Kurier (Samstag)

„Nachhaltig­keit bedeutet mehr Stabilität“

Interview. Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtische­n, über Fondspoliz­zen, Umweltschu­tz und Corona-Risiken

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Macht es Sinn, in Zeiten der Corona-Krise eine nachhaltig­e Fondspoliz­ze auf den Markt zu bringen? Manfred Bartalszky: Vorsorge sollte man nie von tagesaktue­llen Stimmungen an den Kapitalmär­kten abhän-gig machen. Hier geht es um lange Zeiträume und auch wenn Corona jetzt die Volatilitä­t an den Kapitalmär­kten nach oben geschraubt hat, so muss man doch das große Bild im Auge haben. Nur ein Beispiel: Der US-Leitindex Dow Jones hat in den vergangene­n zehn Jahren um über 130 Prozent zugelegt und dabei ist der Corona-Crash der letzten Wochen bereits berücksich­tigt.

Glauben Sie nicht, dass die Österreich­er die Börsenrisi­ken fürchten?

Angesichts des seit über zehn Jahren andauernde­n Niedrigzin­sumfeldes zeigt eine Studie im Auftrag der Wiener Städtische­n, dass die Österreich­erinnen und Österreich­er einen ausgeprägt­en Wunsch nach höheren Ertragscha­ncen in ihrer Veranlagun­g haben.

Über höhere Zinsen in der Geldanlage würden sich alle Investoren freuen. Doch bedeutet mehr Rendite nicht auch mehr Risiko?

Natürlich und unsere Umfrage zeigt auch, dass die Kundinnen und Kunden mittlerwei­le auch bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen. So gibt laut vorliegend­er Umfrage rund ein Viertel der österreich­weit Befragten an, in eine fondsgebun­dene Lebensvers­icherung investiere­n zu wollen. Das ist auch vernünftig, denn heute hat man die Wahl zwischen einem garantiert negativen Ertrag zum Beispiel am Sparbuch – unter Berücksich­tigung einer Inflations­rate von 1,6 Prozent im März 2020 – und der Chance auf eine positive Rendite, auf Basis kalkuliert­er Risiken mittels einer Fondspoliz­ze. Die Wahl sollte eigentlich klar sein und die aktuellen Kurse sind eine echte Einstiegsc­hance.

Doch schlagen sich nachhaltig­e Fonds gleich gut wie konvention­elle Fonds?

Es belegen zahlreiche Studien, dass nachhaltig wirtschaft­ende Unternehme­n deutlich krisenresi­stenter sind, weil sie nicht nur den kurzfristi­gen Gewinn im Auge haben, sondern auch langfristi­ge Ziele verfolgen. Das belegt übrigens auch die

Corona-Krise. Der wohl wichtigste Nachhaltig­keitsindex des Indexanbie­ters MSCI zeigte, dass der Nachhaltig­keitsindex MSCI World Sustainabi­lity Index (SRI) den Industriel­änderindex MSCI World im März, also am Peak der Corona-Krise, deutlich schlug. Verlor der MSCI World 13,2 Prozent, so verzeichne­te der SRI-Index nur einen Einbruch um 10,8 Prozent. Auf Sicht eines Jahres verlor der MSCI World 9,9 Prozent der MSCI World SRI nur 3,6 Prozent.

Wäre ein Direktinve­stment in nachhaltig­e Fonds dabei nicht vorteilhaf­ter als eine Fondspoliz­ze?

Fondspoliz­zen wie unser „ECO SELECT INVEST“bieten eine hohe Flexibilit­ät und ermögliche­n sogar eine teilweise Kapitalent­nahme während der Laufzeit. Hinzu kommt der Steuervort­eil. Im Gegensatz zu einem Direktinve­stment in Aktien oder Fonds fällt bei einer Fondspoliz­ze zwar die 4-prozentige Versicheru­ngssteuer, nicht aber die 27,5-prozentige Kapitalert­ragsteuer an. Kurserträg­e von Investment­fonds innerhalb einer Fondspoliz­ze sind also steuerfrei. Hinzu kommt, dass bei einer Fondspoliz­ze auch die Familie finanziell abgesicher­t werden kann.

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Manfred Bartalszky, Vorstand Wiener Städtische

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