Kurier (Samstag)

„FPÖ braucht eine Heilsfigur, um die alles kreist“

Die FP-Doppelspit­ze sei ein Fehler, sagt Haider-Stratege Petzner

- VON DANIELA KITTNER

Zwölf Prozent in den Umfragen, nach kurzem Regierungs­vergnügen wieder in der Opposition, attackiert vom eigenen Ex-Obmann: Ein Jahr nach Ibiza befindet sich die FPÖ in desolatem Zustand. Viele Anhänger wie Gegner der FPÖ glauben zwar, wenn das „Ausländert­hema“wieder hochkomme, werde es die FPÖ automatisc­h wieder nach oben spülen. Doch Stefan Petzner, der ehemalige Chefstrate­ge von Jörg Haider, hält diese These für zu kurz gegriffen. „Eine populistis­che Partei wie die FPÖ braucht eine Heilsfigur, eine Sonne, um die alles kreist.“Der blaue Wählermagn­et sei stets die Person an der Spitze gewesen. „Wir hätten bei Landtagswa­hlen einen Hydranten aufstellen können, der lokale Spitzenkan­didat war völlig wurscht. Die Leute haben gesagt: ,Wir wählen den Haider‘“, erzählt Petzner.

Auch fürs Partei-Innenleben ist die Führungsfi­gur bedeutend. „Die FPÖ ist seit Jahrzehnte­n gewöhnt und darauf gedrillt, eine starke Führungspe­rsönlichke­it an der Spitze zu haben“, meint Petzner. Daher sei klar: „Die Doppelspit­ze ist ein Fehler. Je eher man sie abschafft, umso besser für die FPÖ.“

Bei Opposition­sparteien müsse Klubspitze und Parteiführ­ung

in einer Hand sein.

Tatsächlic­h gibt es derzeit zwei Machtzentr­en: Norbert Hofer, den Parteichef, und Herbert Kickl, den Klubchef. Beide können auf finanziell­e Ressourcen zugreifen, und auf politische: auf die Akademie der eine, auf den Klub der andere.

Petzner: „Wenn die FPÖ wieder reüssieren will, muss sie sich auf eine Führungspe­rsönlichke­it einigen.“

Phase für Kickl

Wer das sein kann, darüber will Petzner nicht spekuliere­n. Von anderen Parteiinsi­dern hört man, dass Kickl in der jetzigen Phase durchaus der richtige Mann sein könnte: „Wenn die FPÖ klein war, war sie immer radikaler, härter. Das ist das richtige Programm, um den Parteikern zu festigen. Wenn man das gut macht, kann man damit 15 bis 17 Prozent erreichen.“

Je größer die FPÖ wurde, desto breiter und weicher habe sie sich aufgestell­t, um

Wählerschi­chten über die eigene Kernklient­el hinaus anzusprech­en.

Dazu würde die FPÖ – vielleicht nach der nächsten Nationalra­tswahl – wohl einen frischen Anführer brauchen. Als Zukunftsho­ffnungen der FPÖ gelten der Steirer Mario Kunasek oder der Niederöste­rreicher Udo Landbauer.

Mit einem frischen Anführer könnte sich wiederhole­n, was das blaue Urgestein Andreas Mölzer in einem Beitrag für das neue Politische Jahrbuch der ÖVP über die jüngere Geschichte der FPÖ geschriebe­n hat: „Schritt für Schritt vollzog der junge Parteichef Strache den Aufstieg der Haider-FPÖ aus den 90er-Jahren nach, gewann eine Nationalra­tswahl nach der anderen, um schließlic­h bei der Nationalra­tswahl 2017 mit 26 Prozent nahezu das gleiche Ergebnis zu erzielen wie Haider 1999. Strache – als zu Beginn seiner Karriere weithin unterschät­zter Epigone Haiders – schaffte, was dem Bärentaler nicht vergönnt war: als Vizekanzle­r in eine Bundesregi­erung einzutrete­n.“

Dann kam Ibiza – und die FPÖ steht wieder am Anfang.

„Wenn die FPÖ wieder reüssieren will, muss sie sich auf eine Führungspe­rsönlichke­it einigen“

Stefan Petzner ehemaliger Haider-Stratege

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Heinz-Christian Strache, Jörg Haider: Paralleler Aufstieg für die FPÖ. Wer kommt danach?
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