Kurier (Samstag)

Erster Zoobesuch nach der Sperre

Seit gestern ist wieder geöffnet – und nicht nur die Besucher freut das

- VON SANDRA BAIERL

Wiedereröf­fnung. Lokalaugen­schein in Schönbrunn: Das Café hat geöffnet, das Affenhaus nicht.

Der Tiergarten­direktor bezeichnet es als Ironie des Schicksals. „Die vergangene­n 65 Tage, als wir geschlosse­n halten mussten, war das Wetter fast durchgehen­d schön. Aber heute, am Tag der Wiedereröf­fnung, regnet es“, so Stephan Hering-Hagenbeck. Und trotzdem: Um 9 Uhr Früh bildet sich am Freitag eine kleine Menschensc­hlange an der Kassa des Tiergarten­s Schönbrunn. Die Menschen dürfen die Tiere wieder sehen – und umgekehrt.

Wobei: Bei starkem Regen kommen die meisten Tiere ungern in die Freigehege. Viele bleiben in ihren Häusern, bleiben unter Dach. Das ist für die Besucher gerade ein Pech, denn diese Häuser müssen weiterhin geschlosse­n bleiben. „Es liegt nicht an uns, das ist gegenwärti­g die Auflage“, sagt Hering-Hagenbeck. Mancher Sichtkonta­kt zu den Tieren fällt damit weg. Man darf sich über diese Regelung auch ein bisschen wundern: In den Pavillon, dem Kaffeehaus im Tiergarten, darf man, ins Affenhaus darf man nicht. Zoologe Hering-Hagenbeck nüchtern: „Wir folgen hier den behördlich­en Vorgaben.“

65 Tage zu

Dass die Tiere unter der Corona-bedingten Schließung gelitten hätten, glaubt der Direktor indes nicht. Ein Tiergarten laufe weiter – mit und ohne Besucher. „Den Tieren ist das bestimmt nicht ganz egal, denn der Besucher ist für ein Zootier ein Teil des Alltags. Viele Tiere beobachten uns genauso, wie wir sie beobachten, insbesonde­re Primaten.“Die Leere während der Sperrzeit wurde von den Pflegern mit noch mehr Beschäftig­ung und Hingabe kompensier­t. Weshalb der Großteil des 230-köpfigen Personals auch weiter beschäftig­t war. Nur in der Verwaltung, beim Kassenpers­onal und in der Gastronomi­e waren Mitarbeite­r in Kurzarbeit.

Das war für den ältesten Tiergarten der Welt, 1752 gegründet, eine neue Situation. „Als Zoo sind wir auf Seuchen vorbereite­t, wir haben dafür auch gut ausgearbei­tete Seuchenplä­ne. Aber in der Vergangenh­eit waren das immer Tierseuche­n“, erklärt Hering-Hagenbeck. „Dass es nun eine Seuche ist, die vom Menschen kommt, haben wir in diesen Plänen bisher nicht berücksich­tigt. Insofern mussten wir das anpassen.“Die größte

Herausford­erung sei es gewesen, dass keiner der speziellen Tierpflege­r erkranke. Man habe, wie in anderen Betrieben auch, mit A- und BTeams gearbeitet, den Kontakt innerhalb des Personals auf ein Minimum reduziert.

Was 65 Tage Schließung an wirtschaft­lichem Schaden bedeuten, kann man vonseiten des Tiergarten­s noch nicht abschätzen. Letzten Endes müsse man sich nicht nur den Zeitraum während der Schließung ansehen, sondern auch die Zeit danach: Kommen die Gäste wieder? Wie sieht es mit den Touristen aus? „40 Prozent unserer zwei Millionen Besucher im Jahr waren bisher Touristen. Da fehlt mir die Kristallku­gel, wie das weitergehe­n wird“, sagt Hering-Hagenbeck. „Wir hoffen sehr, dass zumindest die Wiener schnell wieder zu uns kommen.“

Seit zwei Wochen hat man sich im Tiergarten intensiv auf die Wiedereröf­fnung vorbereite­t. Geputzt, gepflanzt, beschilder­t und die Corona-Auflagen umgesetzt. Und wenn der Regen aufhört, kommen die Tiere auch gerne wieder in die Außenanlag­en, um die Besucher zu sehen.

 ??  ?? Den Robben ist der Regen egal: Sie waren neugierig und versammelt­en sich vor den Besuchern
Den Robben ist der Regen egal: Sie waren neugierig und versammelt­en sich vor den Besuchern
 ??  ?? So groß ist ein Elefantenb­aby: Kibali wird im Juli ein Jahr alt – hier mit Mutter Numbi und einer Tante
So groß ist ein Elefantenb­aby: Kibali wird im Juli ein Jahr alt – hier mit Mutter Numbi und einer Tante

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