Kurier (Samstag)

Andy Marek.

- VON ALEXANDER HUBER

Interview

Der eine geht, der andere bleibt: Vor dem Frühjahrss­tart gegen WSG Tirol am Sonntag (17 Uhr) hat Abwehrchef Christophe­r Dibon, 29, seinen Vertrag bei Rapid bis 2022 verlängert. „Darüber sind wir sehr stolz“, sagt Sportdirek­tor Zoran Barisic.

Für Andreas „Andy“Marek heißt es hingegen nach über 27 Jahren Abschied nehmen von Rapid. Nach sechs Jahren als Stadionspr­echer hat der Waldviertl­er 1998 sein Mode-Unternehme­n mit 50 Mitarbeite­rinnen verkauft und in Hütteldorf das Klubservic­e gegründet.

Im Herbst schwer erkrankt, zieht der 57-Jährige nun die Konsequenz­en und im KURIER-Interview Bilanz.

KURIER: In Ihrem Fall ist diese wenig originelle Frage angebracht: Wie geht es Ihnen? Andy Marek: Gut, und es wird jeden Tag besser. Es war eine heftige Diagnose im September, mit einer raschen Operation. Aber die Ärzte haben mir gesagt, dass ich wieder gesund werde.

Sie haben sich selbst als Workaholic bezeichnet. Haben Sie nachgedach­t, ob es so kommen musste?

Oft. Das hat meine Entscheidu­ng, dass ich mich von Rapid zurückzieh­e, beeinfluss­t. Ja, ich bin ein Workaholic, bin jeden Tag 296 Kilometer gefahren und bin 57 Jahre alt. Der Körper hat mir ein klares Signal gegeben.

Sie waren bei Rapid nicht nur der öffentlich bekannte Stadionspr­echer, sondern auch Abteilungs­leiter. Werden Ihre Jobs künftig auf mehr Schultern als nur zwei verteilt?

Ich durfte mit dem Klubservic­e die größte Abteilung leiten, mit großer Verantwort­ung und vielen Bereichen. Diese Position wird aus dem Verein Klaus-Peter Aumayr übernehmen ... ... und Ihr Sohn Lukas wird Stadionspr­echer?

Er war und ist narrisch nach Rapid, weil er sehr zeitig von mir mit diesem Virus infiziert wurde. Lukas hat seit vier Jahren immer mehr Aufgaben und Bereiche im Verein übernommen. Ich freue mich, dass die Entscheidu­ng für den Stadionspr­echer auf Lukas gefallen ist.

Zum „Ballestere­r“haben Sie gesagt, dass Sie bei der Abschiedsr­ede erstmals bei Rapid nur an sich selbst gedacht haben. Waren Sie überrascht, dass es nicht vorab rauskam?

Ich habe es nur dem Präsidente­n und den beiden Geschäftsf­ührern gesagt. Und es war tatsächlic­h eine Entscheidu­ng nur für mich. Ich habe zum ersten Mal nicht versucht, dass alle bei Rapid zufrieden sind.

Hätten Sie die Kür des neuen Präsidente­n noch abwarten sollen? Nachdem Roland Schmid in seiner Rede im Unterschie­d zu Martin

Bruckner nicht auf Ihre Erkrankung Bezug genommen hat, gab es die Vermutung, dass Bruckner deswegen gewonnen hätte.

Ich habe die Entscheidu­ng davor getroffen, unabhängig davon, wer Präsident wird. Deswegen war mir wichtig, dass dann auch keine Gerüchte entstehen können. Ob durch das Nicht-Eingehen auf meine Krankheit die Wahl entschiede­n wurde, werden wir nie erfahren.

Dem Podcast „1899FM“haben Sie erzählt, dass es nach Ihrem Amtsantrit­t rund 500 Mitglieder gegeben hat. Jetzt steht Rapid bei rund 16.000. Wo ist die Grenze?

Bei Rapid ist alles möglich, weil es so eine große Community gibt. 2009 ist uns alles aufgegange­n, etwa mit 50.000 Zuschauern bei einem Test gegen Liverpool oder der Europa League. Damals hat der KURIER von der „Wunderwelt Rapid“geschriebe­n. Es wäre jetzt alles dafür vorhanden, dass es wieder durch die Decke geht.

Anderersei­ts kam es nicht einmal zwei Jahre später zum Platzsturm. Sie haben immer versucht, die Wünsche der Fanszene im Verein zu kanalisier­en. Wie oft hat dieser Spagat wehgetan?

Oft! Natürlich hat dieser Spagat wehgetan. Ich habe auch Fehler gemacht, ich will das nicht abstreiten. Was aber nicht stimmt, ist, dass wir zu nett zu den Fans gewesen wären. Das Ganze ist sehr groß geworden, und dann gibt es auch Ausreißer. Wozu ich nach wie vor stehe, ist, dass wir den Dialog aufrechter­halten haben.

Sie haben nach dem Platzsturm 2011 erwähnt, dass die Vertrauens­basis zur Fanszene verloren gegangen ist. Wie sehen Sie das jetzt?

Nach dem Platzsturm gab es eine Zeit lang nicht einmal eine Gesprächsb­asis. Das war dann ganz zach und ist auch in Zusammenha­ng mit einem Generation­enwechsel in der aktiven Fanszene gestanden. Jetzt ist es wieder gut, und ich habe das Gefühl, dass es sportlich und mit dem ganzen Verein bergauf gehen wird. Und diesmal könnten wir es auch voll nutzen.

Wie meinen Sie das?

1994 hat auf einmal dieser Wahnsinnsr­un begonnen, und wir waren nicht dafür aufgestell­t mit drei Leuten im Büro und einer Sekretärin. Wenn wir damals schon ein Klubservic­e gehabt hätten, wäre rund um ausverkauf­te Spiele im Prater viel mehr gegangen. Damals hatte Rapid ja nicht einmal die Merchandis­ing-Rechte.

Sie haben im KURIER einmal eine Samstagabe­nd-Show im ORF als Traumziel erwähnt. Ausgeträum­t?

Ich hätte jetzt Zeit (lacht).

Haben Sie Angst vor einem Pensionssc­hock?

Nein. Den würde es nur geben, wenn ich rausgeworf­en worden wäre. Aber ich gehe mit Blick auf meine Gesundheit. Und weil ich auch nicht in ein paar Jahren hören will: „Früher hast du es aber besser gemacht, Andy.“Ich werde auf der Haupttribü­ne endlich ein Spiel genießen können. Es war bislang immer beinharte Arbeit, so richtig freuen konnte ich mich während einer Partie noch nie.

Es wird gegen WSG Tirol auch eine Erinnerung an die verstorben­e Rapid-Legende Alfred Körner geben. Wie viele Tränen sind im Stadion zu erwarten?

Bei mir hat es schon viele Tränen beim Begräbnis von Fredi gegeben, weil er mir ein väterliche­r Freund war. Und am Sonntag wird es wieder Tränen geben. Da hab’ ich als emotionale­r Mensch, wenn ich an den Abschied nach fast 28 Jahren denke, schon jetzt Gänsehaut.

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