Kurier (Samstag)

Der Kampf des Rothschild-Enkels

Geoffrey R. Hoguet ist nach Wien gekommen, um zu verhindern, dass das Erbe seiner Familie verschwind­et

- VON MARTIN GEBHART

Schön langsam wird es ernst. Am kommenden Donnerstag wird der 69-jährige Geoffrey R. Hoguet am Bezirksger­icht Hietzing erwartet. Dort kämpft der Enkelsohn von Alfons Freiherr von Rothschild um das Wiener Vermächtni­s seiner Familie. Konkret um die „Nathaniel Freiherr von Rothschild’sche Stiftung“, die die historisch­e Nervenheil­anstalt am Rosenhügel betreibt. Auf der anderen Seite sitzt die Stadt Wien, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Stiftung dem Magistrat einverleib­t hat. Ein Zustand, den der in New York lebende Rothschild-Nachfahre so nicht länger dulden will.

Vertreten wird Geoffrey R. Hoguet durch die Anwaltskan­zlei „Hauser Partners“. Für die Stadt steigt Anwalt Hannes Jarolim in den Prozess-Ring. Die Forderunge­n, mit denen der Magistrat vor Gericht konfrontie­rt wird, bergen einiges an Brisanz: Die Stiftung soll gemäß dem Stifterbri­ef in ihren Ursprungsz­ustand rückgeführ­t werden. Demnach müssten im Kuratorium in Zukunft wieder unabhängig­e Persönlich­keiten sowie Vertreter von Wien und Niederöste­rreich sitzen. Derzeit sind es nur Vertreter des Magistrats. Geschäfte wie die Veräußerun­g des Maria-Theresien-Schlössels sollten für nichtig erklärt werden. Und etwaige Verwertung­spläne der Stadt für den Rosenhügel hinterfrag­t oder gestoppt werden.

„Nicht haltbar“

Geoffrey R. Hoguet weilt nun seit Donnerstag in Wien. Warum er erst jetzt auf den Plan tritt, wird in einem Anwaltssch­reiben damit begründet, dass er erst kürzlich von der Existenz der Stiftung erfahren habe. Und dass er die Sorge habe, dass es hier einige Vorgänge gebe, „mit denen ich als Nachkomme der Stifterfam­ilie nicht einverstan­den sein kann“.

Seitens der Erben wird außerdem betont, dass es in der gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung nicht um etwaige Zahlungen an die Nachkommen gehe, sondern um die Bewahrung des Vermächtni­sses der Rothschild-Familie. Dazu zähle in erster Linie die Nervenheil­anstalt auf dem wertvollen Areal des Rosenhügel­s.

Die Stadt wurde von der Klage überrascht, gibt sich aber vor dem Gerichtste­rmin zuversicht­lich. Laut einer Stellungna­hme von Anwalt

Hannes Jarolim gehe es um „aus unserer Sicht nicht haltbare Argumente“. Es gebe außerdem Vereinbaru­ngen zur Rothschild’schen Stiftung, „welche vor Jahrzehnte­n in größtem Respekt und Einvernehm­en und ganz im Sinne des ursprüngli­chen Stiftungsz­wecks geschlosse­n wurden.“

Den Vorsitz am Bezirksger­icht Hietzing wird am Donnerstag Richterin Ursula Kovar führen.

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Geoffrey R. Hoguet beim Rathaus: Seit Donnerstag ist der Rothschild-Erbe, der in New York lebt, in Wien
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Einer der Pavillons der Nervenheil­anstalt Rosenhügel

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