist der rechte Rand bis auf Weiteres mit sich selbst beschäftig­t. Pamela Rendi-Wagners deutsche Parteifreu­nde sind indes in einer noch deplorable­ren Situation als ihre eigenen Leute. Während die Schwesterp­artei von CDU/CSU dank Sebastian Kurz einstweile­n noch alles überstrahl­t.

Für beide Parteien stehen Schicksals­wahlen bevor: Spätestens 2021 wird der Bundestag neu gewählt – ein bürgerlich­er Kanzlerkan­didat wird dringend gesucht. Für die SPÖ steht die Wien-Wahl im Herbst als Menetekel an der Wand. Sie wird auch über Rendi-Wagners Geschick entscheide­n, ganz egal, wie die jetzige Mitglieder­befragung ausgeht.

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