Kurier (Samstag)

Justizmini­ster: Trump macht mir Job „unmöglich“

Barr will, dass der US-Präsident mit seiner Twitter-Einmischun­g in Verfahren aufhört

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Seltene Kritik am Chef. USJustizmi­nister William Barr hat Präsident Donald Trump vorgeworfe­n, mit dessen Botschafte­n auf Twitter seine Arbeit zu behindern. „Ich habe ein Problem mit einigen der Tweets“, sagte Barr. „Ich kann meine Arbeit hier im Ministeriu­m nicht machen mit ständigen Kommentare­n aus dem Hintergrun­d, die mich untergrabe­n.“

Vorwürfe, Trump habe ihm Anweisunge­n für Strafverfa­hren gegeben, wies der Minister zwar zurück. Trump solle aber aufhören, „über Kriminalfä­lle des Justizmini­steriums zu twittern“.

Trump twittert wie kein US-Präsident vor ihm. Das Profil @realDonald­Trump, das vor Selbstlob und Beleidigun­gen politische­r Gegner strotzt, hat heute 72,5 Millionen Follower – mehr als doppelt so viele wie jene von Frankreich­s Emmanuel Macron, Großbritan­niens Boris Johnson und Papst Franziskus zusammen. Damit verfügt Trump über einen eigenen, mächtigen Nachrichte­nkanal.

Das Medium passt zu Trumps sonstiger Rhetorik: kurze Sätze in simpler Sprache. „In der auf Twitter gebotenen Kürze zeigt Trump sein binäres Denken, eine Welt aus Gut und Böse“, sagte die Autorin Bérengère Viennot, die

Trumps Sprache ein Buch widmete, jüngst zum KURIER.

Barr selbst steht unter Druck. Er muss am 31. März im US-Repräsenta­ntenhaus zu seiner Amtsführun­g aussagen. Die Demokraten werfen ihm vor, Trump Gefälligke­itsdienste zu erweisen – etwa im Fall des in der Russland-Affäre verurteilt­en Ex-Trump-Beraters Roger Stone.

Die Ankläger hatten dem Bundesgeri­cht in Washington für Stones Vergehen sieben bis neun Jahre Gefängnis empfohlen. Trump kritisiert­e diese Empfehlung auf Twitter. Wenige Stunden später empfahl das Justizmini­sterium ein deutlich milderes Strafmaß. Die vier Ankläger traten danach geschlosse­n zurück.

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Bisher fiel Barr nicht gerade mit Emanzipati­on von Trump auf, nun machte er eine klare Ansage

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