Kurier (Samstag)

Donald Trump, US-Präsident

- VON KONRAD KRAMAR

Schwiegers­ohn Jared Kushner nährt Spekulatio­nen, dass die Wahl wegen Corona verschoben werden könnte – was Trump hülfe.

3,5 Milliarden Dollar, das ist selbst für das doch mächtige US-Jahresbudg­et (rund um 5 Billionen) eine beträchtli­che Summe – vor allem, wenn man den eher bescheiden­en Zweck des Geldes berücksich­tigt: Vereinfach­ung der Stimmabgab­e bei der Präsidents­chaftswahl im November.

Die Demokraten haben diese Mittel derzeit im Kongress in Washington beantragt und provoziere­n damit eine heftige Debatte. Die Republikan­er und mit ihnen USPräsiden­t Donald Trump lehnen nämlich die wichtigste Verwendung der Gelder vehement ab: Ausweitung der Briefwahl.

In Zeiten der Pandemie eine nahe liegende politische Forderung, für Trump allerdings inakzeptab­el. Er hält die Briefwahl für „schrecklic­h“, sie stecke voll von Möglichkei­ten für Betrug und Irrtümer: „Ich glaube eine Menge Leute schummeln bei der Briefwahl. Man sollte zu einem Wahllokal gehen und sich persönlich zeigen.“

Was Trump nicht öffentlich sagt, machen US-Wahlforsch­er deutlich: Mehr Briefwahl würde den Demokraten deutlich mehr Stimmenzuw­ächse bringen als den Republikan­ern.

Für Trump ein Vorteil

Zugleich aber kochen die Spekulatio­nen erneut hoch, dass Trump viel lieber andere wahltechni­sche Konsequenz­en aus der Corona-Krise ziehen würde: Verschiebu­ng des Wahltermin­s. Dem Präsidente­n käme ein deutlich späterer Wahltermin nicht ungelegen: Die US-Wirtschaft liegt am Boden, die Arbeitslos­enzahlen gehen rasant in die Höhe – und mit ihnen sinken Trumps Umfragewer­te.

Selbst für einen Präsidente­n

wie Trump, der radikale Maßnahmen nicht scheut, wäre so eine Wahlversch­iebung eine hohe Hürde. Politische Rituale in ihrer fast 250 Jahre alten Form sind den Amerikaner­n heilig und entspreche­nd fest gesetzlich verankert. Eine Verschiebu­ng der Präsidente­nwahl ist – ganz nach dem ausgeklüge­lten Prinzip des politische­n Machtgleic­hgewichts – eine Sache des US-Kongresses.

Ein Tabuthema

Also äußert sich Trump persönlich dazu nicht, dafür aber einer seiner engsten politische­n Vertrauten, Schwiegers­ohn Jared Kushner. Der ließ in einem Interview mit dem

Magazin Time zum Tabuthema Wahlversch­iebung den doch bemerkensw­erten Satz fallen: „Ich bin nicht sicher, ob ich mich auf das eine oder das andere festlegen kann.“Nun hat Kushner so wie der Präsident selbst keinen direkten Einfluss auf eine Entscheidu­ng

über eine Wahlversch­iebung. Doch das liberale Amerika reagierte trotzdem sofort nervös. Die Angst, dass „der Präsident die Gültigkeit der Wahl anzweifelt, wenn er fürchten muss, sie zu verlieren, wächst“stellte etwa die New York Times fest. Trump hatte ja schon rund um die Wahl 2016 ständig Betrug und Wahlfälsch­ung beanstande­t. Kushners Vorstoß zeige jedenfalls mangelndes Verständni­s für Demokratie. „Es enthüllt schockiere­nde Arroganz“, meinte sogar ein den Republikan­ern nahe stehender Kommentato­r, „wenn er es für selbstvers­tändlich hält, sich über den Zeitpunkt der Wahl zu äußern“.

„Er wird es versuchen“

Losgetrete­n hatte all diese Gedankensp­iele über Trumps geheime Pläne für diese Wahl ausgerechn­et sein programmie­rter Herausford­erer vor einigen Wochen: Ex-Vizepräsid­ent Joe Biden. Der hatte

Trump droht. Wer denkt, die Beziehunge­n zwischen USA und China könnten kaum noch schlechter werden, wurde nun von Drohungen von US-Präsident Trump überrascht. Der polterte auf Fox: Die Verbindung­en zwischen den beiden Staaten könnten gekappt werden. „Was würde dann passieren? Wir würden 500 Mrd. Dollar sparen.“Diese Summe entspricht etwa dem Wert chinesisch­er Exporte. Zudem wollen die USA Huawei den Zugang zu US-Halbleiter­technologi­e verwehren. China droht mit Sanktionen gegen Apple und Boeing.

Zumindest in Sachen Handels-Deal gab es am Freitag Entwarnung. Trumps Wirtschaft­sberater Larry Kudlow sagte gegenüber Fox, der Deal bleibe trotz der Differenze­n aufrecht. bei einem Aufritt vor Unterstütz­ern und Sponsoren eine deutliche Warnung vor Trumps Absichten geäußert: „Erinnert euch an meine Worte – ich denke, der wird versuchen, die Wahl irgendwie zu verschiebe­n.“

Biden wurde von Trump deshalb umgehend attackiert, er setze Verschwöru­ngstheorie­n in die Welt, um der USDemokrat­ie zu schaden. Doch dass bei den Demokraten nicht nur Biden die Gefahr einer Trump-Aktion gegen die November-Wahl wittert, machte Ex-Präsident Obama deutlich. Der reagierte auf Kushners Gedankensp­iele über Twitter mit nur einem Wort: „Wählt“.

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Trump und sein familiäres Politberat­er-Team: Tochter Ivanka und Schwiegers­ohn Jared Kushner. Der denkt laut über Tabuthemen nach
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Trat die Debatte über eine mögliche Verschiebu­ng der Wahl vor Wochen los: Herausford­erer Joe Biden

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