Teenager für TV begeistern Ein Start-up aus Wien will Fernsehen für die Generation „TikTok“attraktiv machen
Die Corona-Krise hat die Nutzung von TV und Streaming ansteigen lassen. Sowohl Fernsehsender als auch Streamingdienste verzeichneten in den vergangenen Wochen Zugriffsrekorde von bis zu 60 Prozent. „Das wird zu einem gewissen Grad auch anhalten, wenn das Virus wieder weg ist. Denn vor allem junge Leute haben jetzt TV und Streaming für sich wiederentdeckt“, ist Thomas Willomitzer überzeugt.
Das von ihm gemeinsam mit Matthias Grieder und Markus Rumler gegründete Start-up Snapscreen will neue Interaktionsformen mit den Bewegtbildinhalten ermöglichen. „Eine Art TikTok für TV“, sagt der Gründer unter Verweis auf das chinesische Videoportal, das vor allem bei Teenagern beliebt ist.
Clipsharing
Dafür soll die zum Patent angemeldete Clipsharing-Technologie des Unternehmens sorgen. Damit können Videos abfotografiert werden. Die Bilderkennungstechnologie des Start-ups registriert, um welche Inhalte es sich handelt und stellt das Video in Originalqualität zur Verfügung. Nutzer können dann am Smartphone einen Ausschnitt auswählen, ihn mit Effekten versehen und den Clip auf Social-Media-Diensten veröffentlichen. „Sie können die Inhalte für sich personalisieren“, sagt Willomitzer.
Die Clipsharing-Technologie wird dabei in mobile
Apps und Webseiten von TVSendern und Streamingdiensten integriert. Das ermöglicht das Teilen von Inhalten unter Einhaltung aller rechtlichen Auflagen, wie etwa regionale Beschränkungen oder der von Rechteinhabern erlaubten maximalen Länge von Clips. Für TV-Sender und Streamingdienste ergebe sich damit die Möglichkeit, ihre Inhalte breit im Internet zu streuen, meint Snapscreen-Mitgründer Markus Rumler. Von Nutzern empfohlene Clips würden viel häufiger angeklickt. Sender könnten auf diese Art auch jüngere Generationen erreichen.
Erfolge feierte das Startup bisher vor allem im Ausland. Gemeinsam mit australischen Sportsendern wurde das Clipsharing im vergangenen Jahr eingeführt. Auch wurde Snapscreen vor Kurzem in das Sportstech-Programm des US-Akzelerators Techstars im australischen Melbourne aufgenommen. „Für uns ist das ein Riesenschritt zur Internationalisierung“, sagt Willomitzer.
Song-Contest-Karaoke
Auch in den Niederlanden hat das Start-up auf sich aufmerksam gemacht. 2019 erreichte das Team das Finale der Song-Contest-Innovation Challenge in Amsterdam. Nutzer konnten mit Clipshare zu Videos der SongContest-Teilnehmer mitsingen. Auch Bild-in-Bild-Kompositionen, in denen ihre Karaoke-Darbietungen gemeinsam mit den Originalen zu sehen waren, konnten so geteilt werden. In Österreich
Patrick Dax arbeitet seit 2010 beim KURIER und bei futurezone.at. Über Technologie und Start-ups berichtete er bereits davor für verschiedene Medien in Österreich und Deutschland
In Österreich gibt es zahlreiche vielversprechende junge Unternehmen, die das Zeug haben, am Weltmarkt zu reüssieren. Die CoronaKrise und ihre wirtschaftlichen Folgen machen fast allen zu schaffen stieß das Start-up bislang auf taube Ohren. Mit Sendern war man zwar in Kontakt, Kooperationen hätten sich aber keine ergeben, sagt Willomitzer. Über den Umweg Australien und den US-Akzelerator Techstars, hoffen die Snapscreen-Gründer am USMarkt Fuß fassen zu können. Willomitzer: „Vielleicht werden dann auch die österreichischen Sender auf uns aufmerksam.“
Der 44-jährige Wiener verfügt über viel Erfahrung mit Start-ups. 2001 zählte er in London zu den Mitgründern des Musikempfehlungsdienstes last.fm, der später an den US-Medienkonzern CBS verkauft wurde. Danach war er Technikchef des vom Österreicher Daniel Mattes gegründeten Start-ups Jumio im Silicon Valley.