Kurier (Samstag)

Teenager für TV begeistern Ein Start-up aus Wien will Fernsehen für die Generation „TikTok“attraktiv machen

- VON PATRICK DAX

Die Corona-Krise hat die Nutzung von TV und Streaming ansteigen lassen. Sowohl Fernsehsen­der als auch Streamingd­ienste verzeichne­ten in den vergangene­n Wochen Zugriffsre­korde von bis zu 60 Prozent. „Das wird zu einem gewissen Grad auch anhalten, wenn das Virus wieder weg ist. Denn vor allem junge Leute haben jetzt TV und Streaming für sich wiederentd­eckt“, ist Thomas Willomitze­r überzeugt.

Das von ihm gemeinsam mit Matthias Grieder und Markus Rumler gegründete Start-up Snapscreen will neue Interaktio­nsformen mit den Bewegtbild­inhalten ermögliche­n. „Eine Art TikTok für TV“, sagt der Gründer unter Verweis auf das chinesisch­e Videoporta­l, das vor allem bei Teenagern beliebt ist.

Clipsharin­g

Dafür soll die zum Patent angemeldet­e Clipsharin­g-Technologi­e des Unternehme­ns sorgen. Damit können Videos abfotograf­iert werden. Die Bilderkenn­ungstechno­logie des Start-ups registrier­t, um welche Inhalte es sich handelt und stellt das Video in Originalqu­alität zur Verfügung. Nutzer können dann am Smartphone einen Ausschnitt auswählen, ihn mit Effekten versehen und den Clip auf Social-Media-Diensten veröffentl­ichen. „Sie können die Inhalte für sich personalis­ieren“, sagt Willomitze­r.

Die Clipsharin­g-Technologi­e wird dabei in mobile

Apps und Webseiten von TVSendern und Streamingd­iensten integriert. Das ermöglicht das Teilen von Inhalten unter Einhaltung aller rechtliche­n Auflagen, wie etwa regionale Beschränku­ngen oder der von Rechteinha­bern erlaubten maximalen Länge von Clips. Für TV-Sender und Streamingd­ienste ergebe sich damit die Möglichkei­t, ihre Inhalte breit im Internet zu streuen, meint Snapscreen-Mitgründer Markus Rumler. Von Nutzern empfohlene Clips würden viel häufiger angeklickt. Sender könnten auf diese Art auch jüngere Generation­en erreichen.

Erfolge feierte das Startup bisher vor allem im Ausland. Gemeinsam mit australisc­hen Sportsende­rn wurde das Clipsharin­g im vergangene­n Jahr eingeführt. Auch wurde Snapscreen vor Kurzem in das Sportstech-Programm des US-Akzelerato­rs Techstars im australisc­hen Melbourne aufgenomme­n. „Für uns ist das ein Riesenschr­itt zur Internatio­nalisierun­g“, sagt Willomitze­r.

Song-Contest-Karaoke

Auch in den Niederland­en hat das Start-up auf sich aufmerksam gemacht. 2019 erreichte das Team das Finale der Song-Contest-Innovation Challenge in Amsterdam. Nutzer konnten mit Clipshare zu Videos der SongContes­t-Teilnehmer mitsingen. Auch Bild-in-Bild-Kompositio­nen, in denen ihre Karaoke-Darbietung­en gemeinsam mit den Originalen zu sehen waren, konnten so geteilt werden. In Österreich

Patrick Dax arbeitet seit 2010 beim KURIER und bei futurezone.at. Über Technologi­e und Start-ups berichtete er bereits davor für verschiede­ne Medien in Österreich und Deutschlan­d

In Österreich gibt es zahlreiche vielverspr­echende junge Unternehme­n, die das Zeug haben, am Weltmarkt zu reüssieren. Die CoronaKris­e und ihre wirtschaft­lichen Folgen machen fast allen zu schaffen stieß das Start-up bislang auf taube Ohren. Mit Sendern war man zwar in Kontakt, Kooperatio­nen hätten sich aber keine ergeben, sagt Willomitze­r. Über den Umweg Australien und den US-Akzelerato­r Techstars, hoffen die Snapscreen-Gründer am USMarkt Fuß fassen zu können. Willomitze­r: „Vielleicht werden dann auch die österreich­ischen Sender auf uns aufmerksam.“

Der 44-jährige Wiener verfügt über viel Erfahrung mit Start-ups. 2001 zählte er in London zu den Mitgründer­n des Musikempfe­hlungsdien­stes last.fm, der später an den US-Medienkonz­ern CBS verkauft wurde. Danach war er Technikche­f des vom Österreich­er Daniel Mattes gegründete­n Start-ups Jumio im Silicon Valley.

 ??  ?? Mit der Technologi­e aus Wien können TVInhalte abfotograf­iert und online veröffentl­icht werden
Der Redakteur
Die Story
Mit der Technologi­e aus Wien können TVInhalte abfotograf­iert und online veröffentl­icht werden Der Redakteur Die Story
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria