Kurier (Samstag)

Backstage bei Arbesser

- Von Brigitte R. Winkler

KURIER-Mitarbeite­rin Brigitte R. Winkler ist bei den wichtigste­n Mode-Events weltweit dabei. Auch hier ist sie nah dran – an Modeschöpf­er Arthur Arbesser, der gerade die Kostüme für den „Rosenkaval­ier“der Berliner Staatsoper kreiert hat. Die freizeit wollte sich in der für ihn stressigst­en Zeit unbedingt mit ihm treffen. Es hat geklappt! Ein Porträt über Arthur Arbesser ab

Seit Arthur Arbesser sich dafür entschiede­n hat, sein Leben der Mode zu widmen, klettert er von einem Erfolg zum nächsten. Ob als Mitarbeite­r im Hause Giorgio Armani oder jetzt mit seinem eigenen Modelabel. Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes. Außer es ruft André Heller an.

Zeit! Hat Arthur Arbesser überhaupt Zeit für ein Interview? Kaum angefragt, kommt die Zusage per WhatsApp prompt zurück. Was schafft dieser Mann noch alles? Zuerst legte er ein erfolgreic­hes Modestudiu­m am renommiert­en Saint Martins College in London hin. Dann nahm ihn gleich Giorgio Armani unter seine Fittiche. Sieben Jahre lang arbeitete Arthur für die Mode-Ikone. Wurde immer weiter nach oben befördert. Und wollte doch sein eigenes Ding machen. Arthur: „Bei Armani das war großartig. Aber ich wollte einfach zu 100 Prozent meine Vorstellun­gen von Mode umsetzen können.“

Kaum hatte er sein eigenes Label gegründet, wurde seine Arbeit in den höchsten Tönen gelobt. Kein Wunder, dass es immer mehr Anfragen nach Mitarbeit gab und gibt. Zuerst von Iceberg, dann von Fay, von Silhouette ... Bei der KURIER-Jubiläums-ROMY trugen drei Mädchen seine rote Roben, am 1. Jänner 2019 die Balletttän­zer der Wiener Staatsoper seine Kostüme. Und im Oktober 2018 fragte André Heller bei ihm an. Ob er bereit sei, für den „Rosenkaval­ier“an der Berliner Staatsoper Kostüme zu entwerfen.

Klar sagte Arthur zu. Gehört doch auch die Theaterund Opernwelt quasi von Geburt an zur Welt des Wieners. Arthur: „Ich habe mir schon als kleines Kind genau angeschaut, wenn wir zum Beispiel auf eine Hochzeit gegangen sind, wie die Leute angezogen sind. Dazu kam meine große Leidenscha­ft für Oper und Bühne. Wie dort die Kostüme wirken, wie sich die Darsteller verhalten. Wie das Licht sich mit dem Stoff verhält, wie ein Darsteller komplett durch ein Kostüm verändert werden kann. Mich begeistert die Kraft der Bekleidung.“Und so verbrachte Arthur mit Hingabe und Begeisteru­ng Unmengen Zeit mit dem Studium der Sängerinne­n und Sänger und dem Entwerfen und Anpassen von rund 130 Kostümen in Berlin. Hugo von Hofmannsth­al hat es gewusst: „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“, lässt er die Marschalli­n in seinem Libretto für die Oper „Der Rosenkaval­ier“sinnieren. Eigentlich ist das wunderbare,

von Richard Strauss nicht minder großartig vertonte Werk ja eine Komödie in drei Akten. In dem Strauss die wesentlich ältere und verheirate­te Fürstin Werdenberg am Morgen fast noch in den Armen ihres wesentlich jüngeren Geliebten, Octavian, über die Zeit singen lässt.

Klimt & Wiener Moderne

Beste Übereinsti­mmung also auch hier mit Arthur Arbesser, der momentan ebenfalls ein Lied davon singen kann: Gerade erst hatte er – am 9. Februar – die Premiere von „Der Rosenkaval­ier“in der Staatsoper Berlin hinter sich gebracht. Wie für Heller als Regisseur war es auch Arbessers erste Opernprodu­ktion. Das Bühnenbild kommt von Xenia Hausner, also auch aus Wien, das war André Heller wichtig. Die Malerin hat vor allem in den 1980er-Jahren zahlreiche Opern weltweit ausstaffie­rt.

Arthur: „Dem André Heller ging es um Schönheit und Ästhetik. Und um das Wien des Jahres 1917. Das haben wir drei voll durchgezog­en. Es geht um wunderschö­ne Farben, da gibt es Gold und Gustav Klimt, die Wiener Moderne und Geometrie, das

habe ich ja ein bisschen in meinem Blut und in meiner kreativen Sprache.“Ganz musste er seine Modeschöpf­er-Attitüde nicht vergessen. Im Gegenteil: Für die Szene mit der Übergabe der silbernen Rose durch Octavian an Sophie im zweiten Akt, wollte André Heller, dass ihre anwesenden Freundinne­n so gekleidet sind, als wären sie beim besten Wiener Schneider gewesen ...

Mode in Mailand

Nach der Premiere kehrte Arbesser schleu- nigst wieder vollkommen in seinen ange- stammten Beruf und nach Mailand zurück. Blieben ihm noch genau zehn Tage für die nächste Vorführung. Am 19. Februar zeigt er bei der dortigen Modewoche seine neue Herbst-Winter-Kollektion. Und was ist die Idee dahinter? Arthur: „Es geht recht viel um Freundinne­n und Freunde von mir, die in Mailand arbeiten. Es geht um Architektu­r und Möbeldesig­n. Mehr möchte ich noch nicht verraten.“Die aktuelle Frühjahrsk­ollektion ist von seiner Großmutter inspiriert.

Sie wurde in Siebenbürg­en, einer Region in Rumänien, geboren. Besonders die Handbemalu­ngen ihrer transsilva­nischen Keramiken haben es dem Enkel angetan. Obwohl Arbesser eigentlich Damenmode entwirft, können viele Garderobet­eile mit dem typischen weiß-blauen Muster auch von Männern getragen werden.

Wer Arbessers Mode einfach nur bewundern möchte, hat dazu bis Juli im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) Gelegenhei­t. Einige der unverkennb­aren Modelle des Mode-Meisters sind – neben Helmut Lang oder Schella Kann – Teil der Ausstellun­g „SHOW OFF. Austrian Fashion Design.“, die gerade eröffnet wurde.

„Ich fühle mich extrem mit Oper und Theater verbunden. Das ist als Alternativ­e neben der Mode ein absoluter Glückstref­fer. Wenn man mit so viel Qualität umgeben ist, kann das nur bereichern­d sein.“Arthur Arbesser, Modeschöpf­er

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Arbessers Rosenkaval­ier-Kostüme (ganz o.). Ein Festkleid (o.), Kleid für die Marschalli­n (r.): die Skizzen sind von der Wiener Künstlerin Onka Allmayer-Beck
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Inspiratio­n für die aktuelle FrühjahrsD­amenkollek­tion holte Arbesser sich u.a. von historisch­en Keramiken: Wie man sieht, können auch Männer die Modelle tragen.
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