Kurier (Samstag)

Häuser, die mitdenken

Intelligen­te Häuser können Energie erzeugen, Rollläden steuern und Waschmasch­inen selbst einschalte­n. Doch auch die Anforderun­gen an die Datensiche­rheit in einem „Smart Home“steigen enorm.

- VON BARBARA NOTHEGGER

» Im „G‘scheiten Haus der Zukunft“müssen die Bewohner an vieles nicht mehr denken, weil das Haus selbst denkt: Mit Hilfe von intelligen­ter Technologi­e wird die Fotovoltai­k-Anlage am Dach bedient, die Speicherun­g der Energie kann optimiert werden und Licht und Musik gehen automatisc­h an, wenn ein Bewohner den Raum betritt.

Dieses „G‘scheite Haus“wird kommende Woche auf der Bauen & Energie Messe in Wien präsentier­t. Entwickelt hat es das österreich­ische Elektronik-Handelsunt­ernehmen Siblik. Das Haus funktionie­rt unabhängig von den jeweiligen Hersteller­n der Einzelkomp­onenten. Möglich ist das, weil alle Komponente­n den sogenannte­n KNX-Standard haben. Damit sprechen die eingebaute­n Technologi­en sozusagen eine Sprache. „Der Ansatz ist, dass die

Technik unbemerkt vom Nutzer Dinge verrichtet. Der Nutzer soll nur die Annehmlich­keiten spüren“, erklärt Norbert Ahammer, Geschäftsf­ührer von Siblik. Das Geschäft mit Smart Home Anwendunge­n wie beim „G‘scheiten Haus“wächst weltweit rasant. Laut dem internatio­nalen Branchendi­enst PreciseSec­urity.com steigen die Umsätze um 15 Prozent pro Jahr. 2020 wurden rund um den Globus Produkte im Wert von 90 Milliarden Dollar verkauft – 2024 wird der Markt gar 158 Milliarden Dollar schwer sein. Der größte Bereich sind „smarte Anwendunge­n“, die das Zuhause mit dem Smartphone oder anderen Geräten verbinden können – mehr Komfort und Kontrolle sind das Ziel. Produkte zum Zweck der Sicherheit (Sicherheit­skameras undintelli­genteSchlü­sselsystem­e) sind die zweitmeist­verkaufte Produktgru­ppe.

Von diesem Trend hat auch das Mühlviertl­er Unternehme­n Loxone profitiert. Das vor zehn Jahren gegründete Start-up ist heute einer der global führenden Anbieter für Smart Home-Technologi­e und realisiert­e bereits mehr als 120.000 Projekte, darunter etwa das Hauptgebäu­de des Roten Kreuzes in Barcelona, die Zentrale der niederländ­ischen Lotterie in Amsterdam und das DVTK Stadion im ungarische­n Diosgyör, dem „Fußballsta­dion des Jahres“. Vergangene­s Jahr wurde zudem ein Standort in China eröffnet. Geplant ist dort, die Hauptunive­rsität in Chongqing, eine der größten

Universitä­ten Chinas, mit Loxone Technologi­e auszustatt­en. Auch in privaten Häusern und Wohnungen verbreiten sich intelligen­te Technologi­en kontinuier­lich. Laut PreciseSec­urity.com liegt der Verbreitun­gsgrad im weltweiten Durchschni­tt bei neun Prozent aller Haushalte. Beispiel Sprachassi­stent: Die VAV Versicheru­ng führte kürzlich eine Studie in Österreich durch und kam zum Schluss, dass bereits 18 Prozent der Befragten einen Sprachassi­stenten in ihrem Haushalt verwenden. Solch ein Gerät wird vor allem für Home Entertainm­ent und Nachrichte­nabfragen verwendet. „26 Prozent nutzen den Sprachassi­stenten auch zur Steuerung der Heizung und 37 Prozent zur Steuerung der Beleuchtun­g“, sagt Sven Rabe, Vorstands der VAV Versicheru­ng.

Die Umfrage zeigt allerdings auch, dass das Bewusstsei­n für eine sichere Anwendung von intelligen­ten Technologi­en im Haushalt nicht besonders ausgeprägt ist. Die Hälfte der Befragten schaltet den Sprachassi­stenten nämlich nie aus. „Dieses Ergebnis ist erschrecke­nd. Es scheint wenig Bewusstsei­n für die Gefahren zu geben“, sagt Rabe. „Die Cyberkrimi­nalität steigt aber an.“

Und gerade in einem Smart Home werden Unmengen an Daten über das Verhalten der Bewohner aufgezeich­net und gespeicher­t. „Die Daten sollten nicht in der Cloud gespeicher­t werden, sondern möglichst in zentralen Steuerungs­geräten im Wohnbereic­h“, sagt Siblik-Geschäftsf­ührer Norbert Ahammer. „Bei manchen Anwendunge­n wie einem VideoTüröf­fner, der übers Handy bedient wird, wird es schwierig.“«

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„Das G‘scheite Haus“des Elektronik-Handelsunt­ernehmens Siblik kann den Energiever­brauch und die Temperatur im Haus automatisc­h steuern

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