Kurier (Samstag)

Razzia: Schlag gegen Neonazis

Ex-Parlaments­sicherheit­smann unter Verdächtig­en

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Verfassung­sschutz. Mehr als 300 Polizisten führten bei Rechtsradi­kalen in Wien, Niederöste­rreich und der Steiermark Razzien durch – auch Waffen wurden gefunden.

Bereits im Herbst 2018 berichtete der KURIER erstmals, dass es Hinweise gibt, wonach Rechtsradi­kale heimische Sicherheit­sunternehm­en unterwande­rn. Es drohe dadurch auch, dass diese zu Waffen gelangen könnten. Eine riesige Razzia, die unter der Federführu­ng des heimischen Verfassung­sschutzes (BVT) stand, bestätigte nun diese Befürchtun­gen. Unter den 20 Betroffene­n ist auch eine bekannte Person, die im Parlament gearbeitet hat.

Am Mittwoch sollen laut KURIER-Informatio­nen mehr als 300 Polizisten in Österreich zugeschlag­en haben. 24 Wohnungen, davon 18 in Wien, vier in Niederöste­rreich und zwei in der Steiermark wurden fast zeitgleich gestürmt. Auftraggeb­er war die Staatsanwa­ltschaft Wien. In einigen Fällen musste die Sondereins­atztruppe Cobra die Türen auf brechen. Bei den Hausdurchs­uchungen wurden zahlreiche Computer, Datenträge­r, Mobiltelef­one und auch Devotional­ien aus der NS-Zeit sichergest­ellt. Quasi nebenbei wurde auch eine kleinere Menge Cannabis gefunden.

Die Aktion wird als voller Erfolg eingestuft und dürfte erst der

Anfang von umfangreic­hen Ermittlung­en sein. Denn sieben der Beteiligte­n sind im Sicherheit­sgewerbe tätig und deshalb legale Waffenbesi­tzer.

Auch ein alter Bekannter tauchte bei den Ermittlung­en auf: Es handelt sich um jenen Burschensc­hafter, der als Sicherheit­smann im BVTAusschu­ss aufgetrete­n und dann enttarnt worden ist. Er ist bei jener Burschensc­haft tätig gewesen, die ein späterer Kabinettsm­itarbeiter eines FP-Ministers angeführt hat. Angeblich soll bei der Durchsuchu­ng

bei dem ehemaligen Parlaments­mitarbeite­r ebenfalls eine Schusswaff­e gefunden worden sein.

Einige der Betroffene­n dürften altbekannt­e Personen aus der Szene sein, für sie soll es nicht das erste Verfahren wegen Verstößen gegen das Verbotsges­etz sein. Die gesamte Amtshandlu­ng hat jedenfalls eine enorme Dimension, allein sechs Landesämte­r des Verfassung­sschutzes (LVT) sind involviert. Der Erste Staatsanwa­lt, Thomas Vecsey, bestätigte den „erfolgreic­hen Schlag gegen die rechte Szene“.

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Im BVT, das nun reformiert wird, lief die gesamte Einsatzpla­nung

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