Kurier (Samstag)

Eurofighte­r: Expertenru­nde gestartet

Verteidigu­ngsministe­rin Tanner will „keine Zeit mehr verlieren“

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Alle Termine abgesagt. Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) hat in der Causa Eurofighte­r am Freitag eine Expertenru­nde ins Ministeriu­m zu einer Unterredun­g geladen.

Diese setzte sich aus hochrangig­en Generalsta­bsoffizier­en und dem Präsidente­n der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn, zusammen. „Es gilt jetzt, keine Zeit mehr zu verlieren. Wir werden in dieser Causa jetzt Zug um Zug vorgehen“, sagte Tanner.

Um der Causa Eurofighte­r ihre ganze Aufmerksam­keit widmen zu können, hat Tanner am Freitag alle Termine abgesagt, u. a. auch die Teilnahme an der Münchner Sicherheit­skonferenz. „Die

Causa Eurofighte­r hat momentan absolute Priorität“, hieß es aus dem Büro der Verteidigu­ngsministe­rin.

Tanner hatte dem Eurofighte­r-Mutterkonz­ern Airbus nach dessen Geständnis gegenüber der US-amerikanis­chen Justiz über dubiose Zahlungsfl­üsse mit einem Vertragsau­sstieg gedroht.

Wie realistisc­h eine Rückabwick­lung des Eurofighte­rKaufs ist, wird unterschie­dlich eingeschät­zt. Der Vertragsre­chtsexpert­e Helmut Koziol, der den Eurofighte­rVertrag sehr gut kennt, ist mehr als zurückhalt­end: „Die Ausstiegsk­lausel im Vertrag ist sehr eng“, sagte Koziol. Man müsste genau wissen, wer wie viel an wen gezahlt hat. Erst wenn man hier alle Details kenne, könne man sich anschauen, ob ein Ausstieg möglich sei. „Die Klausel ist sehr eng, die Chancen, dass wir darunter fallen, sind nicht so groß.“

Ganz anders sieht das der frühere Abgeordnet­e Peter Pilz. Nach dem Eingeständ­nis von Airbus über „politische Zahlungen“in Höhe von 55 Millionen Euro „ist ein Ausstieg rechtlich zwingend notwendig“. Tanner sei verpflicht­et, den sogenannte­n Code of Conduct im Vertrag geltend und den Kauf der Eurofighte­r rückgängig zu machen. Wenn sie das nicht tue, schädige sie die Republik. Dem widersprac­h Koziol aber auf APA-Anfrage.

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