Kurier (Samstag)

BITTE GEHEN SIE WEITER!

Wandern ist des Müllers Lust. Nicht nur. Auch Dichter und Denker waren auf Schritt und Tritt von Gedanken angetan, die sie während des Gehens überkamen. Die folgt Wegen, die einst Anastasius Grün, Beethoven und Franz Liszt in Wien, Niederöste­rreich und de

- Von Bernhard Praschl (Text) und Gilbert Novy (Fotos)

Andere Zeiten, andere Gepflogenh­eiten. Während um das Jahr 1900 Autoren wie Peter Altenberg, Karl Kraus, Anton Kuh, Alfred Polgar und Joseph Roth ein verrauchte­s Kaffeehaus als den perfekten Arbeitspla­tz empfanden, ging es ein paar Jahrzehnte zuvor wesentlich luftiger – und deswegen nicht unprodukti­ver – zu. Dichter und Denker wollten an die frische Luft, besonders im Frühjahr. Einmal in Bewegung gekommen, brauchte etwa Anastasius Grün nicht lange darüber grübeln, was er zu Papier bringen will. „Sieh, da nahmen die Gedanken ihren leichten Wanderstab“heißt es etwa in den Versen der „Frühlingsg­edanken“. Geschriebe­n hat Grün dieses Gedicht direkt „auf dem Cobenzlber­ge“, wie es im Untertitel des Poems lautet. Inspiratio­nen für den Rest seiner „Spaziergän­ge eines Wiener Poeten“fand er darüber hinaus in Asperner Fluren, Gartenlaub­en von Gasthäuser­n und dem Turm des Stephansdo­ms.

Wer sich auf seine Spuren begeben will, nimmt vom Cobenzl weg den Rundwander­weg auf den Kahlenberg. Die schöne Wienerwald­runde garantiert nette Ausblicke auf die Stadt Wien. Hinweise auf Anastasius Grün finden sich auf dieser Route zwar kaum, dafür hat diese Runde einen großen Vorteil: Wer sie vorzeitig abbrechen will, hat nicht weit zu einer Öffi-Haltestell­e.

Für Sieben-Meilen-Stiefel

Ein anderes Kaliber ist der Beethoven-Wanderweg. Mehr als 40 Kilometer lang, richtet er sich eher an Wanderer denn an Spaziergän­ger. Eine Variante davon erstreckt sich sogar über 70 Kilometer! Scheint fast so, als wäre der Titan der Töne im Besitz von Sieben-Meilen-Stiefel gewesen.

Der Beethoven-Wanderweg ist jedenfalls rot-weiß-rot markiert, zusätzlich mit der Zahl 40 gekennzeic­hnet und stellt die üblichen Spaziergän­ge des Komponiste­n weit in den Schatten. Auf den Wegen zwischen seinen sommerlich­en Wohnsitzen

Länge: Dauer: 17 km

4,5 Stunden

Neckenmark­t

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